2416 - Mythos Scherbenstadt
ausgeschaltet hatte, war unter Mom’Serimern noch immer das Sinnbild für den Schrecken schlechthin.
Siri mochte es nicht, wenn dieser Name genannt wurde. Ihm war dann jedes Mal zumute, als fühle er eine Bedrohung im Nacken. Diese Silben beinhalteten etwas Böses, das ihm Übelkeit verursachte. „Tekener weiß genau, was kommen wird. Er hat es nur nicht ausgesprochen, und das war klug. Genau wie Lord Remo Aratoster verschwiegen hat, dass sich die revolutionären Gedanken längst unter unserem Volk verbreiten. Aber das muss ich wohl gerade dir nicht sagen."
„Ich bin die Revolution", meinte Zeran wenig bescheiden. „Und ich weiß den Lord auf meiner Seite. Also bin ich diesem Tekener einen Schritt voraus."
„Da muss ich dir schon wieder widersprechen. Ich bin überzeugt, dass der Terraner genau weiß, welches Gedankengut du verbreitest. Vielleicht weiß er nicht, dass du der Urheber bist, aber dass sich da etwas abspielt, ist ihm auf gar keinen Fall entgangen."
„Ach ja? Und woher willst du das wissen?" Zeran nahm einen Metallbrocken und schleuderte ihn wütend davon. Der Aufprall war nur leise zu hören, das unablässige Prasseln nachrutschender Brocken dafür umso deutlicher.
„Du kennst dich mit der Technik aus, ich mich mit der Gefühls- und Gedankenwelt. Ich weiß, was in anderen vorgeht, weil ich sie ganz genau beobachte.
Die Art, wie sie sich bewegen, wie sie ihre Worte aussprechen, sagt oft mehr als die Worte selbst. Ich werde versuchen, mehr über diesen Tekener zu erfahren.
Ich habe das Gefühl, dass es einen großen Vorteil mit sich bringt, ihn genau zu kennen. Auch wissen wir viel zu wenig über die Geschichte der SOL. Vielleicht gab es schon einmal eine ähnliche Situation wie die unsere. Das wäre interessant zu sehen, wie ..."
„Unfug", rief Zeran. „Nachforschungen ... Überlegungen ... wo soll das hinführen? Wir müssen handeln! Es gefällt mir ohnehin nicht, dass wir nicht im Labor geblieben sind, als der Lord und Tekener gegangen sind. Wir werden uns weiter mit den technischen Fortschritten befassen und uns nach und nach unentbehrlich machen."
„Das kannst du vielleicht, aber du musst hinnehmen, dass ich anders bin als du! Diese Art von Technik und Wissenschaft ist nicht meine Welt." Bedauernd ließ Siri die Tentakel hängen. Nun war gesagt, was längst hatte gesagt werden müssen.
Für Zeran bildete das allerdings keinen Grund zurückzustecken. „Ich brauche dich an meiner Seite! In der Vergangenheit herumwühlen kannst du später, Siri. Meine Gratulation übrigens."
„Gratulation?"
„Du bist in eine männliche Phase eingetreten. Dein erster Geschlechtswandlungsakt. Das ist eine Gratulation wert, findest du nicht? Fühlt sich gut an, oder?
Ich war bis vor Kurzem ja auch noch männlich."
Siri schaute sich die Kopftentakel seines Freundes genau an. Sie waren gleich stark ausgebildet. „Hattest du auch diesen Drang gespürt, dich fortzupflanzen?"
Zeran lachte, aber es klang künstlich und aufgesetzt. „Das ist doch der Sinn davon, dass wir geschlechtlich werden, oder etwa nicht?"
„Und ... hast du?" Diese direkte Frage war eine Ungeheuerlichkeit. So etwas gehörte zur Intimsphäre, in die sich niemand einmischen durfte.
„Wenn das jemand anders fragen würde, würde ich einfach gehen, das ist dir klar?"
„Glaubst du im Ernst, dass jemand anders so etwas fragen würde? Aber wir beide kennen uns. Wir haben bis jetzt jedes Geheimnis miteinander geteilt, warum sollte das nun anders werden?"
Plötzlich war Zeran wieder so unsicher wie jedes Mal, wenn er im Mittelpunkt des Interesses stand. Er sackte in sich zusammen und bot einen bemitleidenswerten Anblick. „Es hat wohl die richtige Partnerin gefehlt. Ich habe niemanden gefunden. Weißt ... weißt du schon, mit wem ..."
„Keine Ahnung", beeilte sich Siri zu sagen. „Es ist mir auch nicht besonders wichtig."
„Ich muss kein Gefühlsspezialist sein, um zu erkennen, dass du eben gelogen hast."
„Wechseln wir das Thema", bat Siri.
„Du hast damit angefangen."
Aber ich habe nicht geahnt, dass du mir die Frage gleich zurückgeben würdest. Um den Freund nicht vor den Kopf zu stoßen, sagte er: „Du hast behauptet, Lord Remo Aratoster steht hinter dir.
Aber er versucht dich zu bremsen. Es gefällt ihm ganz und gar nicht, wenn du revolutionäre Reden schwingst. Als du die Kinder aufgewiegelt hast, hat er dich getadelt. Wenn du nicht sein Freund wärst, würde er es dir wahrscheinlich vollkommen
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