Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2411 - Schwinge-von-Raffat

Titel: 2411 - Schwinge-von-Raffat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
haben. Bös meinende Zungen mögen „Lösegeld-Erpressung!" zetern, ich nenne es „Beherbergungsbetrieb mit nicht gänzlich freiwillig akzeptiertem Risikofaktor".
    Jedenfalls nahmen es unsere Geis... äh, Gäste mit der Wahrheit nicht so genau, wenn man sich höflich über ihre Vermögens- und Besitzverhältnisse, zahlungsbereite Bürgen et cetera erkundigte. Das war lästig. Es kostete Zeit, Mühen, bei besonders Verstockten auch das eine oder andere Körperglied.
    Wa-Gons Para-Taxierung wirkte zwar auf beträchtliche Distanzen und sehr zuverlässig, erbrachte jedoch nur eine relativ grobe Einteilung in „gut für uns/ schlecht für uns". Die Details mussten andere Spezialisten herauskitzeln, was übrigens in manchen Fällen durchaus wörtlich zu verstehen ist.
    Höre ich „Folter"? Ich muss doch bitten! Für die Anwendung physischer Gewalt bin ich viel zu zart beflügelt. Das erledigten, falls unbedingt nötig, andere Experten.
    Mein Werkzeug war die Psychologie.
    Empfindsamkeit und Einfühlungsvermögen sind dem echten Chronisten schließlich schon ins Nest gelegt, und meinen ebenso angeborenen, untrüglichen Sinn für Wahr und Falsch hatte ich im Laufe meiner Karriere weiter vervollkommnet.
    Zudem attestierten mir nicht wenige, die mit mir zu tun bekamen, eine gewinnende und einnehmende Persönlichkeit.
    Was soll ich sagen? Wir haben ordentlich Gewinn eingenommen.
    Unser Geschäft, welches schlussendlich ja nur der Vorbereitung auf die hehre Mission diente, dem auserwählten Erlöser der Kartanin zu seinem Geburtsrecht zu verhelfen, florierte prächtig. Die Beobachtung der roten Sonne Koh geriet dabei ein wenig ins Hintertreffen.
    Aber sonderlich sensationelle Resultate hatte die Schwingevon-Raffat ohnehin nie zu verzeichnen gehabt.
     
    *
     
    Jahre verstrichen. Gäste kamen und gingen; manche blieben auch für immer, als Teil des Energiekreislaufs.
    Dann trat, ohne jegliche Vorankündigung, jenes die gesamte Galaxis wie auch die benachbarten Sterneninseln erschütternde Ereignis ein, welches später als „Hyperimpedanz-Schock" bezeichnet werden sollte. Darüber haben sich schon andere (wenn auch nicht immer gleichermaßen eloquente und faktentreue) Chronisten verbreitet. Ich will’s dabei bewenden lassen, dass die Khif Chimanga die unangenehme Sache ganz gut überstanden hat.
    Mit den veränderten hypherphysikalischen Bedingungen kamen unsere Techniker erstaunlich schnell zurecht. Die Schiffe der KChi, zumindest die Kernzellen, waren sehr alt und robust; und Piraten werfen grundsätzlich keine intakten Aggregate weg, auch wenn diese nicht dem neuesten Stand der Technik entsprechen.
    Sobald unsere Kreuzer also erneut flügge waren, nahmen sie ihre segensreiche Tätigkeit in nunmehr kleinerem Radius wieder auf, mehr oder minder auf den Segarenis-Haufen beschränkt. Ansonsten blieb im Wesentlichen alles beim Alten, außer dass wir eine überraschende Attacke der Vennok oder Karaponiden fortan noch viel weniger zu befürchten hatten.
    Dann aber, zwei Jahrzehnte später, traten neue Spieler auf den Plan.
    Es begann damit, dass selbst ernannte „Kräfte der Vernunft" auf dem symbolträchtigen Planeten Narna einen Konvent einberiefen, welcher Hangay „auf den Pfad des Friedens zurückführen" sollte.
    Weltfremdes, pazifistisches Gewäsch, von dem wir in der Schwingevon-Raffat mit Schaudern erfuhren. Schließlich hätten die Kriegsflotten sich danach anderen Betätigungsfeldern zugewendet, beispielsweise uns.
    Doch es kam anders. Die wichtigsten Volksvertreter der Kartanin, Hauri, Mamositu und so weiter fanden sich auf Narna ein, die „höchsten und hellsten Köpfe der Galaxis", wie die freche Propaganda verkündete. Dann verübten mysteriöse, unsichtbare Einzelkämpfer ein perfekt geplantes und ausgeführtes Attentat, bei dem praktisch die gesamte diplomatische Führungsspitze der Galaxis Hangay kaltblütig ermordet wurde.
    Im Segarenis-Haufen verdächtigten damals sogar einige Schwachköpfe die Khif Chimanga, dahinterzustecken oder wenigstens zu den Drahtziehern zu gehören. Ich würde lügen – wäre ich dazu fähig -, wenn ich behauptete, dass wir den fachmännisch Dahingemeuchelten viele Tränen nachweinten. Uns mit dieser Tat in Verbindung zu bringen wäre allerdings zuviel der Ehre.
    Drei Jahre danach, als die Terminale Kolonne mit ihren Traitanks und TRAICOON-Forts offiziell die Macht in Hangay übernahm, war dann sowieso alles klar.
     
    4.
     
    Wahnwitz allerorten Nur noch sechs Lichtjahre

Weitere Kostenlose Bücher