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2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entstand.
    Der linke Kopf, Rois Kopf, schlug die Augen auf. „Also wenn du mich fragst ..."
     
    *
     
    Die Führung durch die Räumlichkeiten der lokalen Bergdirektion gestaltete sich zur Tortur.
    Nicht, dass Dantyren die Endogene Qual angewendet hätte. Aber seine bloße Präsenz genügte, um jedes neue, immer gleich langweilige, mit endlosen Diagrammen aufwartende Zimmer zur Hölle zu machen.
    Die Ingenieure überschlugen sich in Beteuerungen, dass ihre Kapazitäten schon weit über Gebühr ausgeschöpft würden, ohne Rücksicht auf Personalverluste. Gleichermaßen unausgesetzt fühlten sie sich bemüßigt, darauf hinzuweisen, dass ohne geschulte Vortriebs-Hauer die leistungsstärksten Desintegrator-Bohrköpfe nichts nützten.
    Captain Saul Bertram entstammte einer viele Jahrhunderte zurückreichenden Bergarbeiter-Dynastie. Was ein Förderer, ein Hauer, ein Steiger zu tun hatten, war ihm schon sehr jung in Fleisch und Blut übergegangen.
    Umso mehr ekelte ihn an, wie der Rohstoff-Abbau hier betrieben wurde.
    Keine Rede von Gefühl für den Berg.
    Stattdessen sprengte man ziellos die nächste Erhebung in die Luft und klaubte danach die Trümmer zusammen.
    Egal.
    Er und Lipica Atabinmek, die sich übrigens grandios hielt, mussten den Dualen Kapitän bloß eine Stunde lang beschäftigen und hernach zur Rückkehr in seinen Stützpunkt verleiten.
    Saul brauchte dafür kein Chronometer zu bemühen. Wenn er in all den Jahren TLD-Dienst etwas verfeinert hatte, dann sein Zeitgefühl.
    Noch siebzehn Minuten, und die Sache war abgehakt.
     
    *
     
    Roi Danton besah sich die Aufzeichnungen des Duals.
    Blockweise; dazwischen musste er immer wieder eine Pause einlegen, um den Kokon zu öffnen und eine weniger schmerzhafte Haltung einnehmen zu können.
    Für die Unterbrechungen war er doppelt dankbar. Sie dienten ihm auch dazu, sich geistig von den unzähligen, abscheulichen Schilderungen der Untaten Dantyrens zu erholen.
    Machtmissbrauch, Folter und Mord zogen sich wie ein blutroter Faden durch die grotesken Zwiegespräche einer nicht nur äußerlich, sondern auch im Innersten wahrhaft gespaltenen Persönlichkeit. Wobei die gefühlskalte Yrendir-Komponente nicht halb so abstoßend herüberkam wie der „menschliche" Anteil.
    Bin das wirklich ich?, fragte sich Roi betroffen. Sind es tatsächlich Züge meines Charakters, die den zweiten Dantyren zu diesem grausamen, neurotischen, psychopathischen Angstbeißer machen?
    Unverkennbar zeigte sich, dass der Dual ein Versager war, eine Fehlkonstruktion, ungeeignet selbst für einen niedrigen Verwaltungsposten wie den auf Liforno. Wenngleich er es nicht wahrhaben wollte, sich selbst belog und seine Unfähigkeit mit Sadismus, Allmachts-Phantasien und verqueren Hirngespinsten übertünchte.
    Neben diesen erschütternden Eindrücken gewann Danton, je länger er sich durch die Aufzeichnungen quälte, auch äußerst wertvolle Erkenntnisse.
    Der zweite Dantyren, dies ging eindeutig aus den kranken Dialogen hervor, war erschaffen worden, bevor es zur Vernichtung der Skapalm-Bark DERUFUS kam. Über deren nähere Umstände und die wahren Ereignisse, die dazu geführt hatten, besaß die Terminale Kolonne keine dokumentierte Kenntnis. Das Danton-Urbild galt als unwiederbringlich zerstört.
    Mit anderen Worten: Es würde mit absoluter Sicherheit keinen weiteren Schöpfungsversuch eines Dantyren-Duals mehr geben. Mehr noch, die Gegenseite hatte von Rois Überleben nicht den Schimmer einer Ahnung!
    Das waren sehr gute Nachrichten.
    In der Datei mit dem vorletzten Zwiegespräch tauchte erstmals der Begriff „Komplex Astrovent" auf. Dantyrens diesbezügliche Anfragen waren offenbar samt und sonders ignoriert worden, seine Nachforschungen unergiebig geblieben.
    Bis auf einen Satz von Koordinaten, den Roi nach einigem Stöbern entdeckte. Sie in terranische Maßstäbe umzurechnen, bereitete ihm keine Schwierigkeiten.
    Er stieß einen leisen Pfiff aus, als die überschlägige Schätzung vorlag. Die Koordinaten entsprachen mit hoher Wahrscheinlichkeit jenen der Hundertsonnenwelt!
    Damit fügten sich weitere Puzzlesteinchen zusammen. Schon vor rund einem Jahr hatte der Friedensfahrer Verturlidux-44 den Heimatplaneten der Posbis von Einheiten der Terminalen Kolonne blockiert vorgefunden, ebenso deren andere Dunkelwelten im Leerraum. Dies galt auch für Aarus-Zorm, den bei der Hundertsonnenwelt stationierten Wurm der Aarus.
    Rois Halbbruder Kantiran hatte Reginald Bull diese Informationen überbracht. Nun,

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