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2440 - Armee der Schatten

Titel: 2440 - Armee der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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davonwehte.
    Wohin sie flogen, stand für den Verstümmelten außer Frage: hinter der Unsterblichen her, die fast ein durchschnittliches Menschenleben lang seine Gefährtin gewesen war. Nun jedoch wollte die Katzenhafte nichts mehr von ihm wissen. So, wie sie sich seiner Zuneigung entzogen hatte, verschmähte sie jene Teile seines Selbst, die ihr nachstrebten; sie gingen verschollen im Nichts, und er blieb als handlungsunfähiger Torso zurück.
    Mitgefühl und Pietät verbaten es Benjameen da Jacinta, sich Ronald Tekener in diesem Traum zu zeigen. So viel Spielraum hatte er, trotz des Auftrags, den er sich als prädormitale Autosuggestion eingeprägt hatte. Deshalb hinterließ er nur eine kurze Nachricht, ein kunstlos eingeritztes Graffito am Sockel der Statue.
    Wenn er aufwachte, in den Sekundenbruchteilen des Übergangs zur Wachphase, würde der Smiler sich daran erinnern – und hoffentlich die Botschaft verstehen.
     
    5.
     
    Was eine Harke ist und wozu sie gut sein kann
     
    Ein Wartungsroboter, wie sie zu Hunderten an Bord für Sauberkeit und Ordnung sorgten, glitt auf Prallfeldkufen den leicht geschwungenen Gang entlang. Im Inneren der etwa neunzig Zentimeter hohen, klobigen Maschine befand sich ein Hohlraum, welcher Werkzeugmodule aufnehmen konnte, zu beseitigenden Abfall – oder einen Mom’Serimer.
    Aber nur, wenn dieser sich sehr, sehr klein machte und Glieder sowie Tentakel aufs Unangenehmste verrenkte.
    Trest Harkanvolter konnte kaum atmen, und schon nach wenigen Minuten tat ihm alles weh. Außerdem schwitzte er so stark, dass sein Tarnanzug an ihm klebte.
    Er hatte sich das Heldentum irgendwie ... eleganter vorgestellt.
    Egal, all diese Widrigkeiten zählten nicht. Sie wurden hundertfach aufgewogen vom wunderbaren Gefühl, dass er dabei war. Und wichtig, ja unersetzlich – ohne ihn hätte dieser waghalsige Risiko-Einsatz gar nicht stattfinden können!
    Klar, er hatte wieder einmal Glück gehabt. Die drei anderen ließen ihn nur mitmachen, weil die geplante Vierte im Bunde ausgefallen war. Weil sie ansonsten die ganze Aktion hätten abblasen müssen, hatten Sinco Venethos und die Grushgelaard-Geschwister nach einiger Überzeugungsarbeit Trest als Ersatz akzeptiert.
    Die erbetene Einführung in Ursprung, Ziel und Aufbau ihrer Organisation war aus Zeitgründen sehr kurz und stichwortartig erfolgt: Seit Längerem bereiteten sich geheime Widerstandsgruppen der Mom’Serimer auf die Befreiung der SOL von den TRAITOR-Truppen vor.
    Dies geschah unter dem Deckmantel der SOL-Nachwuchsakademie und unter dem Oberbefehl von deren Direktor, dem „Walfisch" Steph La Nievand. Außer ihm und Ronald Tekener, der die ganze Sache initiiert hatte, war kein weiteres Mitglied der Schiffsführung auch nur eingeweiht.
    Sogar vor der großen Mehrheit der Mom’Serimer mussten diese hochbrisanten Aktivitäten unbedingt verborgen gehalten werden. Insbesondere vor Lord Remo Aratoster, den die Kolonnen-Motivatoren stichprobenartig überwachten und in unregelmäßigen Abständen zur Befragung in ihren Stützpunkt zitierten.
    Trest Harkanvolter hatte feierliche Eide auf alles geschworen, was einem Mom’Serimer nur heilig sein konnte, dass er seine bekannt große Klappe halten würde; und fiele es ihm noch so schwer, vor Mitschülern, Freunden und Verwandten nicht mit seinen Abenteuern aufzutrumpfen. Aber inzwischen war sogar ihm supernovaklar geworden, dass dies kein Spiel war, sondern bitterer Ernst: dass eine einzige Unbedachtheit nicht bloß ein Leben, sondern deren 200.000 gefährden konnte, plus die Existenz des gesamten Weltschiffs.
    Der Roboter, in dem er steckte, bog in einen Seitengang ein und dann kurz hintereinander rechts, links und wieder rechts ab, sodass Trest im Inneren der Wartungsmaschine hin und her geworfen wurde und sich die Haut an scharfen Kanten aufscheuerte. Er unterdrückte ein Stöhnen und rieb sich, so gut es ging, die schmerzenden Stellen.
    Wie ärgerlich! Auch seine schöne, nagelneue Montur war mehrfach zerrissen. Er würde sie nähen müssen, bevor er die Erinnerungsfotos fürs Kommnetz der Scherbenstadt ...
    Ach ja, leider keine Fotos. Die hatte Sinco ebenso verboten wie jegliche privaten Logbuch-Eintragungen, die auch nur im Entferntesten etwas mit ihren Einsätzen zu tun hatten.
    Verständlich; trotzdem schade. Da hatte er endlich Gelegenheit, all den Nachbarsjungen, die seine hochfliegenden Ambitionen anzweifelten, all den Deppen, die ihn ständig auslachten und neckten, das Maul zu stopfen –

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