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2437 - Die immaterielle Stadt

Titel: 2437 - Die immaterielle Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Systems live auf Sendung", sagte der Adjutant.
    Adams nickte. In wenigen Stunden würde es im Solsystem kaum einen Menschen mehr geben, der nicht über das Stardust-System Bescheid wusste.
    Doch die Show war noch nicht vorbei.
    Adams beobachtete mit ohnmächtiger Wut, wie Lotho Keraete seinen Rucksack öffnete und einen schwarzen, linsenförmigen, handtellergroßen Gegenstand herausholte. Im nächsten Augenblick entstand über dem Körper des Boten ein Hologramm.
    Es zeigte eine komplette Karte des Stardust-Systems. Die vier Planeten in der Biosphäre, Zyx, Aveda, Trondgarden und Katarakt, wurden darin besonders hervorgehoben.
    Keraete liefert der Öffentlichkeit mehr als nur Worte, dachte Adams. Warum stellt er uns eine altmodische Karte aus Papier zur Verfügung, wenn er doch über ganz andere Möglichkeiten verfügt?
    Er hat von Anfang an bezweifelt, dass wir auf das Angebot eingehen werden, wurde dem Minister klar.
    Die Bilder gerieten in Bewegung. Die Planeten kreisten immer schneller um die Sonne, flossen schließlich zusammen, veränderten die Farbe und verwandelten sich in einen breiten Strom, der Adams seltsam vertraut vorkam. Die Kamera folgte in rasantem Flug seinem Lauf, der schließlich an einem Flussdelta endete.
    Die Kamera schwenkte nach Südosten, und Adams erhaschte Bilder von einer gewaltigen, ästhetisch durchkonzipierten Millionenstadt am Rand des Deltas. Sie waren zu flüchtig, als dass er sie sich einprägen konnte, doch er verspürte eine Regung tief in seinem Inneren, ein ...
    Hochgefühl, eine Begeisterung, ja fast schon Sehnsucht.
    Der virtuelle Flug führte mit rasender Geschwindigkeit zu der Stadt, und Adams erkannte nun, dass Teile der Wohnanlagen ins Flussdelta gebaut waren und eine harmonische Verschmelzung von Wasserlauf, fruchtbarer Flussmarsch und Stadtgebiet ergaben. Und mehr noch ... die Metropole war bewohnt, und zwar von Terranern!
    „Diese Stadt", vernahm er wie aus weiter Ferne Keraetes Stimme, „könnte Stardust City heißen."
    Ohne Atempause ging der Flug weiter, nun nach Osten, wo eine rund 400 Meter hohe Abbruchkante des Ausläufers eines Sandstein-Felsengebirges die Ausbreitung der Stadt begrenzte. In Blickrichtung türmte sich eine auffällige Formation auf: Eine gewaltige anthrazitfarbene Felsnadel ragte in Form einer Skulptur aus dem Boden des Felsplateaurands. Sie war geformt wie eine Rakete ... wie die STARDUST.
    Was für eine Symbolik!, dachte Adams mit unfreiwilliger Bewunderung. Die alte STARDUST, vor der Lotho Keraete sich an die Medienangehörigen gewandt hatte, stand für den Aufbruch in den Weltraum. Und Stardust City ... das könnte der Aufbruch zu neuen Ufern sein!
    Die Animation verblasste, und die Kameras der Trivid-Sender fingen ein, wie die anthrazitfarbene Felsnadel dem Original Platz machte, dem STARDUST-Memorial, das hinter Keraete in den Himmel von Terrania ragte.
     
    *
     
    „Homer", sagte Jeronimo Voss, „die Verbindungen brechen fast zusammen. In der Residenz gehen Tausende Anfragen ein, ob Keraetes Aussagen der Wahrheit entsprechen. Du musst reagieren!"
    Adams nickte wortlos. Gegen seinen Willen gestand er sich ein, dass Keraetes Vorführung ihn stärker beeindruckt hatte, als ihm lieb war.
    Der Minister schaltete sich in einige Anfragen ein; die meisten kamen per Trivid. Manche Bürger waren einfach nur besorgt, andere reagierten fast hysterisch auf die Erklärungen des Boten.
    „Da hat Keraete politischen Sprengstoff gezündet", stellte der Minister fest.
    „Er setzt uns zusehends unter Druck. Die Option Stardust-System wird die terranische Öffentlichkeit von null auf hundert bringen."
    „Entsteht auch nur die Nuance eines Eindrucks, die Regierung wolle der Bevölkerung das eröffnete Tor etwa mit Gewalt versperren", pflichtete der Adjutant ihm bei, „oder durch eine Verzögerungstaktik den angebotenen Exodus im Sande verlaufen lassen ..."
    „... wird ein politisches Beben die jetzige Regierung hinwegfegen!", vollendete Adams den Gedankengang. Die Menschen würden geradezu Amok laufen. Aller aufgestaute Ballast, der durch die Belagerung der Kolonne entstanden war, würde sich durch diesen Kanal Bahn brechen.
    Leere Parolen – Wir müssen abwarten, die Lage sondieren, alles genau abwägen! – würden die Bürger der LFT nicht zufriedenstellen. Nicht nach der Ankündigung durch Keraete, die er bewusst an der Regierung vorbei gemacht hatte.
    Adams musste unverzüglich demonstrieren, dass die Solare Residenz die Dinge im Griff hatte.

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