Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
krepieren.«
    Matt lächelte freudlos. Die Erfahrungen in dieser postapokalyptischen Welt hatten ihn oft genug eines Besseren belehrt. Trotzdem ging er weiter; was hätte er auch tun sollen?
    Ein Geräusch nur wenige Schritte später ließ sie erneut innehalten. Ein Rauschen, Brausen… Ihre Blicke gingen in die Richtung, aus der sie gekommen waren – und aus der jetzt etwas anderes kam. Etwas, das genau auf sie zuhielt…
    … und im letzten Moment über sie hinwegjagte. Kreischend stob die bunte Wolke davon.
    »Ein Schwarm Vögel!«, keuchte Crow. »Haben Sie erkannt, was für welche es waren?«
    »Sie werden mir wohl kaum glauben«, erwiderte Matt, »wenn ich sage, dass sie für mich wie Zwergpapageien aussahen.«
    »Papageien –«, begann Crow.
    »– am Südpol?«, schloss Matt. »Offensichtlich…« Er grinste schief. »Und ich fürchte, das war nicht die letzte Überraschung hier.«
    Crows Driller zitterte leicht. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt. »Insekten und Vögel – schön«, sagte er gepresst. »Das soll uns nicht aufhalten.«
    »Wir bewegen uns auf unbekanntem Terrain«, erinnerte ihn Matt. »Manchmal ist ein gewisses Maß an Vorsicht –«
    Crow war offenbar nicht an seinen Ratschlägen interessiert. »Weiter!«, schnarrte er. »Und etwas mehr Tempo!«
    Sie kamen an einer Abzweigung vorbei; ein leicht bogenförmiger Gang führte nach rechts. Im Dämmerlicht konnte Matt erkennen, dass er nach zehn Metern in einen anderen Tunnel mündete.
    »Wir bleiben in diesem Gang«, entschied Crow.
    Kurz darauf erklang ein neues Geräusch, das rasch lauter wurde, aber sich komplett von dem des Vogelschwarms unterschied.
    Crow fluchte hinter Matt, und als der den Kopf wandte, konnte er gerade noch zur Seite springen und sich gegen die Wand pressen, um nicht von dem Geweih des heranstürmenden Hirsches verletzt zu werden.
    Das Tier seinerseits war auf die Begegnung offenbar auch nicht vorbereitet gewesen, denn es stieß abgehackte bellende Schrecklaute aus, während es sich mit ausholenden Sprüngen entfernte. Das Klackern der Hufe ließ seinen Weg zumindest akustisch verfolgen, als es schon um die Biegung außer Sicht war.
    »Ein Rothirsch!« Matt war sich sicher. »Und was für ein kapitaler Bursche dazu… Hier herrscht ganz schön Betrieb!«
    Crow schien nach dieser neuerlichen Begegnung nun doch erheblich irritiert zu sein. Bisher hatte er mit militärischer Disziplin sein Ziel verfolgt und war nicht bereit gewesen, sich durch irgendwelche äußeren Einflüsse davon ablenken zu lassen. Nun zwang er sich dazu, nachzudenken: Sie befanden sich in einem abgeschlossenen Bereich, den sie nur durch eine gesicherte Schleuse hatten betreten können. Dass sich hier drinnen Insekten, Vögel und anderes Getier tummelten, war deshalb absurd und ließ eigentlich nur den Schluss zu, dass die Anlage der Hydriten, in der sich der Flächenräumer befinden sollte, nicht annähernd so abgeschlossen war, wie es für sie den Anschein gehabt hatte.
    Allerdings, dachte Matt, enthält auch diese These einen Denkfehler, mindestens ebenso kapital wie der gerade gesehene Hirsch. Denn wie sollen Insekten, Vögel und Rotwild im Ewigen Eis überleben?
    Selbst wenn man davon ausgehen mochte, dass die Erbauer dieses Komplexes dereinst Geschöpfe aus anderen Erdteilen hierher verfrachtet hatten – wie hätten die zehntausend Jahre überdauern sollen? Hier gab es keine Nahrung für sie, von den anderweitig nötigen Lebensbedingungen einmal ganz abgesehen.
    Es war ein Rätsel, das sie ohne weitere Erkenntnisse nicht lösen konnten. Matt beschloss seine Überlegungen zu vertagen. Momentan führten sie zu nichts. Crow schien es ähnlich einzuschätzen, denn er unternahm nicht einmal den Versuch, darüber zu debattieren.
    Der Hufschlag war verklungen. Sie setzten ihren Weg im seltsamen Zwielicht, das den Tunnel erfüllte, fort.
    Bis sie erneut gestoppt wurden.
    Durch einen Schrei, so kreatürlich und bis zum Bersten mit Schmerz und Not gefüllt, wie ihn nur ein Sterbender ausstoßen konnte.
    In diesem Fall – ein Sterbendes. Denn unverkennbar war, dass es sich um ein Tier handelte, das da brüllte und dessen Schrei so abrupt endete, als hätte ihm etwas die Kehle durchtrennt.
    ***
    Ohne Crows Befehl abzuwarten war Matthew Drax losgestürmt, und dem General blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Ob es eine gute Idee ist, dem Todesschrei eines Tieres entgegen zu laufen?, fragte sich Matt, während seine Stiefel über den leicht

Weitere Kostenlose Bücher