2438 - Das Stardust-System
plötzlich totenstill.
„Es kann doch nicht so schwer sein, die Geschehnisse von dieser Warte aus zu sehen", sagte Jirinia nach etlichen Sekunden. „Wo liegt die Schwierigkeit?"
*
„Warum fliegen wir Zyx nicht direkt an?", wollte Jarantin wissen.
„Warum? Weil Aveda und Zyx nahezu in Opposition zueinander stehen.
Die Distanz zwischen beiden Planeten beträgt 304 Millionen Kilometer, die kürzeste Flugroute führt durch die markierte Gefahrenzone. Sieh dir Keraetes Karte an. Wir werden kein Risiko eingehen, das sich mit einem kurzen Umweg vermeiden lässt."
„Ist bekannt ...?"
„Nein!" Der Captain gab sich kurz angebunden. Vielleicht regte das seine Passagiere zum Nachdenken an. Für sein Empfinden reagierten sie zu euphorisch auf alles, was sie zu sehen bekamen. Er wusste, dass Jirinia und Franck sich ausgerechnet mit Reiseberichten bei Albion-3-D einen Namen gemacht hatten, wenn auch nur mit Kurztrips durch den Dschungel der Venus und die Marswüsten.
Seitdem die Terminale Kolonne das Solsystem belagerte, war die Nachfrage nach Berichten über fremde Sonnensysteme sprunghaft angestiegen.
Sogar Menschen, die sich nie für extrasolare Welten interessiert hatten, entwickelten nun eine gehörige Portion Fernweh. Es war wie zur Zeit der Vironauten: Fernweh ist Sternweh, hatte damals der Slogan gelautet, der die Runde gemacht hatte. Leider hatte sich der Treck in die zwölf estartischen Galaxien als Fehler erwiesen, daher scheuten die Trivid-Sender davor zurück, diesen markanten Slogan neu zu beleben. Stattdessen bedienten sie die Bedürfnisse der Menschen mit neu zusammengestellten Konserven, ergänzt mit Reiseberichten aus dem Solsystem.
Jirinia und Franck Jarantin hatten dafür ein goldenes Händchen entwickelt.
„Wir müssen in die Gefahrenzone einfliegen!", drängte Franck. „Es ist unsere Pflicht als Berichterstatter ..."
„Wenn es eine Bedrohung gäbe, hätte ES dieses Sonnensystem nicht als unsere neue Heimat ausgewählt", wandte Jirinia ein. „Zweifellos wird sich eine harmlose Erklärung für die Eintragung in der Karte finden."
„Das zu erforschen ist die Aufgabe der militärischen Einheiten, nicht der Presse-SKARABÄEN", sagte der Kommandant.
„Was zeigen die Ortungen an?"
Jorbien schüttelte den Kopf. „Die SK-PRAE-101 ist eine kleine, sehr einfach ausgerüstete Sondereinheit.
Die Ortung verrät uns, wo die Sonne steht, aber was zwischen den inneren Planeten geschieht ..."
„Ich will die Tasterbilder sehen!", beharrte der Journalist.
„Leutnant Rosendo – die Anzeigen bitte auf den Hauptschirm!"
Ein Teilbereich des Hauptholos zeigte nun rasch wechselnde Zahlenkolonnen, ein anderer Ausschnitt die optische Umsetzung. Der Eindruck entstand, dass Nebelschwaden das Holo trübten.
Hier und da schienen schwache Wirbel den Dunst aufzuwühlen.
„Energieschleier?", vermutete Jarantin.
„Fünfdimensionale Streustrahlung", erklärte Rosendo. „Ursache nicht identifizierbar."
„Wenn wir näher rangehen ..."
„Wir fliegen im Pulk mit 102 und 105, das Ziel Zyx wurde einstimmig festgelegt", erinnerte der Kommandant.
„Dann müssen wir die Begleitschiffe anfunken und eine neue Vereinbarung treffen", drängte Jarantin.
„Es ist in Ordnung, wie es ist, Franck", sagte seine Frau in dem Moment. Sie nickte dem Kommandanten zu. „Wir landen auf Zyx. Im Solsystem warten alle auf den Eindruck, den die Planeten machen. Niemand will Bilder des sonnennahen Leerraums sehen."
*
Daard Jorbien atmete auf. Er mochte keine endlos langen Diskussionen, schon gar nicht mit Zivilisten. Dass seine Passagiere das Raumfahrerpatent hatten, besagte noch wenig über ihre Qualifikation. Es gehörte nicht viel dazu, mit einer Space-Jet von der Erde zum Mond zu schippern; über Fernsteuerung konnten die Leitstellen jederzeit eingreifen. Auch den Mars oder die Venus anzufliegen war kein Problem. Schwieriger gestaltete sich schon eine Durchquerung des Asteroidengürtels – wenngleich entsprechende Simulationsflüge Voraussetzung für den Erwerb des Patents waren.
Das Solsystem hatten die Jarantins zum ersten Mal verlassen, das glaubte Jorbien zu spüren. Jedenfalls klebten ihre Blicke geradezu an der Direktbeobachtung, während die Sichel des dritten Planeten größer und voller wurde. Zyx wuchs zur Scheibe an.
Ein Vorauskommando hatte in Bullys Auftrag die Wasserwelt schon in Augenschein genommen. Alle Informationen waren den Presse-SKARABÄEN übermittelt worden. Captain Jorbien
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