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2409 - Grenzwall Hangay

Titel: 2409 - Grenzwall Hangay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mittels Veränderung der Synthesizer-Algorithmen millionenfach variieren lassen.
    Ähnlich verhält es sich mit meinen körpersprachlichen Mustern. Vom unterwürfigen Weibchen bis zur herrischen Übermutter enthält meine interne mimetische Bibliothek jede beliebige Abstufung.
    Trotzdem – oder gerade deshalb – habe ich mit menschlichen Verhaltensweisen, insbesondere im emotionalen Bereich, gewisse Probleme. Ich musste erst lernen, dass meine Perfektion, offen zur Schau getragen, verstörend und abschreckend wirkt.
    Seltsam, aber hundertfach verifiziert: Nicht Makellosigkeit, sondern vielmehr kleine Fehler und physische wie psychische Mängel erwecken Sympathie! Wie sich das mit dem unter fast allen Intelligenzwesen verbreiteten Streben nach Vollkommenheit vertragen soll, habe ich bis heute nicht herausgefunden.
    Jedenfalls spiele ich mit, so gut es mir gelingt. Ich halte mich zurück, lasse oft wider besseres Wissen anderen den Vortritt.
    Die Frage, warum ich mich so vielen so eindeutig Minderwertigen unterordne, würde ich als ketzerisch betrachten. Das Zentralplasma auf der Hundertsonnenwelt, von dem ich, wie sämtliche Angehörigen meines Volkes, ein unbedeutender Ableger bin, fühlt sich organischen Wesen verpflichtet und in ganz besonderer Weise den Terranern. Seine Weisheit ernstlich anzuzweifeln, maße ich mir nicht an.
    Ich bin ein Wechselbalg, pendle ständig, Millionen Male in der Sekunde, zwischen zwei Existenzformen hin und her.
    Keiner von beiden, weder der menschlichen noch jener der Roboter, gehöre ich wirklich an. Die einzige Weise, wie ich bislang damit fertig werden kann, ist: mit Demut.
    Manchmal allerdings muss auch jemand wie ich über seinen Schatten springen.
    Ha! Noch so eine widersinnige, unmöglich realisierbare terranische Redensart ...
    Mein Name: Jawna Togoya.
    Mein Ziel: Hangay aus den Klauen der Chaosmächte zu befreien.
     
    7.
     
    Blutverlust
     
    Startac Schroeder war der Nächste.
    Noch auf dem Weg zur Haupt-Medostation erlitt der Teleporter und Orter einen Kreislaufkollaps. Bald darauf lag er, medikamentös stabilisiert, im Krankenzimmer neben seinem Freund Trim Marath und dem ebenfalls parapsychisch begabten Halb-Vincraner Uluth Karsmaq.
    Die Vermutung lag auf der Hand, dass alle drei Mutanten Opfer desselben offenbar vom Grenzwall Hangay ausgehenden Einflusses waren. Ihre Symptome mochten sich zum Teil unterscheiden, doch die Gemeinsamkeiten überwogen: starker, wenngleich undifferenzierter Abscheu vor dem sie umgebenden Diskontinuum, einhergehend mit körperlicher Schwäche und weitgehendem Verlust der Selbstkontrolle.
    „Du bist ebenfalls psionisch begabt", sagte Atlan zu Amanaat-Marmeen, der behandelnden Medikerin, die ihn über den Zustand ihrer Patienten informiert hatte. „Wirkst aber auf mich, bitte verzeih die Anspielung, wie das blühende Leben.
    Verspürst du keine Beeinträchtigung?"
    „Nein." Die Morann-Wanderpflanze bediente sich zur Kommunikation eines chemischen Translators, der ihre Duftäußerungen ins Interkosmo übertrug.
    „Allerdings ist mein Metabolismus gänzlich andersgeartet und überdies die Reichweite meiner Psi-Fähigkeiten sehr gering. Marath, Karsmaq und Schroeder hingegen reagieren als Kosmo-Spürer, Paralauscher und Orter besonders sensibel auch auf Hyperphänomene in ungleich größeren Distanzen."
    „Das wird’s wohl sein. Besteht Aussicht auf baldige Besserung?"
    „Ich fürchte, nein. Nicht, bevor wir die Barriere überwunden haben. Immer vorausgesetzt, die Erkrankung wird tatsächlich von dem Grenzwall verursacht."
    „Wofür leider sehr viel spricht."
    „Nicht zuletzt die Selbstbeobachtung der Betroffenen."
    Nachdem er Amanaat-Marmeen gedankt und die Interkom-Verbindung zur Medo-Sektion getrennt hatte, fragte Atlan wieder einmal bei Indica und Savoire nach. Vergeblich: Die Nexialistin hatte keine neuen Erkenntnisse anzubieten, und ESCHER rechnete.
    Atlan ging in die direkt an die Galerie anschließende Cafeteria, stillte seinen Durst und nahm eine leichte Mahlzeit zu sich. Nach einem Abstecher zur Toilette begab er sich wieder auf die Empore der Expeditionsleitung, wo Domo Sokrat die Stellung gehalten hatte. „Keine Neuigkeiten, nehme ich an?"
    „Du liegst leider richtig, Atlanos."
    „Mit Verlaub, meine Herren", erklang von der Treppe eine rauchige Stimme: „Ihr irrt."
     
    *
     
    „Bitte entschuldigt mein ungebührliches, unangemeldetes Auftreten", sagte Jawna Togoya, durch leichtes Hüftschwingen Befangenheit

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