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2437 - Die immaterielle Stadt

Titel: 2437 - Die immaterielle Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Beruf eine Pressekonferenz ein!", befahl er dem Adjutanten. „Kurzfristig, in dreißig Minuten, hier in der Residenz."
    „Zu dieser späten Stunde?"
    „Glaub mir, Jeronimo, sie werden kommen. Alle werden kommen!"
     
    *
     
    „Das ist doch bekloppt!", dröhnte die Stimme durch das Auditorium. „Warum hat die Regierung das Angebot der Superintelligenz ES bislang für sich behalten?"
    Adams konnte sie nicht auf Anhieb identifizieren und sah auf dem Display in seinem Pult nach, wer gesprochen hatte.
    Dschingiz Brettzeck von Augenklar. Der Swoon verstärkte seine eigentlich schwache Stimme mithilfe eines Akustikfelds.
    Der Minister hätte es wissen müssen.
    Er ließ den Blick kurz durch den Saal gleiten. Mit seiner Vorhersage hatte er recht behalten; er entsann sich nicht, dass die Räumlichkeit jemals so überfüllt gewesen war.
    „Die Regierung hat ihren Bürgern gegenüber eine gewisse Sorgfaltspflicht", antwortete er. „Es ist keineswegs so, dass wir bislang untätig gewesen sind. Verteidigungsminister Reginald Bull weilt bereits persönlich vor Ort im Stardust-System, um dort die Lage zu sondieren."
    Erstauntes Raunen. Dann: „Liegen schon Ergebnisse vor?"
    Adams verbiss sich jedes Lächeln. Aber mit dieser Antwort hatte er Boden gutgemacht.
    „Wir wissen nur, dass unsere Einheiten das Stardust-System wohlbehalten erreicht haben", antwortete er wahrheitsgemäß. „Ansonsten verfügen wir über keine weitergehenden Informationen."
    „Trotzdem finde ich es sonderbar, dass die Regierung die Bevölkerung nicht über das Angebot der Superintelligenz informiert hat." Das war ein Vertreter von Albion-3-D.
    „Wir haben erst vor wenigen Stunden von dem Angebot erfahren. Die Regierung arbeitet auf Hochtouren daran, sämtliche nötigen Vorbereitungen zu treffen, aber wie ich schon sagte, sie hat eine gewisse Sorgfaltspflicht. Wir sind nicht bereit, das Leben von Medienvertretern leichtfertig aufs Spiel zu setzen."
    „Was willst du uns damit sagen, Residenz-Koordinator?" Wieder hatte der Swoon von Augenklar am schnellsten reagiert und seine Frage als Erster gestellt.
    Die Positronik-Einheit des Saals war in dieser Hinsicht unbestechlich.
    „In PRAETORIA werden zurzeit Erkundungsboote vom Typ SKARABÄUS für einen weiteren Flug durch die Teletrans-Weiche bereit gemacht. Sie sind grundsätzlich in militärischer Mission unterwegs. Wir können noch immer nicht sicher sein, welche Zustände im Stardust-System wirklich auf uns warten. Dennoch werden in fünf der Erkunder jeweils zwei Plätze für mitreisende Reporter der Trivid-Sender frei gehalten."
    Aus dem Raunen wurde Geschrei. Die Positronik konnte keine verwertbaren Wortmeldungen mehr extrahieren.
    „Vor Ort können die fünf Presse-SKARABÄEN dann Informationen für die Öffentlichkeit im Solsystem sammeln", fuhr Adams in aller Ruhe fort. „Bewerbungen können ab sofort in der Pressestelle der Residenz abgegeben werden. Abflug aus dem Solsystem: morgen, am 20. August 1346 NGZ, um acht Uhr Terrania-Standardzeit. Voraussetzungen sind Raumfahrerpatent und bester körperlicher und mentaler Zustand."
    Das Geschrei wandelte sich in Gebrüll. „Bewerbungen bitte an die Pressestelle", wiederholte Adams. „Allerdings muss ich ausdrücklich darauf hinweisen: Alle Reporter reisen auf eigene Gefahr! Der Durchgang durch die Teletrans-Weiche wird nicht nur von Strangeness-Effekten erschwert, sondern ist auch technisch problematisch. Ich kann nicht garantieren, dass die Reporter zurückkommen werden. Überdies müssen sie ein Equipment mitnehmen, das ohne Hyperkristalle funktioniert – wir haben die Bestätigung, dass solche Geräte den Transfer nicht überstehen."
    Der Minister stützte sich auf dem Podest ab. Er spürte eine tiefe Erschöpfung, gegen die auch der Zellaktivator nicht mehr ankämpfen konnte. Fast zwei Stunden hatte seine Pressekonferenz gedauert, doch er hatte das Gefühl, die Kastanien noch einmal aus dem Feuer geholt zu haben.
     
    *
     
    Homer G. Adams war kaum in sein Büro zurückgekehrt, als Reginalds Adjutant den Kopf zur Tür hereinstreckte. Der junge Mann wirkte so erschöpft, wie der Minister sich fühlte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie zusammenbrechen würden.
    Adams war es gewohnt, bis in die frühen Morgenstunden oder auch schon mal eine ganze Nacht lang durchzuarbeiten, aber er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er zum letzten Mal geschlafen hatte, und hätte es begrüßt, sich jetzt für ein paar Stunden zurückziehen zu

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