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2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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du?", fragte der Dual, ruhiger jetzt, gefasster, seiner Überlegenheit bewusst.
    Schlecht, ganz schlecht. Je sicherer er wurde, desto unangreifbarer.
    „Du", antwortete Roi, so undeutlich, als hätte er glühende Steine im Mund.
    „Ich bin du. Jünger. Unausgereifter.
    Aber ..."
    „Was?" Dantyren trat einen gar nicht wackligen Schritt auf ihn zu und kickte spielerisch den Strahler weg. Die Waffe schlitterte quer durch den Raum und blieb vor dem Schleusenschott liegen. „Nur, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst."
    Zugleich verstärkte er den mentalen Druck. Mittlerweile schien ihm die Situation Spaß zu bereiten.
    Er variierte die Endogene Beeinflussung nun, mischte plötzliche Glücksgefühle darunter, tiefste Verzweiflung, dann wieder den Drang, sich mitzuteilen, dem Meister rückhaltlos anzuvertrauen ...
    Es war Dantyrens einziges Talent, und er hatte es vervollkommnet, keine Frage. Jedoch schoss er übers Ziel hinaus.
    Das war sein erster Fehler.
     
    *
     
    Roi Danton leistete praktisch keinen Widerstand mehr.
    Er sah die Niederlage ein, wäre bereit gewesen, sich zu ergeben, zu unterwerfen, alles zu gestehen. Geradezu gebettelt hätte er um eine angemessene Strafe für seine Hybris, den Dualen Kapitän in dessen privatester Sphäre angreifen zu wollen.
    Wenn er es vermocht hätte. Aber die überwältigende Melange aus Qual und Lust lähmte seine Stimmbänder.
    Er brachte keinen Ton mehr heraus.
    Stöhnen hätte er wollen, brüllen, flehen: Es kam nichts.
    In seiner Not entsann er sich, dass in dem 15 Kilogramm schweren, mikrorobotischen Bestandteil seiner Maske, welcher den Kopf und halben Oberkörper der Yrendir-Komponente darstellte, eine miniaturisierte Positronik integriert war, die auf TraiCom, in der Stimmlage der Mor’Daer, Wörter und ganze Sätze zu generieren vermochte.
    Sensoren und Körpersprach-Erkennungs-Programme analysierten das Verhalten der Danton-Seite und triggerten dementsprechende Presets. Überdies gab es Geheimzeichen, die speziell programmierte Reaktionen auslösten.
    Roi hatte sich alle etwa dreihundert Redewendungen eingeprägt, die der Yrendir-Schädel produzieren konnte und durch welche Signale sie abgerufen wurden. Während er noch nach der für eine Kapitulation am besten geeigneten suchte, begriff er plötzlich, dass ihm hier ein winziger Rettungsanker winkte.
    Die allerletzten Energien mobilisierend, zwang er seine Augenlider zum Ansatz eines Klimperns: links, zweimal rechts, wieder links.
    „Du liegst völlig falsch", zischelte sein Yrendir-Kopf. „Dafür wirst du büßen."
    Für Roi klang es mechanisch, aufgesetzt, falsch. Allerdings wusste er, dass dieser Sprachbaustein eigentlich für einen gänzlich anderen Zusammenhang eingespeichert worden war.
    Der Dual wusste es nicht.
    Er fuhr zurück. Die Pupillen seines Danton-Kopfes weiteten sich, irrlichterten zum Schädel der Mor’Daer-Komponente hin. „Was meint er? Falls er tatsächlich eine jüngere Generation wäre und dein Part ähnlich verbessert wie meiner ..."
    Die Endogene Klammer lockerte sich. Nur kurz, mitnichten ausreichend, dass Roi seine Handlungsfähigkeit vollständig wiedererlangt hätte. Zugleich lebte Dantyrens zuvor passiver Schlangenkopf auf.
    Er nahm die vermeintliche Herausforderung an. Erneut im Singulären Intellekt, doch mit anderer Gewichtung, attackierte der Duale Kapitän seinen Widerpart noch heftiger als zuvor.
     
    *
     
    Das war Dantyrens zweiter Fehler.
    Da der Dual, paranoid veranlagt, wie er nun einmal war, befürchtete, der Yrendir-Anteil seines Gegenübers stelle die größere Bedrohung dar, stürzte er sich mit aller Mentalmacht auf diesen.
    Um perplex zu erstarren, als er ins Leere schlug.
    Roboter besaßen keine Gefühle.
    Dantyrens massiv komprimierter Impuls verpuffte mangels eines Empfängers. Der nicht vorhandene Widerstand brachte ihn für einen Sekundenbruchteil aus dem Konzept.
    Roi Danton war ausgekocht genug, um zu erkennen, wann sich ihm die ungeschützte Bauchseite des Drachens darbot. Ein Schwert hatte er zwar nicht griffbereit; dennoch nutzte er die Gunst des Augenblicks.
    Mit zitternden, fast tauben Fingern löste er die Arretierung seines Kokons.
    Desaktiviert kippte die Yrendir-Hälfte zur Seite.
    Dantyren schrie auf, aus beiden Hälsen. „Betrug! Wer wagt es ...?"
    „Roi Danton ist der Name. Sehr erfreut. Zu Diensten, mon capitaine."
    Der Dual stutzte. Er stand, erkannte er, seinem Urbild, seinem Idol gegenüber. Konsterniert brachte er den Strom der

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