2416 - Mythos Scherbenstadt
verbieten."
„Remo ist ein Mann des Friedens. Er scheut jede Konfrontation. Wie jeder Mom’Serimer, wenn wir ehrlich sind. Ich auch. Wäre Tekener an meiner Stelle, hätte er wohl ganz andere Geschütze aufgefahren." Zeran stöhnte plötzlich, als würde er große Schmerzen leiden.
„Was ist mit dir?"
„Der Tentakel ... Die Veränderung kam wohl etwas abrupt. Das geht schon vorbei."
„Unsinn! Deine Umwandlung ist abgeschlossen, es darf nicht mehr schmerzen. Da stimmt etwas nicht."
Zeran drehte sich kommentarlos um und ging weg. „Glaub bloß nicht, dass ich zu einem Mediker gehe", rief er schließlich.
„Du musst! Lass dich untersuchen. Da ist irgendetwas nicht in Ordnung, wenn du ..."
„Vergiss es."
Weg der Revolution: Die Kinder Da bin ich wieder, Kinder.
Wie? Was? ... Ja, du hast recht, der Lord hat mit mir ... hm, geschimpft. Aber ich darf trotzdem mit euch reden. Das geht schon in Ordnung.
Letztes Mal habe ich euch erzählt, dass wir Mom’Serimer es waren, die die Welt erschaffen haben. Wir haben aus einem leblosen Raumschiff etwas Wunderbares gemacht. Eben unsere Welt. Schon die Scherbenstadt allein ist majestätisch und erhaben, aber wenn ihr erst einmal weit hinauszieht in die Welt, dann werdet ihr staunen.
Das ging mir genauso. Das geht wohl jedem so. Es ist das größte und offenste Geheimnis, wie herrlich die Welt ist. Indem wir sie erleben, sehen wir, wie wichtig wir Schöpfer sind. Wir haben etwas erschaffen, was geradezu unendlich ist.
Wir teilen unsere Welt mit anderen, den Langlebigen, den Besatzungsmitgliedern. Sie sind anders als wir, nicht nur von ihrer Lebenserwartung her, aber sie glauben – vielleicht deswegen –, sie hätten das Recht, über alles zu bestimmen. Wir sind Gäste für sie, als ob wir sie nur besuchen würden. Sie haben vergessen, dass wir die Schöpfer der Welt sind.
Zwar waren sie vor uns da, das will ich nicht verheimlichen, aber erst wir haben die SOL zu etwas Besonderem gemacht.
Einer von ihnen, der bei ihnen eine ganz wichtige Stelle einnimmt, so ähnlich wie unser Lord Remo Aratoster, hat vor Kurzem mit mir geredet. Dabei hat er ein kompliziertes Wort benutzt, das ihr vielleicht nicht versteht. Es heißt „Eigentumsrechte".
Was er damit sagen wollte, ist ganz einfach. Er fragt sich, ob uns Mom’Serimern vielleicht Teile der Welt gehören.
Oder gar die ganze SOL.
Natürlich gehört sie uns nicht, das war eine gute Frage von dir. Und genau darum geht es! Die Frage ist, ob uns die Welt nicht gehören müsste.
Wo wir sie schließlich erschaffen haben.
Ich will es noch einmal ganz klar sagen – jetzt gehört die Welt den Besatzungsmitgliedern. Sie glauben sogar, dass wir unsere Scherbenstadt als Gäste gebaut haben und nicht mehr. Sie haben uns vor langer Zeit ein „dauerhaftes Bleiberecht" zugestanden, und das bezeugen auch alle Chroniken, aber wir haben keinen gestaltenden Anteil an der SOL – wie es Schöpfern gewiss zusteht.
Oder andersherum: Niemandem kann die Welt gehören, sie ist für alle da. Für alle gleichermaßen, und wenn das so ist, dann ist es unerheblich, ob sie vor uns da waren oder wir vor ihnen.
Die Langlebigen, die Besatzung, sie sind keineswegs böse, das dürft ihr nicht glauben. Sie übersehen nur so viel und machen daher manchmal etwas falsch.
Wir müssen ihnen helfen, damit so etwas nicht zu oft passiert.
Und deswegen erzähle ich euch das alles. Wenn wir Bescheid wissen und es weitergeben, an alle, dann wird es besser werden. Gerade ihr Kinder seid wichtig, denn ohne euch gibt es keine Zukunft.
Ihr alle seid die Zukunft der Welt.
Und ehe du Schlauberger fragst: Nein, ich habe noch keine Kinder. Obwohl ich kürzlich in einer männlichen Phase war und nun in einer geschlechtsneutralen.
Ich habe keine Kinder gezeugt.
Vielleicht, weil ich keine Zeit dazu hatte. Das ist der Lauf der SOL. Deshalb will ich auch nicht mehr viel reden, sondern ... Wie? Was? ... Wie meinst du das, ich wäre keineswegs geschlechtsneutral?
Natürlich bin ich das. Ihr seht doch, dass ich ...
Ach ... ach, du meine Ggüte, das ist ... das ist ja ... Jetzt weiß ich auch, warum es so wehgetan hat ...
4.
Vergangenheit: Studien
Siri versuchte Zeran zu erreichen, doch der Freund war nicht aufzufinden, weder per Kommunikator noch an einem seiner bevorzugten Plätze, geschweige denn in seiner Wohnung in der Scherbenstadt. Dort hielt er sich allerdings in letzter Zeit kaum mehr auf, seit er auf die Idee gekommen war, seine
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