Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2428 - Hobogey der Rächer

Titel: 2428 - Hobogey der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Verfolgung machten, war er bereits aus dem Sumpf heraus, aber der heftige Regen hatte das ganze Land in einen zähen, klebrigen Morast verwandelt. Das Moos, das den Boden da, wo keine Gehölze wuchsen, knöchelhoch bedeckte, hatte sich vollgesogen wie ein Schwamm und begleitete jeden seiner Schritte mit einem schmatzenden Geräusch.
    Aber der „Schwamm" lebte. Wenn seine Füße tief einsanken, quoll neben ihnen allerlei nie gesehenes Gewürm aus dem Boden. Manche Würmer und Raupen stoben in die träge Luft und stürzten sofort wieder ab.
    Eine zwanzig Zentimeter lange Raupe hatte er sich von der Brust zerren müssen, auf der sie sich festgesetzt hatte. Und noch während er sie in den Fingern hielt, verpuppte sie sich und wurde zu einem Alptraum von Schmetterling, der vor seinen Augen starb und wie in Millionen winzigster Pixel zerfiel.
    Immer wieder sah er sich um. Hinter ihm hatte sich das grüne Dickicht schon wieder geschlossen. Es war hier ebenso zäh wie elastisch. Es schien auf diesem Teil des Planeten nur wenige Bäume zu geben. Wo sie standen, waren es meterdicke Urwaldriesen, deren Wipfel sich in unzugänglichen Höhen ausbreiteten. Im dichten Astwerk turnten kleine haarige – und geschuppte! – Biester, die ihn, wie die Insekten, seit dem Moment begleiteten, an dem er den Sumpf verlassen hatte. Sie schrien und keckerten, aber keiner wie der andere. Manchmal versuchten einige, zu ihm herabzustoßen.
    Aber sie waren nicht die Einzigen, die sich für den Mann interessierten, der da so plötzlich in dieses eigene, grüne, durch und durch verwobene Reich eingedrungen war.
    Überall war Bewegung und Leben.
    Zwischen den Baumriesen wuchsen Schlingpflanzen und fette Gewächse mit grünen, fleischigen Blättern, die lianenartige Fangstricke nach ihm ausrollten. Rhodan taumelte mehr, als dass er gerade gehen konnte. Jeder Schritt war ein neues Wagnis. Das Moos schmiegte sich begierig um seine Stiefel und schien ihn nicht wieder loslassen zu wollen. Wurzeln legten sich um seine Füße wie Schlingen. Er musste sich durch das geschmeidige Unterholz zwängen, es mit den Armen teilen, immer wieder nach einer freien Stelle suchen, wo er sich besser bewegen konnte und einfach nur weiterkam, immer weiter ...
    Nur fort von dem Sumpf und der Kapsel. Fort von seinen Entführern, die ihn mit Sicherheit suchen würden.
    Es war eine Illusion zu glauben, sie ließen ihn ziehen. Dafür war er ihnen zu wichtig.
    Perry Rhodan kam kaum zum Denken. Er musste weiter, das war wichtig. Wenn es hier eine Station gab, fand er sie entweder, oder er drehte sich im Kreis und wartete vergeblich auf Hilfe. Er befand sich im Zentrum des Chaos – nicht nur der Proto-Negasphäre Tare-Scharm, sondern einer aus den Fugen geratenen Welt, in der allein das Gesetz des Stärkeren zu gelten schien.
    Doch selbst das war hier kein Gesetz mehr.
    Der Terraner sah eine kleine Lichtung vor sich, kämpfte sich durch den letzten grünen Vorhang, scheuchte die Mücken davon und ließ sich auf eine quer über dem freien Stück liegende Wurzel sinken, nachdem er sich vergewissert hatte, dass es sich nicht vielleicht um eine Schlange oder eine andere Kreatur handelte. Um ihn herum brodelte, schrie, stöhnte, schmatzte, kochte es. Und in das alles prasselte der Regen hinein, der kein Ende zu finden schien.
    Das vom Himmel fallende Wasser versickerte zum Teil und verwandelte den Boden immer mehr in Schlamm und Morast. Ein Großteil verdunstete von den Blättern, Zweigen und dem Moos und hing in dichten nebligen Schwaden über der Welt.
    Rhodan zog seine Knie an und legte den Kopf in beide Hände. Er konnte sich nicht ausruhen, aber er brauchte einen Moment Zeit zum Nachdenken.
    Er musste Zeit gewinnen und sich Zugang zu einem Funkgerät verschaffen.
    Und hoffen, dass dessen Stärke ausreichte, die JULES VERNE oder Einheiten von ARCHETIM zu kontaktieren.
    Die Rettungskapsel war bestenfalls Schrott. Zurückzuschleichen, an seinen Verfolgern vorbei, in die Kapsel zurückzukehren und sie zu reparieren, war illusorisch.
    Es gibt immer einen Weg! – Wenn er in seinem langen Leben etwas gelernt hatte, dann diese Weisheit. Er war nicht verloren, solange er die Hoffnung nicht aufgab.
    Der Terraner traute seiner Umgebung nicht. Überall summte, surrte und schwirrte es. Der Boden war in Bewegung. Hinter ihm rührte sich der Dschungel. Über ihm sprangen kleine vielbeinige Tiere von Ast zu Ast und schrien Vögel im strömenden Regen, den sie zu genießen schienen.
    Er nicht.

Weitere Kostenlose Bücher