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2411 - Schwinge-von-Raffat

Titel: 2411 - Schwinge-von-Raffat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Missionsspezialisten gleichzeitig, pünktlich auf die Sekunde, ihre Terminals der Ablösung übergeben, wäre beträchtliche Unruhe entstanden.
    Selbstverständlich wurden die aktuellen Daten kurz vor Dienstschluss perfekt für den Nachfolger aufbereitet. Dennoch war es üblich, einige kurze Sätze zu wechseln und auf etwaige wichtige Einzelheiten persönlich hinzuweisen.
    Zwar konnten die jeweiligen Sektionen des COMMAND-Levels akustisch abgeschirmt werden; falls nötig, auch optisch, obwohl dies dem Grundgedanken der offenen Kommunikationsstruktur zuwiderlief. Aber allein das Kommen und Gehen hätte ein unschönes Durcheinander ergeben, wäre es ungeordnet geschehen.
    Stattdessen wechselten die Stationen jeweils um eine Minute zeitversetzt, beginnend mit der Schiffsführung auf dem 105 Zentimeter hohen, zehn mal fünfzehn Meter messenden COMMAND-Podest, wobei traditionell die Piloten und der Emotionaut den Anfang machten. Es folgte die Übergabe des Kommandos, was bei Oberst Erik Theonta, seinem Stellvertreter Oberstleutnant Teus Latarcian oder der Zweiten Offizierin Major Harijna Haconny stets ohne großartiges Zeremoniell ablief. Die Diensthabenden der Abteilungen Funk/Ortung sowie Kosmonautik/Navigation, deren Doppelpulte den Kommandantensitz flankierten, taten es ihnen gewöhnlich ebenso knapp und ungezwungen nach.
    Die betont lässig ausgeführte, jedoch perfekt einstudierte Choreografie ging rings um den Haupt-Hologlobus im Uhrzeigersinn weiter: Energie/Maschinen, Wissenschaftliche Stationen, Hangarstatus, Beiboote, Landungsmanöver, bis zur dem COMMAND-Podest genau gegenübergelegenen Feuerleitstation.
    Sodann die zweite Hälfte des Kreises: Lebenserhaltung, Bordsicherheit, Logistik/Nachschub/Versorgung, Verbindungsstationen zum Bordrechner-Netzwerk inklusive Kontracomputer-Segment; den Abschluss machten die drei Terminals der Energieverteilung.
    Kaum hatten die Spezialisten Platz genommen, riefen sie ihre jeweils nach individuellen Vorlieben und Bedürfnissen konfigurierten Sensorfelder und Holo-Konsolen auf.
    Die prallfeldunterstützte Formgebung der Projektionen war berührungssensibel ausgelegt. Es handelte sich somit nicht bloß um Lichtquanteneffekte, sondern um real wirkende „Objekte", die sich greifen, hin und her schieben, aber ebenso rasch „auflösen" ließen, sofern sie nicht mehr benötigt wurden. Das höchst flexible Steuer- und Kontrollsystem wurde um Akustikfelder ergänzt und vermochte sogar solche Signalformen zu interpretieren, die verschiedene Temperaturen oder Düfte verwendeten.
    Hinzu kam das Bild der holografischen Standardprojektion, das den Kopf der Abteilungsleiter oder Missionsspezialisten mit einer interaktiven virtuellen Realität umhüllte. Je nach Wunsch oder Bedarf konnten zusätzliche Datenfenster eingeblendet, Erläuterungstexte herangezogen oder sonstige Zusatzfunktionen aufgerufen werden. Die Vernetzung des Logik-Programm-Verbunds gestattete der Zentralebesatzung den Zugriff auf sämtliche Parameter der Abermilliarden Datenströme, die in jeder Nanosekunde ein- und ausgingen, kombiniert und verarbeitet wurden.
    Individuelle Holos und sonstige Interaktionsmöglichkeiten waren normalerweise so abgeschirmt, dass sie nur diejenige Person wahrnahm, die sie gerade benötigte. Für Außenstehende muteten deren Hand-, Arm- und Kopfbewegungen deswegen mitunter komisch an. Im Raumfahrerjargon wurden sie selbstironisch „Schattenboxen" genannt.
     
    *
     
    „Gib es zu, mein Ritter, du kannst dich einfach nicht daran sattsehen", stichelte Domo Sokrat, weil Atlan, seine Ellbogen auf die Brüstung gestützt, den Schichtwechsel die ganze Zeit über von der Empore der Expeditionsleitung aus verfolgt hatte.
    Er drehte sich um und blickte zum mächtigen Schädel des Haluters auf. „Du hast recht. Es bereitet mir tatsächlich Freude, wenn wenigstens irgendetwas während dieser Reise wie am Schnürchen funktioniert."
    Seit dem Einflug in den Segarenis-Haufen waren die Zielverfehlungen keineswegs seltener geworden. Die Abweichungen betrugen mittlerweile bis zu fünf Grad vom beabsichtigten Kurs. Selbst die Länge der Etappen differierte um bis zu plus/minus zwei Prozent.
    Ein gefährliches Spiel, kommentierte Atlans Extrasinn. Bei dieser Sterndichte könnte jede zu hohe Aberration zu einem Flug direkt in eine Sonne führen.
    Und es wurde immer gefährlicher: Das Koh-Raffat-System, zu dem sie unterwegs waren, befand sich im Zentrum des Sternhaufens. Dort standen die Sonnen noch

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