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2440 - Armee der Schatten

Titel: 2440 - Armee der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nächsten Traum anziehen, den er lokalisieren konnte. Er überbrückte die geringe Entfernung im Nu und schlüpfte hinein.
     
    *
     
    „SENECA! Kannst du sie sehen, kannst du sie aufspüren?"
    „Ich versichere dir, Oberstleutnant Deangelis, wir haben keine räuberischen Tiere an Bord der SOL."
    „Doch! Ratten, Marder und Zieslettchen ... ganze Rudel davon. Mutiert, verstehst du, unsichtbar und auch gegen jede Form von Vital-Ortung resistent. Millionen und Abermillionen!"
    „Das wüsste ich aber."
    „Es gibt keine andere Erklärung dafür, dass meine Listen nicht stimmen."
    Benjameen erkannte, dass er in einem Albtraum gelandet war, und beschloss, sich nicht zu zeigen. Beim Träumenden handelte es sich um Porto Deangelis, den Chef der Bordlogistik.
    „Die SOL ist eine fliegende Welt mit einer eigenen Ökonomie und Ökologie!" schrie er. „Die Funktionalität und Ausgewogenheit ihrer Kreisläufe muss gewahrt bleiben, sonst kommen wir in Teufels Küche!"
    Deangelis saß, am ganzen Körper zitternd, hinter einem nierenförmigen Tisch, der so riesig war, dass mehrere Stadien für Ballsportarten darauf Platz fanden. Eine Vielzahl von Bällen verschiedener Größen, aber auch Unmengen anderer Sportgeräte rollten, sprangen und flogen wild hin und her, wie von unsichtbaren Spielern geschleudert. Ein positronisches Notizgerät in der Hand, mühte sich Porto verzweifelt, sämtliche Bewegungen zu dokumentieren.
    „Ich komme nicht nach! Es sind zu viele", klagte er, sich die dunklen Haare büschelweise ausraufend. „Und raffiniert, die Biester. Stehlen immer nur so viel, dass es im Rahmen des üblichen Schwunds bleibt. Aber meine Listen stimmen nicht, und daher ... SENECA!
    Es sind Roboter, nicht wahr? Durchgeknallte Servos, die sich an mir rächen wollen, weil ich die Generalüberholungen um zwei Monate aufgeschoben habe."
    Die Bürowände des Logistikers waren tapeziert mit halb transparenten Folien, auf denen unaufhörlich Auflistungen in winzigen Schriftzeichen erschienen, welche sich erhitzten, die Blätter entzündeten und sich zusammen mit ihnen in Rauch auflösten. Dahinter verbargen sich neue, identische Folien ...
    Datenkristalle türmten sich in allen siebzehn Ecken des Zimmers wie Halden aus Zuckerwürfeln. Wenn Portos Schweißtropfen auf sie fielen, schmolzen sie zusammen zu Strömen von Melasse, Ketten aus Zahlen und Symbolen, die sich wie Pythons auf Deangelis zuschlängelten.
    „Oder steckst du selbst dahinter, SENECA? Willst du mich in den Wahnsinn treiben?"
    Benjameen da Jacinta, der schon vielen Nachtmahren beigewohnt hatte, gewann den Eindruck, dass hier keine entscheidenden Informationen zu erwarten waren. Er zog sich zurück.
    Und zog weiter.
     
    *
     
    Ein Traum, in dem jemand wieder ein Kind war und sich in der Vorschule auf dem Trockenplaneten Korphyria gegen gleichaltrige, viel größere und stärkere Rowdys behaupten musste, die ihn wegen seiner Hakennase verspotteten ...
    Ein Traum, in dem eine Person beim Heimaturlaub auf Olymp den Ehemann wiedersah, ihre große Liebe, und gleichzeitig wusste, dass er sich, nach der Befreiung vom Kritzelwahn, schon vor Jahrzehnten das Leben genommen hatte ...
    Ein erotischer Traum, angesiedelt in den hydroponischen Gärten der SZ-1, bei dem viel Vogelgezwitscher vorkam, reichlich barnitisches Schmiegmoos sowie eine gewisse hochgewachsene, blonde, als überkorrekt verschriene Dritte Pilotin ...
    Benjameen blieb jeweils nur so lange, wie er unbedingt musste, um sich zu orientieren. Er war kein Voyeur. So viele Intimsphären zu verletzen, indem er sich von einem Träumenden zum nächsten voranhangelte, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Aber die Alternative hätte geheißen, sich bei einem leichtfertigeren, schwungvolleren Auswerfen seiner „Traum-Angel" der Gefahr auszusetzen, erneut in Kontakt mit den grauenhaften Emanationen der Proto-Negasphäre zu geraten.
    Endlich erreichte Ben denjenigen, den er von Anfang an gesucht hatte.
    Der Betreffende war ebenfalls in einem Alb verfangen. Er imaginierte sich als lebendig eingemauert innerhalb seiner eigenen, überlebensgroßen Statue.
    Bewegungsunfähig, eingesperrt in der versteinerten, scheinbar unangreifbaren Pose, musste er hilflos beobachten, wie mehr und mehr von der äußersten, ehedem makellos glasierten Schicht verwitterte, abbröckelte, zerfiel. Damit nicht genug, kam ein Wind auf, ein immer stärkerer Sturm, der dem Unglücklichen ganze Körperteile abriss, sie in die Luft wirbelte und

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