2421 - Eledains Kinder
zu tun hatte. Allein das reichte, um die Kolonne und die Traitanks zu hassen. Sie waren schuld daran, dass ihre Mutter gegangen war, dass sie allein schuld waren an ihrer Trauer.
Hass ... Es war nicht gut, zu hassen.
Doch allein der Gedanke an die Traitanks ließ dieses negative Gefühl bereits überkochen.
Pherian und Tauzeda operierten wie viele Sekundim in und auch außerhalb von N’tantha Tare-Scharm. Als die Traitanks wieder auftauchten, zaghaft und immer nur wenige Späher, schlugen sie zu, fanden sie und knackten sie, wie die Tos’amosa es früher mit Muscheln oder Wassernüssen getan hatten. Sie legten sich mehr und mehr auch im Leerraum zwischen N’tantha Tare-Scharm und der großen Galaxis auf die Lauer.
Im Lauf der Jahre wurde die Jagd auf die Traitanks mehr und mehr zu ihrem Lebensinhalt. Leider gab es erstmals dabei Tote auf ihrer Seite.
Pheriandurus wusste nicht mehr, wann er zum ersten Mal davon gehört hatte. Plötzlich war es geschehen. Seine Geschwister starben durch die mächtigen Kolonnen-MASCHINEN. Bislang hatten sie die Giganten der Terminalen Kolonne nie angegriffen, so wenig wie umgekehrt.
Aber nun griffen die MASCHINEN ein – und sie besaßen die Mittel, Sekundim zu töten. Die Sekundim waren stets die Jäger gewesen, denen ihr Wild nie gefährlich werden konnte. Doch nun mussten sie immer und überall damit rechnen, dass eine MASCHINE erschien und sie jagte.
Es war ein Schock für die Sekundim.
Einige verkrafteten ihn nicht und gaben die Jagd auf. Viele starben, noch mehr aber hörten aus einem anderen Grund auf, sich weiterhin in den Kampf zu werfen. Sie hatten zu zweifeln begonnen und konnten keinen Sinn mehr im Töten des Feindes erkennen. Ihr Leben verlor jeden Sinn. Das Töten war ihnen kein Ersatz mehr für die Wärme und Güte der Mutter, die solch blutige Vergeltung vielleicht so nie gewollt hätte ...
Viele Sekundim verloren den Lebensmut und den Willen zum Kämpfen. Was die Traitanks nie geschafft hatten, machte der Kummer: Sie wurden schwach, und viele erloschen. Es gab keine neuen Sekundim mehr, sie konnten sich selbst nie vermehren, und keine Mutter würde je neue zur Welt bringen.
Die Zahl der Energiewesen, einstmals in die Millionen gehend, sank am Ende auf kaum mehr 40.000. Der Tag war absehbar, an dem der letzte Sekundim erlosch.
Pherian, Tauzeda und ihre Geschwister waren auf lange Sicht zum Untergang verurteilt.
Einige ließen sich dadurch umso tiefer in die Verzweiflung hineinziehen. Andere aber, wie Pherian und Tauzeda, begannen stärker zu hassen. Sie jagten und vernichteten die Traitanks, wo immer sie sie fanden, und entfernten sich dafür immer weiter von N’tantha Tare-Scharm.
Einige hatten dafür bereits mit dem Tod gebüßt, wenn der Weg zurück zu weit war und ihre Energien zu wenig, um wieder ins sichere Zuhause zu kommen.
Es war ein Risiko unter vielen. Diese Gefahr wuchs, je weiter die Sekundim ins All gehen mussten, um Traitanks zu finden.
Und schließlich drohte der Tod auch Pherian und Tauzeda. Sie waren zu viert ausgezogen. Zwei von ihnen gab es bereits nicht mehr, und wenn kein Wunder geschah, würde keiner von ihnen N’tantha Tare-Scharm mehr erreichen.
Und Eledain-Cishon, den einzigen Ort, wo sie wirklich geborgen waren.
*
Das Wunder geschah. Pherian und Tauzeda mussten mehrfach pausieren.
Sie stürzten in den Normalraum zurück und tankten sich mit den im Leerraum kaum spürbaren Energien des Kosmos auf. Sie waren die Nähe der Sterne gewohnt, und jede Rast dauerte viele Stunden. Ihre energetischen Antennen entfalteten sich zu gigantischen Segeln und sogen das Licht und die Strahlung selbst ferner Galaxien in sich auf. Sie benötigten Tage, und manchmal schwand ihnen der Glaube daran, dass sie je wieder die Wärme von Eledain-Cishon fühlen würden. Doch wenn es am schlimmsten war, gaben sie sich gegenseitig Halt. Und dann tauchten sie endlich wieder in die Gefilde ein, die sie kannten und die ihnen vertraut waren.
Sie hatten es geschafft und waren zurück in N’tantha Tare-Scharm – Tare-Minor nannte es dieser Rhodan, so viel hatte Pherian dank seines Kontakts erfahren –, wenn auch nur in deren Randbereichen. Die beiden Sekundim schwebten längst nicht zwischen den inneren Sonnen, sondern in einem äußeren Feld interstellaren Staubs, das ihnen dennoch die Kraft gab, die sie zum endgültigen und letzten Sprung benötigten.
Dem letzten Hindernis auf dem Weg zurück zu ihren Brüdern und Schwestern – in der
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