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2411 - Schwinge-von-Raffat

Titel: 2411 - Schwinge-von-Raffat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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getroffen, dass mit Erpressern grundsätzlich keine Verhandlungen geführt würden. In der Praxis war diese Vereinbarung jedoch nicht einmal die Folien wert, auf denen die Signaturen der Unterzeichner prangten.
    Strikt daran hielt man sich bloß, wenn einfache Raumsoldaten oder Offiziere ohne Zugehörigkeit zu einflussreichen Familien, Wirtschaftsbünden oder sonstigen elitären Vereinigungen betroffen waren.
    Besser vernetzte Militärs, hochrangige Politiker, begehrte Wissenschaftler oder Industriekapitäne hingegen tauschte man fast wie am laufenden Band aus: unter der Hand und umso eifriger, falls die als Geiseln Genommenen sich auf einer geheimen Vergnügungsreise befunden hatten, von der die Öffentlichkeit lieber nichts erfahren sollte.
    Auch über solche Dinge wusste die Khif Chimanga verblüffend gut Bescheid.
    Was dem Verdacht, dass sie über beste Kanäle zu diversen Gemeinwesen und Handelskompanien verfügte, natürlich weitere Nahrung gab.
    Wie erwähnt hatte sich die Zusammenarbeit möglichst vieler Völker und Staatsgebilde als einzig probates Mittel gegen die Raumpiraterie erwiesen. Leider stand dem das Ringen um die Vormachtstellung in Hangay entgegen. Immer wieder flammten kriegerische Auseinandersetzungen auf, welche die mit viel Tamtam abgeschlossenen Kooperationsverträge obsolet machten.
    Die KChi profitierten davon. Andere, nicht zuletzt wir heroischen Sonnenwächter der Schwingevon-Raffat, sollten bitter darunter zu leiden haben.
     
    *
     
    Die Reiche der Vennok und der Karaponiden bekämpften einander an mehreren Fronten. Wie immer in solchen Zeiten wurden Ressourcen umgeschichtet. Und wie so oft mangelte es den Entscheidungsträgern am Einschätzungsvermögen, welche Projekte wirklich wichtig waren und welche nicht.
    Kaum zu glauben, angesichts der gewaltigen Leistungen, die wir vierhundert Pioniere tagaus, tagein erbrachten, und überaus traurig, aber wahr: Die Schwingevon-Raffat rutschte auf der Liste der Prioritäten weit nach unten.
    Mitgespielt mochte haben, dass unser geliebter Kommandant innerhalb der aktuellen politischen Führung wenig Fürsprecher besaß. Die Doktrin hatte gewechselt, und Marschall Böudevail wurde der alten, überkommenen Denkschule zugerechnet.
    Sein Beiname „der Umsichtige" hatte sich, all meinen intensiven Bemühungen zum Trotz, noch nicht durchgesetzt. Man kannte Böudevail nach wie vor als „der Ungestüme" oder „der Uneinsichtige", weshalb sein Stern im Sinken begriffen war und er mittlerweile, bei bösartiger Ignoranz seiner enormen Verdienste und zwei bis drei Auszeichnungen, als „der Unwichtige" firmierte.
    Wie ähnlich das klingt, welch großen Unterschied jedoch die paar Buchstaben ausmachten! Die uns zustehenden Mittel wurden radikal gekürzt; dermaßen rücksichtslos, dass etwa die Vorräte an Sprudelwein schon in einem halben Jahr zur Neige zu gehen drohten.
    Was aber fast noch schwerer wog: Die in der Nähe der Schwingevon-Raffat stationierten Flottenkontingente wurden an andere Standorte verlegt, wo sie angeblich dringender benötigt wurden.
    Quasi über Nacht stand unser Raumhabitat ohne militärischen Schutz da.
    Die Khif Chimanga nahm diese „Einladung", einen hervorragend ausgestatteten, tadellos gewarteten und strategisch ideal gelegenen Stützpunkt kostengünstig in ihren Besitz zu überführen, dankend an.
     
    *
     
    „Dankend" mag im Zusammenhang mit Piraten vielleicht ein wenig seltsam klingen. Der Chronist tut deshalb gut daran, an dieser Stelle einige vielerorts kursierende Vorurteile, Missverständnisse und Fehleinschätzungen bezüglich der KChi auszuräumen.
    Wer nämlich meint, diese stolzen Freibeuter der Sternenozeane besäßen keine Moral, keine Ethik, kein ausgeprägtes Empfinden für Gerechtigkeit und Ordnung, der unterliegt einem fatalen Irrtum – ganz so wie unser damaliger, allseits verhasster Kommandant, der sich in seiner an Verblödung grenzenden Sturheit weigerte, die Schwingevon-Raffat kampflos zu übergeben.
    Bei unserer Beobachtungsstation war nur ein kleiner Mannschaftstranporter verblieben, nicht viel mehr als eine Fähre ohne nennenswerte Bewaffnung. Die kühnen Streiter der Khif Chimanga hingegen erschienen mit zehn Schlachtschiffen, von der Tonnage her Mittelschweren Kreuzern der Vennok vergleichbar.
    Dass sie uns zur sofortigen, bedingungslosen Kapitulation aufforderten, war daher nur ihr gutes Recht. Zumal die vennokschen Oberbefehlshaber in ihrer sträflichen Kurzsichtigkeit die

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