2409 - Grenzwall Hangay
signalisierend. „Auf ein Wort, Expeditionsleiter."
Atlan bedeutete der Posbi, die noch weniger Schlaf benötigte als er und der Haluter, nämlich gar keinen, näher zu treten.
Niemand hielt sich so strikt an die Vorschriften wie sie. Wenn Togoya sich darüber hinwegsetzte und eigenmächtig ihr Terminal verließ, um auf die Galerie zu kommen, musste Gröberes im Busch sein.
„Anregungen vom Kontracomputer-Segment?", fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Mir selbst ist etwas aufgefallen."
Routinemäßig, erklärte sie, beobachte sie die anderen Mitglieder der Zentrale-Crew und vergleiche, was sie sehe, mit den gespeicherten Aufnahmen. Keineswegs, um ihre Kollegen zu bespitzeln; vielmehr versuche sie, auf diese Weise mehr über das genuine Verhalten rein biologischer Intelligenzen zu lernen.
„Dabei habe ich bemerkt, dass sich bei ausnahmslos allen die Merkmale einer beginnenden Erschöpfung mehren. Sie wissen es selbst noch nicht, aber sie sind deutlich abgespannter, als es ihrem jeweiligen Biorhythmus entspräche."
„Was wollen Sie damit andeuten? Dass der Einfluss des Grenzwalls in Bälde auf die gesamte Besatzung übergreifen wird?"
Sokrat spreizte die Finger aller vier Hände. Sein mittleres, gelbes Auge blinzelte alarmiert.
„Eine gewisse erhöhte Belastung könnte auch der kritischen Lage geschuldet sein", beschwichtigte Atlan. Noch während er sprach, horchte er in sich hinein.
Pulsierte der Zellaktivatorchip unterhalb seines linken Schlüsselbeins stärker als gewöhnlich? Schwer zu sagen.
„Es handelt sich um minimale Vorzeichen", sagte Major Togoya. „Wie erwähnt sind sich die Betroffenen, allesamt Eliteraumfahrer, die schon eine Menge erlebt haben und daher mit Stress umgehen können, dessen nicht bewusst, dass sie körperlich und geistig stärker abbauen als normal. Aber das ist nicht alles."
Ausgehend von ihrer Beobachtung, berichtete die Posbi, habe sie über Funk ihre Artgenossen befragt, ob in letzter Zeit Fehlfunktionen der biologischen Anteile statistisch häufiger als sonst aufgetreten wären. „Die Antwort lautet: ja, sogar signifikant. Und zwar bei Modellen mit sehr geringfügigen, also schwachen und daher empfindlicheren Plasma-Komponenten."
Atlan trat an die Brüstung der Empore und blickte nach unten. Alle relevanten Pulte der Hauptleitzentrale waren ordnungsgemäß bemannt. Die jeweiligen Missionsspezialisten wirkten entspannt, aufgeweckt und guter Dinge.
Das täuscht. Der Grenzwall greift nach euch, meldete sich sein Extrasinn. Ihr solltet zusehen, dass ihr schleunigst Land gewinnt.
*
Abermals berief Atlan die Chefwissenschaftler ein und konfrontierte sie mit Jawna Togoyas Behauptungen. Indicas Abwesenheit „wegen eines dringlichen Projekts" nahm er mit Befriedigung zur Kenntnis.
„Die beunruhigenden Beobachtungen der Koko-Interpreterin", sagte Khapeth-Shepar, während er mit der Hand seinen hellblonden Zopf glatt streifte, „korrelieren mit einer These, die Leutnant Gy Fenthain aufgestellt hat, einer unserer Halbraum-Spezialisten. Ohne es empirisch untermauern zu können, vermuten er und einige weitere Kollegen, dass auch das Psionische Netz im Grenzwall Hangay zerstört oder unterbrochen ist."
„Kann die Ursache der allgemeinen, rascheren Erschöpfung darin zu suchen sein?", fragte Atlan.
„Falls innerhalb des Diskontinuums die Vitalenergie biologischer Wesen, vereinfacht ausgedrückt, durch die Lücken im Psionischen Netz abfließt ... Möglich wäre es. Und ziemlich unangenehm."
„Das kannst du laut sagen."
Der meist leicht säuerlich wirkende Woodlarker verzog das Gesicht. „Damit wollte ich mich darauf beziehen, dass derlei Halbraum-Effekte häufig die Tendenz aufweisen, nicht kontinuierlich anzuwachsen, also linear, sondern exponentiell."
„Es wird immer schneller immer stärker, je mehr Zeit vergeht."
„Das steht zu befürchten."
Atlan beschloss, die Besatzung vorläufig noch nicht zu informieren, um keine hypochondrischen Reaktionen auszulösen. Jedoch würde er gleich nach dieser Besprechung die Chefmediker sämtlicher Schiffe vorwarnen und anhalten, nach potenziellen Gegenmitteln zu forschen. „Können wir eine Abschirmung errichten, die uns vor dem Verlust der Vitalenergie schützt oder diesen zumindest reduziert?"
Er blickte von einem zum anderen, die ganze Rundung des Tisches entlang. Die Gesichter sprachen Bände. Niemand gab dem vorgeschlagenen Unterfangen eine reelle Chance.
„Wir befinden uns im Bann von
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