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24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch

24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch

Titel: 24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Hrsg Steinbrede
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etwas von einer Überraschung und dass sie Geduld haben sollten. Dann verschwanden wir in meinem Zimmer. Erst als es draußen dunkel wurde, ging ich ins Wohnzimmer, wo Mama und Papa schon gespannt warteten. Sie waren ziemlich erstaunt, als sie mich sahen: verkleidet als Weihnachtsengel im weißen Gewand und mit Glitzersternen im Haar. Noch erstaunter waren sie, als sie in mein Zimmer kamen. Julius hatte alle Plastiktiere seines Spielzoos an die Zweigegehängt. Und Nele hatte jedem Tier ein Bein mit Gipsbinden umwickelt. Ich hatte aus weißen Mullbinden Schleifchen gebunden und dazugehängt. Mama sollte sich schließlich nicht so alleine fühlen mit ihrem kranken Bein.
    Julius trug ein Rentiergeweih. Das hatten wir aus Pappe ausgeschnitten und mit Klebestreifen auf seinem Kopf festgemacht. Nele war als Schneemann verkleidet. Mit ihrer orangefarbenen Papiernase, Papas Hochzeitshut und den vier Kopfkissen von Mama und Papa um den Bauch sah sie richtig schneemännisch aus.
    „Das ist ja eine schöne Bescherung!“, rief Papa und raufte sich die Haare. Mama knuffte ihn in die Seite und lachte: „Ja! Gutes Stichwort. Bescherung! Wo bleibt eigentlich das Christkind? Das wird sich doch kein Bein gebrochen haben?!“ Da musste Papa auch lachen und rannte aus dem Zimmer. Schon kurze Zeit später kam er zurück. Mit einem Arm voller Geschenke. Und mit Frau Goldberg. Die gehörte doch jetzt auch zu uns.
    Mama legte sich auf mein Bett, Frau Goldberg setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl, und wir anderen saßen auf dem Fußboden. Wir packten Geschenke aus, aßen Würstchen und Kartoffelsalat, tranken Fruchtpunsch und sangen Weihnachtslieder.
    Mama war auch gar nicht böse, dass wir für mein Weihnachtsengelkleid ein Tischtuch zerschnitten und ihren orangefarbenen Lippenstift für Neles Schneemannnase vermalt hatten.
    „Das ist das schönste Weihnachtsfest in meinem ganzen Leben!“, strahlte sie und umarmte uns. „Und ihr Kinder, ihr seid das größte Geschenk, das ich mir vorstellen kann.“

14. Dezember
    Gerit Kopietz
    Der Besuch der alten Dame

Es war ungefähr zehn Tage
vor Weihnachten, als die Geschichte begann. Dabei wollte Mama vor dem Abendessen nur noch eben zwei bis drei Kleinigkeiten im Einkaufszentrum in der Schmidtstraße besorgen. Das ist nicht weit. Und sie kam auch tatsächlich schon wenig später mit ihrer vollgestopften Leinentasche zurück. „Zugegeben“, meinte Mama, „aus den zwei bis drei Kleinigkeiten sind doch sechs bis sieben geworden.“ Und dabei grinste sie mich an wie ein Honigkuchenpferd. Ich liebe diese Geheimniskrämereien und das Bauchkribbeln so kurz vor Weihnachten.
    Mamas Grinsen stand ihr beim Abendessen noch immer im Gesicht. „Hört euch diese Suchanzeige mal an!“ Sie hielt eine jener Karten von der Supermarkt-Pinnwand in der Hand. „Einsame alte Dame möchte an Weihnachten nicht allein sein. Wer hat ein großes Herz und lädt 84-Jährige zum Fest ein?“ Mama blickte stumm und erwartungsvoll in unsere kleine Runde. Was sollte ich, Amelie, 12 Jahre, dazu sagen? Unser letztes Weihnachtsfest kam mir in den Sinn: Nach Messe, Bescherung und Abendessen war es richtig gemütlich geworden. Bis in die Nacht hatten wir noch gespielt. Zu dritt, wann gab es das sonst? Insgeheim hatte ich mir das für dieses Fest wieder gewünscht. Und nun? Weihnachten mit einer alten Dame?
    Ich sah meinen Vater an, der offensichtlich noch nachdachte. Seine Antwort traf mich wie ein Schlag: „Ein wunderschöner Gedanke, Laila. Die Dame soll bei uns ein frohes Fest erleben. In diesem Alter weiß man schließlich nie, ob es nicht das letzte ist.“ Da war die Entscheidung gefallen, bevor ich mich überhaupt dazu äußern konnte. Meinen Eltern schien gar nicht aufzufallen, dass meine Meinung noch ausstand, denn sie grinsten zufrieden. Ich aber konnte mir ein Augenrollen nicht verkneifen.
    Noch am selben Abend sprach Mama am Telefon eine herzliche Einladung aus. „Sie klingt nett, diese Frau Neumann. Ich glaube, sie ist uns sehr dankbar. Sie ließ sich nicht einmal davon abbringen, sich um das Weihnachtsessen zu kümmern. Und sie lässt euch beide grüßen!“ Das fand Paps nun weniger prickelnd. Nicht, dass Frau Neumann uns grüßen ließ, sondern dass er in diesem Jahr erstmals auf seinen traditionellen Karpfen verzichten musste.
    Die Tage bis Weihnachten verflogen wie nie. Mehr noch als sonst musste das Haus geputzt werden, damit am Heiligen Abend alles im Lichterglanz erstrahlte. Wichtiger als sonst war

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