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2416 - Mythos Scherbenstadt

Titel: 2416 - Mythos Scherbenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rätselhaften Krankheit. Oder er litt schreckliche Schmerzen, rief in dieser Sekunde womöglich verzweifelt um Hilfe.
    Unsinn, schalt sich Siri selbst, er leidet doch überhaupt nicht unter einer Krankheit. Seine Tentakel schmerzten eben etwas, das hat nichts zu bedeuten.
    Ich steigere mich da in etwas hinein, weil mir alles zu viel wird. Ich muss aufhören, mir irgendwelche Einbildung als Wahrheit einzureden.
    In diesem Moment setzte sich jemand neben ihn.
    Zuerst wollte Siri sich gar nicht darum kümmern, doch dann drang der dezente, süßliche Geruch von Weiblichkeit in seine Nase. Er drehte den Kopf und traute seinen Augen nicht.
     
    *
     
    Sie kletterten über Trümmer zu dem einsamen Ort, den sie als Kinder entdeckt hatten und zu dem sie seitdem immer wieder gingen.
    Der ständige Lärm der Scherbenstadt blieb hinter ihnen zurück und wich sanftem Brummen und der erhabenen Stille der Öde.
    „Kaum zu glauben, dass wir uns immer noch an Bord desselben Raumschiffs befinden", meinte Siri, um überhaupt irgendetwas zu sagen. Seit sie sich am Rand des großen Platzes getroffen hatten, war kaum ein Wort gefallen. Die Stille war indessen nur manchmal unangenehm gewesen. Meistens hatte schlicht und einfach stille Übereinkunft zwischen ihnen geherrscht.
    „Wir müssen die Dinge klären", erwiderte Zeran Tronale. „Ich habe mich eine Zeit lang nicht getraut, mich dir zu zeigen. Aber dann wurde mir klar, dass ich mich nicht länger vor dir verstecken kann."
    Siri blieb stehen und sah den Freund an. Oder besser, die Freundin. Er konnte den Blick nicht von dem linken Tentakel nehmen, der signalisierte, dass Zeran in eine weibliche Phase eingetreten war. „Kannst du nicht? Oder willst du auch nicht?"
    Auf diese entscheidende Frage gab Zeran, die Weibliche, keine Antwort.
    Stattdessen wich sie aus: „Man nennt es Filora-Syndrom oder kurz Fil. Es bedeutet, dass man von einer Geschlechtsphase in die andere wechselt, ohne dazwischen eine ungeschlechtliche Zeit zu erleben. Es ist selten, kommt aber in letzter Zeit häufiger vor und wird von heftigen Schmerzen in den Tentakeln begleitet. Es zieht allerdings keine körperlichen Schäden nach sich. Man vermutet, dass es dazu dient, in noch schnellerem Rhythmus Nachkommen zeugen zu können."
    Zeran warf ihm einen Blick zu, der ihm augenblicklich schwindeln ließ.
    „Nachkommen", meinte Siri nachdenklich. „Wie denkst du darüber?"
    Statt einer Antwort kam sie auf ihn zu.
     
    *
     
    Sie standen wieder vor dem fetten Wissenschaftler, und genau wie zuletzt ratterte er irgendwelche Daten herunter, mit denen Siri nichts anfangen konnte.
    Zeran hingegen saugte auch in ihrer weiblichen Phase jedes Wort in sich auf und sparte nicht mit Kommentaren, die anzeigten, dass sie etwas von der Materie verstand.
    „Das Problem Hypertakt-Triebwerk gliedert sich in drei Abschnitte, die gelöst werden müssen." Der Terraner hob die Hand und reckte drei Finger in die Höhe.
    Unwillkürlich dachte Siri an Lord Remo Aratoster, der auch bevorzugt mit seiner Hand und vor allem seinem verkrüppelten Finger gestikulierte – der Lord hatte dadurch aus seiner Not eine Tugend gemacht. Wohl jeder Mom’Serimer assoziierte solche Gesten mit ihm.
    Dadurch gewann er mehr Präsenz in ihren Gedanken.
    Ganz anders als der Terraner. Obwohl Zeran ihn mit Namen begrüßt hatte, hatte Siri diesen schon wieder vergessen. Er wünschte sich weg – in sein Zuhause in der Scherbenstadt oder in die Schuttberge, mit Zeran an seiner Seite.
    „Zum Ersten muss die Funktion des Triebwerkes selbst wiederhergestellt werden, zum Zweiten die Energieversorgung, die früher durch Permanent-Zapfer sichergestellt wurde, zum Dritten muss der Hypertakt-Orter wieder funktionstüchtig gemacht werden. Er ist für die Arbeit des Hypertakt-Triebwerks unverzichtbar."
    Kaum legte der Terraner eine Sprechpause ein, um Luft zu holen, nutzte Zeran die Gelegenheit. „Das Triebwerk und die Permanent-Zapfer können mit den Hyperkristallen, die in der SOL zur Verfügung stehen, nicht mehr betrieben werden."
    Wie konnte Zeran, die er schon sein Leben lang kannte und am Vortag ganz neu kennengelernt hatte, nur solch eine Rede schwingen? Siri verstand kein Wort, und es interessierte ihn auch nicht.
    Er war nur Zeran zuliebe mitgegangen, die wieder einmal ihr altbekanntes und völlig unsinniges Argument angebracht hatte: Wir Mom’Serimer verstehen etwas von Technik.
    Möglicherweise war Siri ja der einzige Mom’Serimer, für den das nicht

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