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2411 - Schwinge-von-Raffat

Titel: 2411 - Schwinge-von-Raffat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wa-Gons Raumschiff, das letzte, das der Schwingevon-Raffat verblieben war, hatten sich schön öfter Meinungsverschiedenheiten entsponnen. Hinter vorgehaltener Hand wurde immer wieder einmal die Ansicht vertreten, man solle mit dem Kreuzer, der angedockt keinen Nutzen brachte, doch zumindest den Versuch unternehmen, ein besiedeltes Sonnensystem zu erreichen. Falls dies gelänge, ließen sich vielleicht in minimalem Maßstab wieder Handelsbeziehungen aufnehmen. Finanzmittel waren ja überreichlich vorhanden.
    Unser Führer warf all sein schwindendes Charisma in die Waagschale, diese ketzerischen Gedanken zu unterbinden. Jene, die sie verbreiteten, wurden aufgespürt, von der Bank mittels Kreditrückstellungs-Forderungen prekarisiert und in einen der Slum-Sektoren deportiert, wo alsbald ein „Bevölkerungsabbau" stattfand.
    Wa-Gon war der festen Überzeugung, dass wir auf gar keinen Fall das Interesse der Terminalen Kolonne herausfordern durften. Allein die Tatsache, dass sich die Schwingevon-Raffat völlig still verhielt, sicherte seiner Meinung nach unser Überleben.
    Gwesdrön hingegen und seine Meuterer-Meute scherten sich einen Dreck um das Habitat. Sie wollten der jahrelangen Isolation entfliehen, und dazu benötigten sie die VINAU.
    Ein Teil der Stammbesatzung lief über, der Rest wurde ausgeschaltet, desgleichen die Sicherheitsvorkehrungen. So perfekt hatte der Hauri seinen Coup geplant und vorbereitet, dass wir erst Wind davon bekamen, als die VINAU bereits mit Höchstbeschleunigung Fahrt aufnahm.
    Wa-Gon wollte sie abschießen lassen, doch dies misslang: Die Geschütze der Raumstation waren unbrauchbar gemacht worden.
     
    *
     
    Der Verrat seines Vizes und der Verlust unseres allerletzten Schiffs taten Wa-Gon-Bloi furchtbar weh. Viel mehr setzte ihm zu, dass er von Gwesdröns Absichten nicht das Geringste geahnt hatte.
    Dabei hatten sie wenige Stunden zuvor noch einträchtig im Weinhangar beisammengesessen! Kein Zweifel, Wa-Gons Fähigkeit des Para-Taxierens hatte auf ganzer Linie versagt.
    Ob es daran lag, dass der Abtrünnige und die meisten seiner Gefolgsleute dem Volk der Hauri angehörten oder sie sich mit in größter Heimlichkeit angefertigten Antipsi-Schirmen beholfen hatten, spielte keine Rolle mehr. Wa-Gons sechster Sinn hatte sich als fehlbar erwiesen, sein Mythos irreparablen Schaden davongetragen.
    „Ich kann es nicht mehr fühlen!", brüllte er in seinem lang schon zum Krankenzimmer umgestalteten Schlafgemach ein ums andere Mal, stundenlang: „Ich kann es nicht mehr fühlen!"
     
    *
     
    Die Folgen von Gwesdröns Missetat waren gravierend.
    Da er sich offensichtlich nicht länger auf das untrügliche Urteil seines Psi-Talents verlassen konnte, entwickelte Wa-Gon eine veritable Paranoia. Er wähnte sich von jedermann im Habitat bedroht.
    Ausnahmslos alle knapp achtzehntausend hatte er im Verdacht, ihm nach dem Leben zu trachten. Sogar mich, den Treuesten der Treuen – was wohl am meisten über seinen sich rapide verschlimmernden Geisteszustand aussagt.
    Die Tastatur sträubt sich dagegen, doch ich muss es eintippen: Aus Wa-Gon-Bloi dem Feinsinnigen wurde Wa-Gon-Bloi der Feindsinnige.
    Nichts half, dass ich ihm tröstend beteuerte, bereits die erste Transition habe den Meuterern und der VINAU mit Sicherheit in einer der nahen Sonnen ihr unrühmliches Ende beschert. Seit TRAITORS Erscheinen war es zahllosen nicht zur Kolonne gehörenden Schiffen so ergangen, die sich in die Nähe Koh-Raffats gewagt hatten. Unsere Geräte hatten etliche Fetzen von verzweifelten, plötzlich abreißenden Funksprüchen aufgefangen, wenngleich deren Ursprung nie genau zu lokaliseren gewesen war.
    Vergeblich. Wa-Gon hörte nicht auf mich. Er verbarrikadierte sich in seiner Privatsektion, die er zu einer wahren Festung umgestaltete.
    Bei seiner letzten öffentlichen Ansprache verkündete er: „Ihr elendes Geschmeiß, versucht ja nicht, mich zu morden! Ich habe eine Selbstvernichtungsanlage installiert und mit einem Auslöser untrennbar verkoppelt, der auf meine Vitalimpulse geeicht ist. Bleiben diese aus, fliegt hier alles in die Luft.
    Habt ihr mich verstanden? Sterbe ich, so geht die ganze gottverdammte Schwingevon-Raffat mit mir zusammen drauf!"
    Wir wussten nicht recht, ob wir ihm glauben sollten. Zuzutrauen war es ihm in seiner Verrücktheit; und die Mittel und Wege besaß er.
    Dass wir keine Spuren der ominösen Selbstvernichtungs-Maschinerie fanden, obwohl wir wie besessen danach suchten, musste nicht viel

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