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2416 - Mythos Scherbenstadt

Titel: 2416 - Mythos Scherbenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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revolutionären Gedanken zu verbreiten.
    Das gefiel Siri nicht – es sah ganz so aus, als lasse sich Zeran verleugnen. Was war los mit ihm? Oder hatte es mit seinen mysteriösen Schmerzen zu tun, die er nicht hatte beachten wollen? War er wegen der Folgen einer geheimnisvollen Krankheit an einem einsamen Ort zusammengebrochen?
    Siri drückte sich an einer Gruppe kichernder Mom’Serimer vorbei, seufzte, setzte sich an den Rand des großen Platzes im Zentrum der Scherbenstadt und beobachtete das hektische Treiben um ihn her. Dutzende eilten an ihm vorbei, vollauf damit beschäftigt, ihre Aufgaben zu erfüllen. Allgegenwärtiges Plappern lag wie ein Raunen in der Luft.
    Für Siri war das ein friedliches Bild – für Zeran wäre es wohl Ausdruck davon gewesen, dass sich die Mom’Serimer in ihr Schicksal ergaben und nicht aufbegehrten.
    Offenbar war alles nur eine Frage der Perspektive, aus der man seine Umgebung beobachtete.
    Siri träumte vor sich hin, während Worte auf ihn einströmten und Mom’Serimer an ihm vorbeirannten.
    Seine Gedanken schweiften ab, und er hörte nur mit halbem Bewusstsein, was um ihn her geredet wurde.
    „Ich muss Ordnung schaffen, sonst fällt Trokin noch in die Schuttgrube."
    „... gesehen, wie hässlich das aussieht?
    Es ist ekelhaft, dass ..."
    „Der Haluter war da. Er ist gar nicht so schrecklich."
    „... mag das nicht, wie du mich anfasst. Sei nicht böse, aber ..."
    Beiläufig hob Siri den Kopf und blickte der Weiblichen hinterher, die diese letzten Worte gesprochen hatte. Neben ihr trottete ein Männlicher, und schon von hinten sah man, dass er ganz und gar nicht zufrieden war. Seine Körperhaltung war angespannt, er ging übertrieben gerade.
    Der Anblick der beiden rief ihm ins Bewusstsein, dass er in seine erste geschlechtliche Phase eingetreten war.
    Plötzlich sah er alles mit anderen Augen.
    Es war eben nur eine Frage der Perspektive, und die hatte sich gerade gewandelt ...
    Wie viele Mom’Serimer wohl über den großen Platz inmitten der Scherbenstadt eilten?
    Siri schätzte, dass es mindestens fünfzig waren. Die meisten waren geschlechtsneutral, aber er entdeckte vereinzelte Weibliche. Von denen wiederum waren ihm die meisten zu alt, bestimmt jenseits der fünfzehn.
    Plötzlich sah er eine Gruppe von drei Weiblichen, die etwa in seinem Alter sein mussten. Junge, frische Sieben- oder Achtjährige. Eine war hübscher und begehrenswerter als die andere.
    Im ersten Moment wollte Siri aufspringen, aber er konnte unvermittelt keinen Muskel mehr rühren. Was hätte er ihnen denn sagen sollen?
    Sollte er etwa zu der mit der besonders bleichrosafarbenen Haut gehen, deren Tentakel entzückend wippten, und sagen: Hallo, ich bin’s, Siri Solabas, ich bin männlich – und du weiblich?
    Wahrscheinlich hätte er ohnehin kein Wort herausgebracht und nur unsinnig vor sich hin gestammelt. Plötzlich verstand er Zeran genau, wusste, warum dieser stotterte, wenn er mit seinen Gedanken an die Öffentlichkeit ging.
    Siri jedenfalls hätte sich wohl nur eine Abfuhr eingefangen. Da blieb er lieber von vornherein sitzen und ging erst gar kein Risiko ein.
    Andererseits war da der Drang, sich fortzupflanzen.
    Sein Inneres spielte verrückt.
    Damals, in der NACHT, sollte alles nicht so schwierig gewesen sein: Damals hatte sich angeblich nicht alles nur um Sex gedreht, wenn die ersten Geschlechtsphasen eingetreten waren. Ohnehin habe es dort viel seltener geschlechtliche Lebensabschnitte gegeben.
    Warum dies so war, darauf gab es bislang keine echten Antworten, sondern nur Vermutungen. Vielleicht, weil die NACHT einen vollkommen anderen Lebensraum geboten hatte, ein gänzlich anderes physikalisches Umfeld.
    Alles war dort anders gewesen. Man hatte sich um anderes zu kümmern als um sich selbst und darum, Nachkommen zu zeugen. Die NACHT von Segafrendo, das war so etwas wie ein verlorenes Paradies, das keiner der Lebenden gesehen hatte, weil sie sie vor mehreren Generationen verlassen hatten.
    Heute, im Hier und Jetzt, war die SOL die Welt. Sie lebten in der SOL, es gab keine NACHT mehr. Und daher war auch ihr Leben ein anderes, und da sie es begonnen hatten ohne den Befehl einer Superintelligenz, lag es ganz allein an ihnen, dieses Leben so attraktiv wie möglich zu gestalten.
    „Zeran", nuschelte er, als sich seine Gedanken wieder einmal bei dem Freund fingen. Ob ihm etwas geschehen war?
    Vielleicht lag er irgendwo in den Schuttbergen und war längst tot, gestorben an den Folgen seiner

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