2437 - Die immaterielle Stadt
Fluggeräts prangte eine Aufschrift, die allerdings zu klein war, als dass Adams sie lesen konnte.
„Das ist ein Medienvertreter!", stieß Adams hervor. „Jetzt hat Keraete ihre Aufmerksamkeit erweckt. Früher oder später musste es ja so kommen!"
„Vielleicht nur ein Zufall", sagte der Adjutant. „Eine Reportage über das Denkmal ..."
Adams schüttelte den Kopf. „Offensichtlich hat der Reporter den Boten von ES aufgrund von Datenbanken identifiziert." Auf zwei Holos verfolgte er, wie der seltsame Gleiter sich mit erschreckender Geschwindigkeit von der Plastik entfernte.
„Die Bilder vergrößern und den Medienvertreter identifizieren!", ordnete der Minister an. „Ich will wissen, mit wem wir es zu tun haben." Vielleicht konnte er ja noch auf den Sender Einfluss nehmen, wenngleich ihm das widerstrebte und er es sowieso bezweifelte.
Eine halbe Minute später konnte Voss mit den Daten aufwarten. „Bei dem Reporter handelt es sich um einen Swoon namens Dschingiz Brettzeck. Er arbeitet für den Sender Augenklar. Bis vor drei Jahren war er auf Aralon tätig. Ein Exklusivinterview mit Perry Rhodan hat ihm Tür und Tor geöffnet, seitdem arbeitet er auf Terra."
„Augenklar", murmelte Adams. Der Sender war für die journalistischen Eskapaden seiner Mitarbeiter berüchtigt. Eigentlich mochte der Minister ihn ganz gern; Augenklar-Sendungen bewegten sich zumeist irgendwo zwischen investigativem Journalismus, Satire und Medienterrorismus.
„Homer ..." Der Adjutant deutete auf ein anderes Holo. „Der Einsatzleiter der ersten TLD-Gruppe teilt mir soeben mit, dass er zwei weitere Medienvertreter entdeckt hat." Er vergrößerte sie auf dem Holo, einen Mann und eine Frau. „Von Albion-3-D und TTC-Trivid."
„Na großartig!", fauchte Adams. „Der Bote von ES läuft weiterhin durch die Stadt und zieht eine wachsende Schar ›verdeckt‹ recherchierender Reporter der Trivid-Sender hinter sich her! Etwas Besseres hätte uns gar nicht passieren können ...!"
„Und es werden immer mehr ..."
Auf dem Holo beobachtete Adams, wie der bestenfalls zwei Meter durchmessende Spezialgleiter wieder zurückkehrte. Nun konnte er den Swoon darin ausmachen, zumindest dessen Kopf, der über den Rand des Gefährts emporragte. Das Gefährt sackte dicht vor Keraete zu Boden und bremste im letzten Augenblick ab.
Der Minister fragte sich, wie der Swoon die Sicherheitsschaltungen der Gleiterpositronik ausgetrickst haben mochte.
Hektisch redete das kleine grüne Wesen – Swoons wurden von Terranern mitunter scherzhaft als Gurken bezeichnet, auch wenn sie das gar nicht gern hörten – auf den Boten der Superintelligenz ein.
Lotho Keraete antwortete jedoch nicht und drehte sich schließlich einfach um.
„Näher heran", sagte Adams ungeduldig. „Und lauter. Ich will hören, was da gesprochen wird!"
Voss nahm einige Schaltungen vor, und eine dröhnende Stimme drang durch Adams’ Büro. „... bekloppt! Das ist doch völlig bekloppt! Da flaniert der Sendbote einer Superintelligenz durch Terrania und spricht nicht zu den Vertretern der Medien!"
Adams zuckte zusammen, und der Adjutant dämpfte die Lautstärke ein wenig.
Keraete schritt nun schneller aus.
Während Dschingiz Brettzeck das sinnlose Unterfangen aufgab und mit seinem Gleiter wieder in den Himmel stieg, versuchten zwei, drei andere Medienvertreter, den Mann aus Metall zu einem Statement zu überreden, doch sämtliche Kontaktversuche scheiterten; der Bote beachtete die Reporter zu Adams’ Erleichterung gar nicht.
„Er wendet sich nach Südosten", stellte Voss fest. „Aber was will er? Dort liegt der Gobi-Park, doch der ist zu Fuß bestimmt ein, zwei Stunden entfernt. Und da gibt es eigentlich nichts, was ihn interessieren könnte."
„Ja", sagte Adams, „was hat Lotho Keraete vor?"
*
Obwohl Mitternacht schon längst vorüber war, schien im Gobi-Park helllichter Tag zu herrschen. Die Scheinwerfer der Gleiter zahlreicher Nachrichtensender rissen weite Teile des 13 Kilometer durchmessenden historischen Freiluftparks und der beliebtesten Erholungsstätte Terranias aus der Dunkelheit.
Der stumm wandernde Bote von ES war endgültig zum Medienereignis geworden. Homer G. Adams war nicht mehr auf die Kameras der TLD-Agenten angewiesen; sämtliche Lokalsender berichteten über Lotho Keraete und alles, was mit ihm zusammenhing.
Auf einem Kanal verwies ein eilends herbeigetrommelter Garten- und Landschafts-Bauingenieur des Parks voller Stolz auf die unerhörten
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