2403 - Mission CHEOS-TAI
liebe sie seit ...."
„Seit du mit Pouxai Sand-Akademien gebaut hast." Limbox sah plötzlich so traurig aus wie jedes Mal, wenn er über ihre Schwester sprach. Er war derjenige, der sie am meisten vermisste. Er hatte ihr näher gestanden als irgendjemand sonst, ihre Mutter eingeschlossen.
„Denkst du noch oft an sie?", fragte Pothawk.
„Ich hatte sogar Angst vor diesem Tag."
Pothawk verstand genau, worauf der Bruder anspielte. Ihm selbst ging es nicht anders. „Du meinst, weil Pouxai am Tag starb, bevor Vizquegatomi zur Akademie ging."
„Was liegt näher, als dass auch heute etwas Schreckliches geschieht, an dem Tag, ehe du uns verlässt?"
„Unsinn!"
„So? Und warum fühlst du dann genau dasselbe? Mach mir nichts vor. Du hast versucht, Vizquegatomis Stelle einzunehmen und für mich eine Art Vater zu sein, aber du hast es nie geschafft, vor mir irgendetwas zu verbergen. Weder deine Liebe zu Imosazi noch deine Ängste, die du zugegeben immer besser unter Kontrolle hast."
Oder die ich immer besser verdränge und verberge, dachte Pothawk. Es überraschte ihn, solch tiefgründige Worte von seinem kleinen Bruder zu hören. „Dennoch wäre es völlig unlogisch, dass gerade heute etwas ..."
„Ist denn alles immer logisch?"
Pothawk senkte den Kopf. „Es ist ..."
„Mutter ist nicht da."
Limbox’ Worte schienen um ihn zu kreisen und immer wieder auf ihn einzuhämmern. Mutter ist nicht da. „Das ist nicht dein Ernst."
Limbox streckte seinen schmalen Hals.
Die tentakelartigen Fortsätze unter den Ohrenhänden waren zu voller Länge ausgefahren und hingen traurig herab. „Ich habe vor zwei Stunden gesehen, wie sie das Haus verlassen hat."
„Was? Wohin?"
Limbox schwieg, aber die Gestik seiner Ohrenhände war unmissverständlich.
„Bist du sicher?"
„Glaubst du etwa, ich weiß nicht mehr, was ich gesehen habe?"
„Hast du wirklich keinerlei Zweifel daran, dass sie zum Brunnen gegangen ist?"
Schweigen breitete sich aus. Mutter ist nicht da.
Pothawk schaute seinen Bruder lange an. „Wenn du glaubst, sie will sich umbringen, warum hast du sie nicht aufgehalten?
Warum stehst du dann tatenlos hier herum?"
„Und warum unternimmst du nichts, wenn du denkst, dass ich einen Fehler begehe?"
Darauf konnte Pothawk nicht antworten.
Mutters Leben war zerstört, seit Vater gestorben war. Nachdem Pouxais Krankheit diagnostiziert worden war, existierte sie nur noch als ein Schatten ihrer selbst.
Seit ihre Tochter vor vier Jahren gestorben war, zerfiel sie von Monat zu Monat mehr.
Sie war blass, dürr und kraftlos.
Mutter ist nicht da.
„Dürfen wir sie denn aufhalten?", fragte Limbox. „Wenn sie gehen will, haben wir dann das Recht, sie daran zu hindern? Sie will Pouxai schon so lange folgen und Erlösung finden. Wer sind wir, dass wir ihr diese Gnade verweigern dürfen?"
„Wir sind ihre Söhne."
„Und genau deswegen werden wir abwarten. Zwei Stunden. Dann ist es noch früh genug, um sie zu suchen."
„Am Tag, ehe Vizquegatomi zur Akademie ging, brachte sich Pouxai um", sagte Pothawk leise, und er verspürte plötzlich kein Verlangen mehr, zum Brunnen zu eilen und nach seiner Mutter zu sehen. „Am Tag, ehe ich gehe ..." Er brach ab.
Mutter ist nicht da.
Neue Schuld legte sich auf ihn und drückte ihn nieder; Schuld, für die er keinerlei Verantwortung trug.
Seine Mutter kam nie zurück. Sie erreichte noch nicht einmal den Brunnen von Quemaya, ehe sie starb. Woran, konnte kein Mediziner feststellen.
*
Seit er ein kleiner Junge war, hatte sich Pothawk darauf gefreut, in eine Rohrbahn zu steigen, um die Akademie der Diebe mit eigenen Augen zu sehen. Als es so weit war, konnte er keine Begeisterung empfinden.
Hatte sich Vizquegatomi ebenso gefühlt?
Das Leben außerhalb ihres Heimatdorfes begrüßte die Brüder nicht gerade mit Wohlwollen ...
Da Limbox zu jung war, um Verantwortung für Haus und Besitz zu übernehmen, musste er das nächste Jahr in der Obhut des Bildungszentrums verbringen, wo er seit einiger Zeit eine Spezialausbildung absolvierte. Seine Fähigkeiten als Nano-Hand waren inzwischen legendär.
Es war Pothawk nicht leichtgefallen, Limbox zurückzulassen, aber ihm blieb keine Wahl.
Die Akademie öffnete nur einmal im Jahr ihre Tore für die Neuankömmlinge aus den Städten und Dörfern der LAOMARK, und wer diesen Termin verpasste, würde nie wieder eingelassen werden. Das war die erste Lektion, die ein angehender Hightech-Meisterdieb zu lernen hatte.
Aus Zunux
Weitere Kostenlose Bücher