24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
den großen Tisch, der komplett unter einer glatt ausgerollten Teigschicht verschwindet. „Äh, Hein … ist das nicht ein bisschen viel?“
Hein hebt die Schultern. „Der Käpt’n hat gesagt, ich soll bloß nicht zu wenig machen.“
„Das schaffen wir nie allein.“ Piet läuft zum Heck, wo die Männer der Mannschaft zusammensitzen und Piratenlieder zum Besten geben.
Piet schneidet eine Grimasse. „Könnt ihr nicht mal Weihnachtslieder singen, statt immer nur Drei Fässer Rum sind unser größter Schatz oder Mein Messer ist immer schön scharf? Schließlich ist Advent! Wer hilft beim Plätzchenbacken?“
Die Piraten starren Piet entsetzt an. „Plätzchen backen? Junge, hast du einen Sonnenstich? Wir sind doch keine Weiber!“
„Na gut, dann nicht.“ Piet dreht sich um. „Hab ich mir ja schon gedacht …“
„Moment! Advent?“, brüllt der kahle Kalle. „He, Jungs, ich hab doch glatt vergessen, dass ich heute diesen Kalender aufmachen darf!“
Unter dem Gelächter seiner Kumpels humpelt er zu dem Brett, von dem an langen Schnüren die Fläschchen des Piraten-Adventskalenders herunterbaumeln.
Piet ist schon fast wieder an der Kombüsentür, als Kalle losbrüllt.
„Na warte! Diesen feigen Dieb werd’ ich an den nächsten Riesenkraken verfüttern! Wer mopst hier jeden Tag die Flaschen?“
Am Brett hängen wirklich nur noch zwölf Flaschen. Irgendjemand war schneller als Kalle.
Der schiebt sich fluchend an Piet vorbei, um bei Hein eine Ersatzflasche zu besorgen.
Piet wandert vorsichtshalber erst mal übers Deck. Wer klaut jeden Tag den Schnaps?
Kalles Schimpfen kommt jetzt wieder vom Heck, also kann Piet zurück in die Kombüse. Er dreht sich um.
Moment – wer sitzt denn da hinter dem Kasten? Der lange Enno. Müsste der nicht gerade im Ausguck stehen? Er kritzelt etwas auf ein zerknittertes Papier, eine leere Schnapsflasche liegt auf dem Boden.
„Was tust du da? Ist das etwa Kalles Flasche?“
Enno macht vor Schreck einen Luftsprung.
„Kalle schmeißt dich über Bord, wenn er das rausfindet“, sagt Piet. „Was wird das?“
Ennos Unterlippe fängt an zu zittern. „Ich … also … ein Wunschzettel. Für den Weihnachtsmann. Damit er uns auch findet. Wir sind ja jeden Tag woanders!“
„ Du nimmst immer die Flaschen?“, ruft Piet.
Enno nickt. „Du wünschst dir doch so sehr, dass der Weihnachtsmann kommt“, flüstert er. „Und vielleicht bringt er uns auch was … Aber ich kann nicht gut schreiben.“
„Zeig mal!“ Piet nimmt das Blatt.
Darunter hat Enno eine Landkarte aufgemalt und eingezeichnet, wo sich das Schiff gerade befindet.
„Pass auf. Ich helfe dir beim Schreiben und du mir beim Backen“, sagt Piet. „Einverstanden?“ Enno nickt. Schnell schreibt Piet den Brief neu. Enno steckt ihn in die Flasche, drückt den Korken fest und wirft sie über Bord. „Meinst du, das klappt?“
Piet zuckt die Schultern. „Ich glaube, damit der Weihnachtsmann uns findet, muss es hier erst mal weihnachtlicher werden.“
Enno verzieht das Gesicht, doch dann fangen seine Augen an zu leuchten. „Wir stecken Kerzen an den Mast!“
Piet nickt begeistert. „Und ein paar Ketten aus der Schatztruhe können wir danebenhängen – dann sieht es aus wie ein Weihnachtsbaum. Aber erst backen wir.“
Mit Messern schneiden sie Sterne aus dem Teig. Dann probiert Piet einen Schneemann und Enno einen Engel. Hein schiebt das erste Blech übers Feuer.
Kalle streckt den Kopf zur Tür herein. „Was riecht denn hier so verdammt gut?“
„Plätzchen!“, rufen Piet, Enno und Hein.
„Darf ich mal kosten?“, fragt Kalle.
„Klar. Und wenn du uns hilfst, darfst du auch Teig naschen“, sagt Piet.
Kalle setzt sich an den Tisch und sieht eine Weile zu. „Ihr könntet auch eine Kerze ausschneiden. Oder eine Glocke“, sagt er.
„Bitte.“ Piet zeigt auf den Teig.
Langsam zieht Kalle sein Messer aus dem Gürtel und fängt an, die Form einer Glocke einzuritzen. Zwischendurch schiebt er sich Teigbrösel in den fast zahnlosen Mund. „Mmmh.“ Er schließt die Augen. „Das schmeckt nach … Weihnachten.“
Piet grinst. Und ist sich mittlerweile ziemlich sicher, dass er die wilden Kerle schon irgendwie dazu bringen wird, mit ihm Piratenweihnachten zu feiern …
13. Dezember
Barbara van den Speulhof
Wie wir Weihnachten gerettet haben
Ausgerechnet am 13. Dezember
passierte das Unglück. Dabei hätte es ein so schöner Tag werden können. Nach der Schule hatte ich mit Nele, meiner Schwester,
Weitere Kostenlose Bücher