2445 - Geschöpf des Chaos
schwerer als ihr. Aber ich habe mich überwunden und entschlossen, und ..."
„Sei still, Ekatus Atimoss!", unterbrach ihn Rhodan.
„Nein!", schoss der Dual zurück. „Jetzt rede ich! Was wirfst du mir vor? Glaubst du, dass ich so dumm wäre, die Risiken nicht abschätzen zu können? Ich vermag meine Gedanken sehr gut zu kontrollieren! Und es hat während der ganzen Zeit, als ich ARCHETIM nahe war, ganz sicher keinen einzigen Gedanken meinerseits an den Kontextsprung der JULES VERNE gegeben! Ich verstehe deinen Zorn, ich hätte an deiner Stelle kaum anders reagiert – aber ich habe nichts verraten, und außerdem ..." Er hechelte nach Luft. Seine Haut spannte und riss weiter auf. Jeder Muskel in seinem unnatürlichen Körper war verspannt. „Außerdem befindet sich ARCHETIM nur wenige tausend Kilometer von uns entfernt im Weltraum. Wenn er es wollte, wäre es ihm ganz sicher ein Leichtes, jeden einzelnen nicht mentalstabilisierten Terraner an Bord binnen Sekunden auszuforschen!"
Rhodan schwieg, und der Dual legte nach.
„So ist es doch, oder nicht? Rhodan, noch gestern hast du deinen Verbündeten Ki-Myo und dessen geheime Konferenz mit meiner Hilfe ausspioniert. War das etwa deine terranische Moral, wie du sie predigst? War das dein hoher Ethos, der dir erlaubt, mich und mein Vorgehen, das aus der Verzweiflung geboren war, zu verurteilen?"
Sie starrten einander an. Maßen sich mit ihren Blicken. Rhodans Eiseskälte gegen Ekatus Atimoss’ urplötzlich wieder entfachtes Feuer. Sie standen sich gegenüber. Sah der Dual auf einmal Schmerz im Blick des anderen? Eine kaum fassbare Wehmut? Enttäuschung?
„Ja", sagte er. „Ich war wieder bereit zu vertrauen ..."
„Wir hatten dir Hilfe versprochen, Ekatus Atimoss. Wir wollten immer für dich da sein. Warum hast du uns nicht geglaubt ...?"
Rhodan klang beinahe traurig.
9.
11. Mai 1347
Offenbarungen
Die Einladung in die TAROSHI kam fast genau einen Monat, nachdem die JULES VERNE in den Hyperkokon eingedrungen war. Sie stammte zur Überraschung Mondras nicht von Generalin Kamuko, sondern von ARCHETIMS Gesandten Ki-Myo. Lediglich Perry Rhodan ließ sich angesichts dieses Umstandes nichts anmerken.
Der Unsterbliche besprach sich lange mit seinen Vertrauten über ihr taktisches Vorgehen, denn dass ein solches notwendig war, stand für sie alle außer Zweifel.
Natürlich hatte er keine andere Wahl, als der Aufforderung Folge zu leisten. Ob Kamuko sich nun endlich dazu herabgelassen hatte, ihnen einen kleinen Teil ihrer kostbaren Zeit zu widmen, musste in diesem Moment zweitrangig sein.
Außerdem war das seltsame Verhalten der Generalin angesichts des Dramas, das sich um Ekatus Atimoss abspielte, weit in den Hintergrund getreten. Rhodan stand der Sinn nicht nach weiterer Konfrontation. Er war tief enttäuscht von dem Dual, von dem seiner Ansicht nach missbrauchten Vertrauen. Das Entfernen der Kralle des Laboraten machte eben aus einem Schurken keinen Helden.
Ihr Vorgehen war wohl ein Fehler gewesen, der die Mission der JULES VERNE jeden Moment scheitern lassen konnte.
Sie hatten alles auf die Karte „Dual" gesetzt – und beinahe alles verloren. Vielleicht stand die längst überfällige Einladung damit im Zusammenhang – niemand konnte wissen, inwieweit ARCHETIM eingegriffen hatte und von der Expedition aus der Zukunft wusste. Perry Rhodan wappnete sich für die Begegnung, so gut er es konnte.
Doch als er dem Aeganer gegenüberstand, vor nur wenigen offenbar von der Etikette erforderten Zeugen, wurde ihm schnell klar, dass ihn kein Tribunal und keine negativen Eröffnungen erwarteten – ganz im Gegenteil.
Ki-Myo wirkte trotz seiner vermeintlichen körperlichen Frische ausgelaugt und leer. Die tarnende Fassade aus videoplastischer Formenergie und Kraftverstärkern vermochte nicht zu kaschieren, dass ihn die Bürde seiner Aufgabe auffraß.
Der Gesandte der Superintelligenz hatte den Terraner nicht an Bord dieses Schiffs rufen lassen, um ihm eine Audienz zu geben oder Instruktionen, das wurde schon nach seinen ersten Worten klar – sondern um ihm eine Bitte vorzutragen. Ebenfalls klärte sich endlich auf, warum die Generalin auf keinen Kontaktwunsch hatte antworten können.
„Kamuko ist nicht mehr bei uns, Perry Rhodan", sagte Ki-Myo mit einer Stimme, die ebenfalls kaum noch Kraft besaß.
„Sie hat die Flotte verlassen und ist nach einer Erkundungsmission verschollen – und zwar seit nunmehr neun Wochen."
„Neun Wochen?", staunte
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