2403 - Mission CHEOS-TAI
waren in den letzten Jahren nur wenige in die Akademie aufgenommen worden. Viz, Imosazi, eine Fangzahnschüssel voll anderer. Es war für Pothawk also eine große Ehre.
Er freute sich darauf, Viz wieder zu treffen, und ihm wurde mulmig, wenn er daran dachte, Imosazi zu begegnen. Sie war damals nicht gegangen, ohne ihn noch einmal zu besuchen, ihm einen langen Blick zu schenken und wie zufällig ihre Seite an ihm zu reiben. Gesagt hatte sie nichts außer: „Du weißt es, nicht wahr?"
Diese Worte hatten ihn seitdem fast in den Wahnsinn getrieben. Bedeuteten sie etwas, oder liebte Imosazi nur das Spiel mit leeren Hinweisen? Wer vermochte zu sagen, was in ihrem Kopf vorging?
Vielleicht bereitete es ihr Freude, ihn zu verwirren, verheißungsvolle Bilder heraufzubeschwören und dann dem älteren Bruder über den Rücken zu streichen?
Pothawk hatte es aufgegeben, darüber nachzudenken. Es führte zu nichts, er quälte sich nur selbst, indem er sich in Hoffnungen hineinsteigerte, die sich als vergebens erweisen konnten.
Er folgte einer spontanen Laune und verließ die Rohrbahn etliche hundert Meter vor seinem Ziel.
Es hieß, die Akademie sei schon von Weitem zu sehen. Im LaoNet waren die Bilder allgegenwärtig, die aus großer Entfernung aufgenommen worden waren – aber aufgezeichnete Bilder und eigene Erfahrung waren zwei völlig verschiedene Dinge.
Im Gewühl der Stadt Saxuan fand er sich wieder. Laosoor eilten umher, auf Laufbändern und Rollfahrzeugen; über ihm zischte eine Unzahl Gleiter. Die Atmosphäre berührte ihn eigentümlich.
Natürlich wusste er, wie das Leben in der Stadt war, aber er hatte Zunux kaum verlassen. Sein Vater hatte ihn einmal in die Stadt mitgenommen, als er noch ein Kleinkind gewesen war, aber daran konnte er sich nicht erinnern. Nur die unermüdlichen Berichte seiner Mutter zeugten davon.
Seine Mutter – der Gedanke fuhr wie ein glühendes Messer in seinen Leib. Nun würde sie nie wieder die alten Geschichten erzählen. Geschichten, die ohnedies mit Pouxais Tod allmählich gestorben waren.
Dennoch hatte er ihren Erzählungen eben in Gedanken das Beiwort unermüdlich gegeben, weil sie früher immer wieder davon geredet hatte, ohne sich darum zu scheren, dass niemand es hören wollte. Was gäbe er in diesem Augenblick darum, die Geschichten ein weiteres Mal zu hören.
Mit dem, was er nun sah, war sein bisheriges Leben in keiner Weise vergleichbar.
Hektik und Lärm um ihn herum. Holografische Werbetafeln und einschmeichelnde Melodien wollten ihn in diverse Geschäfte locken.
Sosehr ihn die Stille in Zunux gelangweilt hatte – ob er sich an das Leben in der Stadt gewöhnen könnte, wagte er zu bezweifeln.
„He, junger Freund!"
Pothawk wirbelte herum. Eine Gestalt stand neben ihm, dürr und mit schneeweißen Flecken im schwarzen Fell, das schon bessere Zeiten gesehen hatte und wie struppiges Stroh borstig abstand.
„He, junger Freund", wiederholte der Laosoor und schabte mit allen vieren auf dem Boden. Das kratzende Geräusch übertönte jeden Umgebungslärm. „Siehst verloren aus. Falorimo mein Name, Falorimo."
„Ich habe dich auch beim ersten Mal verstanden."
Falorimo warf den Kopf hin und her und fuhr hektisch mit den Ohrenhänden über die Fangzähne, als wolle er sie polieren. So stumpfgrau und von feinen Rissen übersät, wie sie waren, war das allerdings von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Sie hätten dringend einen DerwanÜberzug benötigt, aber so, wie dieser Bursche aussah, konnte er sich keinen einzigen Tropfen des kostbaren Metalls leisten, geschweige denn die medizinische Aufbringung bezahlen.
„Du bist ein Scherzbold", behauptete Falorimo.
„Was willst du? Ich habe keine Zeit."
Das war eine glatte Lüge, denn in der Akademie wurde er erst in vier Stunden erwartet. Pothawk verspürte allerdings nicht die geringste Lust, sich mit diesem Verrückten abzugeben. Er wollte die Akademie sehen.
„Nein, nein, die Frage ist nicht, was ich will, sondern was du willst. Du bist fremd hier, das sehe ich auf den ersten Blick."
Wahrscheinlich würde er seine Offenheit schon bald bereuen, aber Pothawk sagte: „Ich suche einen Platz mit gutem Ausblick auf die Akademie der Diebe."
„Akademie, ja, die Akademie. Ich war auch dort."
„Du?" Mehr musste er nicht sagen. In diesem einen Wort wurde überdeutlich, was er von dieser Behauptung hielt.
„Du glaubst mir nicht? Was muss ich tun, um es zu beweisen? Ja, ich kann es beweisen!"
„Wie sieht es darin
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