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2436 - Die Teletrans-Weiche

Titel: 2436 - Die Teletrans-Weiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seltsame Schwindel und die Atemnot hatten sich gelegt. Besser war es Bull noch nie im Leben gegangen. Er lauschte, ob er vielleicht ein fernes homerisches Gelächter hörte, wie es damals typisch für ES gewesen war, doch alles blieb still.
    Träumte er? Hatte die Superintelligenz ihn in eine Pararealität versetzt?
    Die erste Kunstwelt von ES, eine Scheibe mit einem Durchmesser von 8000 Kilometern und einer mittleren Dicke von 600, existierte schon längst nicht mehr.
    Oder bildete er sich das alles einfach nur ein? Hatte ES beim Transport durch die Teletrans-Weiche nur seinen Geist versetzt? War es real, was er in diesem Augenblick erlebte, oder befand sein Körper sich noch in dem SKARABÄUS? Denn schließlich war er allein; wo waren die anderen Besatzungsmitglieder geblieben?
    Immerhin, dachte er. Zumindest in dieser Hinsicht hatte Lotho Keraete die Wahrheit gesagt. ES hatte seine Finger im Spiel, so viel stand nun zweifelsfrei fest.
    Bull setzte sich in Bewegung. In einer großen Halle im Zentrum der Maschinenstadt hatten sie damals ES getroffen; die Superintelligenz war in Gestalt einer leuchtenden Spirale aufgetreten. Oder war es ein Ball gewesen ...?
    Er hatte noch keine zehn Schritte getan, als ihn ein Funkeln im knöchelhohen Gras innehalten ließ. Als er sich bückte, um den Gegenstand zu untersuchen, der dort lag, wusste er schon, was er finden würde.
    Einen Colt Peacemaker.
     
    *
     
    Es war ein echter Colt-Revolver, Modell Peacemaker, Baujahr 1867.
    Die tadellos erhaltene, von keinem Rostfleck verunzierte Trommel enthielt sechs Patronen vom Kaliber 45.
    Die stumpfen Spitzen der Weichbleigeschosse waren vorn kreuzförmig eingekerbt, was beim Aufschlag eine starke Deformierung des Projektils bewirken musste. Die Lauflänge betrug sechs Zoll.
    Genau wie damals ... Die Altersbestimmung hatte bei der Untersuchung ergeben, dass sie in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit den zu dieser Zeit zur Verfügung stehenden Mitteln angefertigt worden waren.
    Bull hielt die Waffe in beiden Händen und betrachtete sie nachdenklich. Ging ES nur auf Nummer sicher?
    Wollte die Superintelligenz bei ihm jeden Zweifel ausschließen, dass sie ihn tatsächlich hierher versetzt hatte? Oder steckte mehr dahinter? Als ES Perry, ihn und die anderen an Bord der STARDUST II zum ersten Mal nach Wanderer geholt hatte, hatten sie gerade das Galaktische Rätsel gelöst – und waren daraufhin von ES mit der Zelldusche bedacht worden, mit der Unsterblichkeit.
    Das Galaktische Rätsel ...
    Bull glaubte zu ahnen, was als Nächstes geschehen würde.
    Er überprüfte die Waffe, spannte sie und ging dann weiter, machte zwei Schritte, drei ... und fand sich unvermittelt in der Maschinenstadt wieder, als hätte er einen einzigen distanzlosen Schritt getan.
    Er sah sich um. Die Kuppelbauten wirkten einwandfrei erhalten, aber verlassen. Unpassend kam ihm lediglich der Staub vor, der zwischen den Gebäuden über die ebenen Straßen wehte.
    Staub ... wie in einer Geisterstadt.
    In einer Geisterstadt des amerikanischen Wilden Westens, in der sich Strauchdiebe, Revolverhelden und anderes Gesindel herumtrieben.
    Die Situation kam Bull absolut real und zugleich völlig unwirklich vor.
    Ihm wurde klar, dass es keine Rolle spielte, ob er träumte oder sich tatsächlich auf Wanderer befand. ES hatte ihn zu sich geholt, und die Welt der Superintelligenz war nun auch die seine.
    Wenn er hier sterben würde, erschossen in einem Duell mit einem dieser Revolverhelden – wahrscheinlich einem ganz bestimmten –, würde er wohl nicht mehr aus dem Traum erwachen.
    Das kann nicht im Sinne von ES sein, dachte er. ES hatte damals, im Jahre 1976 alter Zeitrechnung, einen skurrilen Sinn für Humor bewiesen, ihnen sogar mit einem Fiktivtransmitter ein zehn Meter großes, tentakelbewehrtes, schleimiges und übel riechendes Kugelwesen mit Vogelschnabel in die Zentrale der STARDUST II geschickt. Bull wusste noch wie heute, wie er es mit einem Desintegrator beseitigt hatte. Aber sie hatten das Galaktische Rätsel gelöst und daraufhin zur Belohnung, wie sie glaubten, die Unsterblichkeit erhalten.
    Nein, ES würde ihn hier nicht töten. Die Superintelligenz wollte ihm etwas zeigen, erklären, ihn aber nicht ausschalten.
    Hoffte Bull zumindest.
    Die Assoziationskette war überdeutlich strukturiert. Mit der STARDUST waren sie zum Mond aufgebrochen. Mit dem arkonidischen Kugelraumschiff STARDUST II hatten sie das Galaktische Rätsel gelöst, waren auf Wanderer

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