2447 - Warten auf Xrayn
Ahnung über die Weisheit der Hohen Mächte zu stellen? Denn diese hatten ihn bis zu diesem Punkt geführt, einem Scheitelpunkt der Entwicklung – und er hatte sich verweigert.
Vielleicht wären viele der schlimmen Ereignisse der letzten rund tausend Jahre nicht eingetreten.
Vielleicht.
Vielleicht.
Viel...leicht.
Diesmal war es anders. Es gab zwar auch ein Vielleicht, doch seine Tragweite berührte eine völlig andere Ebene. Die Antworten, die hinter dem Schleier lockten, waren zweifellos bedeutend, ließen sich allerdings mit der Dritten Ultimaten Frage nicht vergleichen.
Er bewegte sich weiter durch das ungewisse Kontinuum jenseits des Parapol-Schleiers, direkt auf die Schneegestöber-Kugel mit dem Weltweisen von Azdun zu, weiter, immer weiter.
Dieses Mal versperrte ihm keine Mauer den Zugang, dieses Mal konnte er ungehindert ins Innere jenes Bereichs eindringen, der durch die Energiebarriere gesichert wurde.
Beinahe im gleichen Moment spürte er die Präsenz. Körperlichkeiten spielten keine Rolle mehr, da war nur ein Verstand, eine Geistesmacht, der er sich vom ersten Augenblick an verbunden fühlte. Die ihn erkannte, wirklich durchblickte. Ihm vielleicht überlegen war, aber die Essenz dessen begriff, was ihn, Rhodan, ausmachte.
Der Weltweise ... Ein Wesen, das auf irgendeine Weise so war wie er. Er war potenziell unsterblich, fragte sich jeden Tag, wie Normalsterbliche ihn, einen Dreitausendjährigen mit dementsprechender Lebenserfahrung, wahrnahmen und verstehen konnten. Stand er für sie nicht schon außerhalb dieser Welt?
Genau wie die Kreatur vor ihm, das Geschöpf einer vollkommen anderen Umwelt, eines fremden Universums und einer Zeit, die sich selbst Rhodans Begreifen entzog. Was er bislang erlebt hatte, war nichts im Vergleich zu dem, was der Weltweise gesehen hatte.
Rhodan ging immer weiter, durchbrach problemlos die Barriere, und der Schleier löste sich auf. Er glaubte, einen Blick auf die Wirklichkeit zu erhaschen, auf Geheimnisse, die er nirgendwo sonst erfahren würde.
Und er spürte ... Zuneigung. Verständnis.
Er hatte viel gesehen in seinem Leben, aber nur selten ein Wesen kennen gelernt, das ihm geistig, von seiner Erfahrung her, seiner Einschätzung der Dinge, so nahe stand.
Er mochte den Weltweisen von der ersten Sekunde an, stand fast in seinem Bann, und spürte, dass es umgekehrt so ähnlich war. Einer im Bann des anderen.
So, als gäbe es zueinander eine Affinität.
Er hoffte, dass sie Freunde werden würden.
Rhodan trat einen Schritt näher. Noch einen. Und einen weiteren. Von außen mochte er den Eindruck gehabt haben, als treibe das Geschöpf durch eine von Schneegestöber erfüllte Kugel, doch auf der Existenzebene, die er durch den Kontakt zu ihm in diesen Sekunden erreichte, erhaschte er einen Blick auf die Wahrheit.
Aber ... auf die endgültige oder nur eine von vielen?
Alles ist zugleich und überall zugleich.
Die Worte, die ihm anfangs abstrus vorgekommen waren, entfalteten sich vor ihm, sodass er sie begreifen konnte.
Ja ...
Der Weltweise trieb nicht durch ein Schneegestöber in einer energetischen Blase, sondern durch den Kosmos selbst.
Durch Zeiten und Galaxien, wie es ihm beliebte.
Das also meint der Ausdruck „Weltkugel", wurde Rhodan klar.
Er hatte den ersten Schleier zerrissen, doch der zweite blieb bestehen. Eine Qualle? Hatte der Weltweise tatsächlich einen Körper, der an eine Qualle erinnerte, oder war das nur ein Sinnbild, um ihn nicht zu überfordern? Weil der Terraner die wahre Gestalt des Weltweisen einfach nicht verstehen, verkraften konnte?
War das, was er für die Wirklichkeit hielt, nicht nur ein Abbild?
Er tat einen letzten Schritt und war am Ziel.
*
In der Tat, ich bin mehr als zehn Millionen Jahre alt.
Die Stimme war in ihm, in seinem Geist, und er wusste, sie sprach die Wahrheit. Sie war rein und klar.
„Aber auch ohne jede Täuschung?", murmelte er. Spätestens in diesem Moment war er endgültig überzeugt, dass er es mit einem Wesen zu tun hatte, das zwar so ähnlich sein mochte wie er, ihm aber hoch überlegen war.
„Wer bist du?", fragte er. „Was bist du?
Du bist mir so vertraut und fremd zugleich ..."
Auch das stimmt. Meine Entstehung geht auf die Genese einer Negasphäre in tiefer Vergangenheit zurück.
Rhodans Neugier war geweckt. Er hoffte, nein, er wusste, hier und jetzt würde er mehr über kosmische Zusammenhänge erfahren, die noch sehr wichtig für ihn und seine Mission werden würden. „Was
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