2423 - Berserker in Not
Rande des für terranische Geräte zu beobachtenden Hyperspektrums blieb konstant. Über die Bedeutung des Vorgangs ließen sich höchstens Spekulationen anstellen, aber das brachte die Männer und Frauen in der JULES VERNE nicht weiter.
Planeten oder sonstige Himmelskörper waren im INTAZO nicht festzustellen. Rhodan fing einen fast flehenden Blick Brocks auf, eher dieser ihm wieder den Rücken zuwandte.
„Nächste Metagrav-Etappe über sechs Lichtmonate", sagte der Aktivatorträger.
*
„Das sind Netzstrukturen, Perry. 148 Stück!", meldete Lars Brock.
Im Holokubus zeichneten sich organisch anmutende, sich weit verzweigende Gebilde ab. Sie standen rings um die Riesensterne verteilt. Starke 5-D-Schirme schützten sie gegen die Strahlungsfronten, die nach wie vor aus Aquon-Gorissa durch die Wandung des Kokons ins INTAZO drangen.
„Die Netze besitzen keine Eigenbewegung!"
„Das müssen die Modulardocks der Bakosh’wish sein, von denen im Funkspruch der TAROSHI die Rede war", antwortete Rhodan. Er hatte inzwischen die Position gewechselt und saß oben auf der Galerie bei Mondra und Gucky, die in Zusammenarbeit mit NEMO und dem Kantorschen Ultra-Messwerk nach psionischen Signalen Ausschau hielten. „ARCHETIM-Angeln" nannte Gucky es. Er hoffte darauf, ab und zu ein paar verirrte psionische Signale zu empfangen, weitergeleitet und verstärkt durch den Intazischen Staub, die einen Hinweis auf den Aufenthalt der Superintelligenz geben würden.
Perry warf dem Ilt einen kurzen Blick zu.
Gucky schüttelte den Kopf. „Bisher kommt nichts an."
„ARCHETIM schirmt sich ab", nickte Rhodan. „Niemand, der nach Tare-Scharm hineingeht, darf etwas über die Präsenz der Superintelligenz wissen.
Solange die Chaosmächte glauben, sie sei nicht persönlich anwesend, rechnen sie nicht mit einem Großangriff. Gorn, wir führen eine letzte Metagrav-Etappe durch bis dicht an die von der TAROSHI gefunkten Koordinaten."
„Verstanden", antwortete der Ertruser knapp. Seine voluminöse Stimme war auf der Galerie auch ohne Verstärker zu hören.
Rhodan richtete seine Aufmerksamkeit auf das Ortungsband im Hologlobus, das unten auf der Höhe von COMMAND lag und den jeweils aktuellen Status der Gesamt- und Detailortung anzeigte einschließlich der optischen Gegebenheiten. Die Größe der Netzstrukturen wurde inzwischen mit bis zu 500 Kilometern Durchmesser angegeben.
Die Worte von ARCHETIMS Prinzipa klangen noch immer in seinen Ohren nach. „Ihr erhaltet keine Sonderbefugnis, keine Vorrechte. Ihr habt euch wie jede andere Flotteneinheit auch in die Ordnung der Truppen ARCHETIMS einzufügen", hatte Kamuko ihm bei ihrem jüngsten Besuch in der JULES VERNE eröffnet. „Ihr seid zwar Bestandteil des Trecks, aber dennoch keine Eingeweihten. Ihr werdet keinerlei Informationen über ARCHETIM und seinen Aufenthalt erhalten, keine über den Stand der Dinge in der Negasphäre und über die Retroversion. Dabei spielt es keine Rolle, wie dringlich ihr diese fordert."
Es hieß im Klartext, dass sich ihre Beobachterrolle erst einmal auf Marginales beschränken würde. Außerdem würden sie keinen Schritt tun, ohne dass der Treck sie nicht mit Argusaugen beobachtete.
Perry Rhodan war nicht bereit, sich auf diese plumpe Weise kaltstellen zu lassen. Andererseits durfte er nicht in die Planung und Ausführung der Retroversion eingreifen oder sie gar stören. Die Gefahr eines Fehlschlags war viel zu groß. Die JULES VERNE war gekommen, um zu beobachten und Daten über die Retroversion zu sammeln.
Mit ihrer Hilfe wollte die Besatzung versuchen, in ihrer Eigenzeit des Jahres 1346 NGZ die Negasphäre in Hangay zu verhindern. Eng damit verknüpft war das Schicksal der Menschheit, die sich bisher hinter ihrem TERRANOVA-Schirm erfolgreich gegen den Ansturm der Terminalen Kolonne zur Wehr setzte.
Das würde nicht ewig so weitergehen können, das war Rhodan klar. Irgendwann fuhr TRAITOR die passenden Waffensysteme auf, um den Schutzschirm zu durchbrechen und das Solsystem zu überrennen.
Im Augenblick musste Rhodans Augenmerk jedoch nicht seiner Gegenwart gelten, sondern dieser Gegenwart: Seit die JULES VERNE in der Vergangenheit angekommen war, fühlte Perry sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Vielleicht lag es an den Worten von ES, die Lotho Keraete ihm ausgerichtet hatte, vielleicht auch am Gespenst eines möglichen Zeitparadoxons, das seit der ersten Stunde im Hantelschiff mitflog, unsichtbar und doch ständig gegenwärtig.
Sie hatten
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