2433 - Der Zorn des Duals
Wirklichkeit nichts davon.
Das Hirn entdeckte sie, behutsam, ohne sie ihr Entdecktsein spüren zu lassen. Kein Schatten von Berührung durfte auf sie fallen, keiner ihrer Empfänger durfte einen Nachgeschmack bemerken, ein jeder, dem sie gedacht waren, sollte sie wahrnehmen als unberührt und rein.
Von sich aus und mit nichts als den Möglichkeiten der cypronschen Technik hätte das Schiffshirn keine Chance gehabt.
Aber ein anderes Programm, das es mit sich führte, ein anderes Organ öffnete sich und machte das Gehirn hellhörig und einsichtig.
Gründlich und sorgfältig, ohne Eile, ohne Hast, und mochte es die Äonen ganzer Sekunden dauern, entzifferte es die Signale. Das Subprogramm, das ihnen ihr Alliierter zur Verfügung gestellt hatte, tat seine Arbeit, zapfte den Kolonnen-Funk an und entnahm ihm, was die Raum-Zeit-Router im Klartext zu sagen hatten.
Die Router waren finstere Leuchtfeuer in der Finsternis, Raumstationen der Terminalen Kolonne, die ihren Traitanks und den anderen Einheiten den Weg wiesen durch den hyperphysikalischen Irrgarten der Proto-Negasphäre.
Es wurde entschlüsselt und interpretiert, die Daten wurden abgeglichen, abermals überprüft, anhand von Referenzpunkten verifiziert und in das Hirn der Sphäriker geladen.
„Exponent?", meldete sich das Schiffshirn der SHARKUVA bei Randa Eiss.
„Ja?"
„Wir wissen wieder, wo wir sind."
„Na bitte", sagte der Cypron und machte Rhodan gegenüber ein Gesicht, das ihn zum Lachen reizte. „Es ist immer hilfreich, wenn man gut orientierte Freunde hat, die einem im Notfall den rechten Weg weisen."
Wände
Der Dual bereitete sich im Singulären Intellekt vor, verborgen hinter mentalen Tarnfeldern und Palisaden. Er kannte die wahren Kräfte seiner Bewacher nicht, er wusste nicht, über welche paranormalen Kanäle, durch welche Tunnel sie sich in sein Bewusstsein schleichen konnten.
Ein Volk von Mutanten. Eine Blüte, wie sie nur das Vibra-Psi trieb.
Überhaupt genoss der Dual dieses allumfassende Feld. Er aß mit Appetit.
Er plauderte mit Spindyl. Er schlief, und sein Schlaf war wie ein neu entdeckter Quell.
In den letzten Tagen hatte er sich an die welligwolkige Mimik der Cypron gewöhnt, hatte die Individuen zu unterscheiden gelernt. Seinen Beobachtungen nach waren es nicht mehr als fünf, allenfalls sechs Wächter, die einander ablösten, immer zwei von dreien, ohne Muster in den Paarungen.
Sie wollen nicht, dass ich bemerke, wie wenige es von ihnen gibt. Wie wenige, die dazu taugen, mich am Spinnen von Parapolarisatoren zu hindern, dachten Ekatus und Atimoss in ihrer lautlosen Konferenz.
Seit er alles in diesem Glanz der Klarheit sah, betrachtete er sie nicht mehr als Feinde, nur als Hindernisse. Er wollte seine Freiheit erproben, ihre Potenzen auskundschaften wie eine neu entdeckte Welt.
Freiheit brauchte Freiräume. Kein Gefangener konnte sich freidenken. Er würde sich befreien müssen. Müssen?
Nein, er musste gar nichts mehr. Er wollte sich befreien.
Er würde ihre Aufmerksamkeit nicht überlisten können. Es gab keine Geheimwege in jenen transzendenten Raum, aus dem er seine Parapolarisatoren schöpfte. Er würde seine Bewacher nicht täuschen können. Also würde er ihr Wachen ins Leere laufen lassen.
Er stellte alle Tätigkeiten ein. Er lehnte weitere Hologloben ab. Er teilte Spindyl mit, dass ihm seine Gegenwart durchaus angenehm sei, er aber darum bäte, dass sich der Roboter still verhalte, regungslos. Massagen seien nicht vonnöten. Er fühle sich wohl.
Er lag da, schloss die Augen und schlief.
Nichts, wusste er, schläferte so sehr ein wie der Schlaf.
Als nach drei Tagen die Aufmerksamkeit der Cypron erschöpft war, als sie nur noch den eigenen Gedanken nachhingen, um überhaupt etwas zu denken, schickte Ekatus seinen Geist auf die unendlich langsame Reise.
Langsam, langsam, so langsam, dass er es selbst kaum spürte, wuchs in seinem Mund die leichte Perle eines Parapolarisators.
*
Am fünften Tag seiner neuen Schläfrigkeit war der Parapolarisator vollendet. Er lag im Mund von Ekatus. Bereits einige Zeit davor hatten die beiden Köpfe ihren Wachen ein neues Ritual vorgegaukelt – eine Kussszene. Atimoss züngelte in den Schnabel von Ekatus, beförderte einige Speisereste zutage und spie sie aus.
Dass er an diesem Tag mit seiner Zunge nach einem Parapolarisator griff und ihn in Verwahrung nahm, ahnten die Cypron nicht.
Da er keinen Holoatlas mehr anrührte, projizierten sie ihm das
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