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2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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psionischen Energien zum Erliegen.
    Das war sein dritter Fehler.
    Als König der Freihändler, Leiter der Organisation Guter Nachbar, Guerillakämpfer gegen die Cantaro, „Sanfter Rebell" gegen die Arkoniden und nicht zuletzt USO-Spezialist hatte Roi die Erfahrung gemacht, dass es oft, wenn es hart auf hart ging, letztlich den Ausschlag gab, wer die schmutzigeren Tricks beherrschte.
    Eine der wichtigsten, allzeit gültigen Überlebensregeln lautete: Verlass dich nie auf eine einzige Waffe. Pack immer noch eine zweite ein.
    Mit der Linken schnappte er sich den winzigen Strahler, der mit Haftband an seiner rechten, soeben freigelegten Schulter befestigt gewesen war, zielte ungefähr und schoss.
     
    *
     
    Er war nicht in der Lage, die Art des Schusses zu bestimmen. Von der Feinfühligkeit, die Stellung des Kontrollknopfs zu ertasten oder gar zu verändern, trennten ihn Welten.
    Roi Danton zog einfach den Auslöser durch. Mehr hätte er in dem kurzen, unverhofften Zeitfenster beim besten Willen nicht zuwege gebracht.
    Immerhin konnte er sein Ziel nicht verfehlen. Dantyren war nicht einmal einen Meter entfernt.
    Auf der Brust des Duals bildete sich ein schwarzer, schmorender Fleck. Roi hielt weiter drauf, unerbittlich, bis sich das Loch so weit vergrößert hatte, dass dahinter die Wand sichtbar wurde.
    Gestank breitete sich aus. Die Ventilation sprang an. Die doppelköpfige Kreatur knickte ein, sackte zusammen.
    Starb röchelnd.
    „Ich bin du", hallte ein Echo durch Rois Gehirnwindungen. „Ich wollte immer bloß wie du sein. Oder wie dein Vater. Warum tust du mir das an?"
    „Weil es nur einen geben kann", sagte Roi flach, außer Atem, nahezu unhörbar, zu sich selbst.
     
    *
     
    Allmählich kam er wieder zu Verstand.
    Die Nachwirkungen der Endogenen Qual klangen ab. Dank seines Aktivatorchips kehrte die Handlungsfähigkeit zurück.
    Sein erster Gedanke galt den Sicherheitsvorkehrungen. Gellten Sirenen durch den Stützpunkt? Hatte irgendeine Überwachungsstelle mitbekommen, was geschehen war?
    Nichts deutete darauf hin. Stille.
    Kein Laut, außer dem Knistern eines verkohlten Stoffteils von Dantyrens Gewand.
    Roi betrachtete den Leichnam, der vor ihm auf dem Boden lag. Hatte er je wirklich gelebt? Oder sich seine Existenzberechtigung nur geborgt, als Kopie einer Kopie?
    Der Danton-Kopf lächelte starr. Roi fuhr ihm mit der flachen Hand über die Lider, um sie zu schließen. Dem Feind, so übel er sich benommen hatte, gebührte Respekt.
    Bei den Sehorganen des Mor’Daers musste er passen. Sie reagierten nicht auf Berührung.
    Roi stützte sich auf das Stehpult und ordnete, schwer atmend, seine Gedanken. Zunächst einmal musste er wohl oder übel die Kokonmaske wieder schließen. Damit er sich, falls doch jemand von der Besatzung des Stützpunktes aufmerksam geworden war, jegliche Störung verbitten konnte.
    Denn jetzt war er Dantyren ...
    Abermals wanderte sein Blick zur Leiche. Sollte er sie mitnehmen, wie er es mit einem paralysierten Dual vorgehabt hatte?
    Nein. Ein überflüssiges Risiko, da eine Autopsie wohl keine neuen Aufschlüsse erbringen würde. Er ist tot, Roi.
    Roi packte die Datenträger ein und nahm sämtliche Ausrüstungsgegenstände Dantyrens an sich. Die aufgezeichneten Zwiegespräche der beiden Komponenten löschte er per akustischem Befehl – wegen der enthaltenen Verweise auf Registereinheit 1.199.188.
    Dann hob er den Kombistrahler vom Boden auf, justierte ihn auf Desintegrator-Wirkung und zerstrahlte langsam und gründlich den Körper des Duals. Bis nichts mehr übrig war außer Ultrafeinstaub, der von der Klimaanlage abgesaugt wurde.
    Roi tat alles weh. Kaum war die parapsychisch induzierte Tortur verebbt, meldeten sich die realen Schmerzen, die ihm der Kokon verursachte. Wie ein geprügelter Hund schleppte er sich zum Schleusenschott.
    Er fühlte sich alt, Tausende Jahre alt.
    Das Gemeine daran war, dass dieser Eindruck stimmte. Allerdings verschleißten seine Knochen, Muskeln und Sehnen nicht.
    Sein Bewusstsein jedoch fragte sich, wie lange es diesen Höllenzirkus noch ertrug, ohne ähnlich durchzudrehen wie Dantyren ...
    Es half nichts, er musste die Maske für einige weitere Minuten erdulden.
    Der Duale Kapitän hatte seinen Untergebenen in der Kolonnen-Station mitzuteilen, dass er sich an Bord des Späher-Traitanks begeben und dann unverzüglich mit diesem abfliegen würde.
    Allein. Ohne Angabe von Gründen oder Nennung des Ziels.
    Verwunderung erntete er damit wohl kaum, Widerspruch

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