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2409 - Grenzwall Hangay

Titel: 2409 - Grenzwall Hangay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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denselben Zerstreuungs- und Absorptionseffekten wie alle übrigen empfangenen Signale."
    „Irgendwelche Theorien?", fragte Atlan.
    Indica hob bedauernd die schmalen Schultern. „Nichts, was wir guten Gewissens präsentieren könnten. Die Phänomene sind mir und ausnahmslos allen zugezogenen Kollegen unverständlich. Aber das ist, offen gesprochen, auch nicht anders zu erwarten gewesen. Ein Einfluss, der selbst einem Kosmischen Messenger den Zugang verwehrt, liegt definitiv jenseits unseres Begreifens und unserer Begrifflichkeit."
    Abrupt stand Startac auf. „Dann haben wir hier auch nichts mehr verloren. Reine Zeitverschwendung, dieses Blabla. Ich sehe lieber mal nach Trim."
    Atlan runzelte die Stirn. Er kannte Schroeder schon sehr lange. Der 72-jährige Teleporter gab sich öfters mal zugeknöpft und wortkarg.
    Aber so unhöflich und irrational verhielt er sich normalerweise nicht ... Startac schwankte, als er durch das Schott trat, stützte sich für einen Moment am Türrahmen ab, dann rannte er regelrecht davon.
    „Alles in Ordnung?", rief Atlan ihm nach.
    Er bekam keine Antwort.
     
    Personalia (VII)
     
    Ich bin ein Wechselbalg.
    Ein Januskopf, ein Zwitterwesen.
    „Hybrid" bedeutet „gemischt", aber auch „eingebildet, überheblich". In der Tat fällt es mir manchmal schwer, mein Licht, wie die Terraner sagen, unter den Scheffel zu stellen.
    Eine ihrer vielen unsinnigen Redewendungen: Eine Lichtquelle, über die ein undurchsichtiger Behälter gestülpt wird, erfüllt doch keinen Zweck mehr, oder? Es sei denn, es gäbe im Inneren etwas zu erhellen. So ist die Aussage aber nicht gemeint.
    Weise ich meine menschlichen Bekannten auf die logische Inkohärenz einer solchen Metapher hin, lachen sie meist gönnerhaft. „Auch du musst nicht immer jedes Wort verstehen", sagen sie.
    Heiterkeit vorgaukelnd, Kumpanei etablierend, lache ich mit. Wissen sie wirklich nicht, dass ich sämtliche in der Galaxis Milchstraße bekannten Sprachen beherrsche, inklusive aller regionalen Dialekte und Feinheiten?
    In meinem Brustkorb befindet sich eine ellipsoide Konstruktion mit einer Höhe von 25 Zentimetern, deren größter Durchmesser fünfzehn Zentimeter beträgt. Damit denke und fühle ich.
    Mein egopositronischer Teil führt Millionen Rechenoperationen schneller aus, als Menschen „Piep!" sagen können. Die Bioplasmakomponente, im Prinzip ein neuronales Netz mit hoch regenerativen Binnenstrukturen und trotz der immensen Flexibilität dauerhaften, zellulären mnemnotischen Engrammen, verleiht mir mein Individualbewusstsein, meine Persönlichkeit, meine Intuition und Emotionen, kurz: meinen Charakter.
    Lebendes Plasma und Positronik sind durch Biopon-Blöcke und Balpirol-Halbleiter hypertoyktisch verzahnt. Dadurch werden organische Impulse in technisch verwertbare Symbolgruppen übersetzt und wieder zurück. Seit dem Evolutionssprung meines Volkes im Jahr 428 NGZ spricht man auch von einer Bionischen Vernetzung.
    Die diesen Seelentorso tragenden Körperteile und Gliedmaßen bestehen aus hochverdichtetem Verbundstoff und miniaturisierten Meisterwerken der Kybernetik. Ein Mikrokraftwerk versorgt mich mit Energie. Meine Stärke, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit übertrifft jene der meisten organischen Lebewesen bei Weitem.
    Im Schädel sind bloß Sensorik und periphere Positronik-Elemente untergebracht. Dafür kann ich aus den beiden Zeigefingern die Mündungen von Kombistrahlern ausfahren.
    Um mein robotisches Skelett schmiegt sich wie ein Kokon die Bioplast-Beschichtung, der ich das Aussehen einer Menschenfrau verdanke. Keiner „Sexbombe", das wäre vulgär. Männliche Humanoide schnappen nicht sofort nach Luft, wenn sie meiner ansichtig werden; beim zweiten Blick jedoch zeigen sie durchwegs Interesse.
    Ich bin 1,77439 Meter groß, schlank, langbeinig, habe schulterlanges, pechschwarzes Haar und dunkelbraune Linsen vor meinen Optik-Sensoren. Meist spreche ich mit sanftrauchiger Stimme, wobei die Frequenzbereiche um 300 Hertz leicht angehoben und die hohen Mitten etwas abgesenkt werden. Das ergibt einen von der großen Mehrheit meiner Gesprächspartner als angenehm empfundenen Alt.
    Für andere Hörgewohnheiten wie etwa jene der Stellvertretenden Leiterin der Abteilung Schiffsverteidigung, Major Jifir Jira Jyzü, einer Apaso, deren Lautspektrum größtenteils im Ultraschallbereich angesiedelt ist, kann ich gänzlich andere Töne produzieren. Insgesamt verfüge ich über sechstausend Basis-Stimmprogramme, die sich

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