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2459 - Komplex Astrovent

Titel: 2459 - Komplex Astrovent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zumuten wollen, gegen mein ganzes Selbst zu spielen."
    Die Supratronik fuhr auf.
    Die Hyperinpotronik vernahm etwas, das einer Emotion nahekam.
    Die Supratronik sagte: „Auch dein komplettes Selbst wäre mir unterlegen.
    Sammle alle deine Kräfte, tritt ganz und gar gegen mich an, wage es!"
    Die Hyperinpotronik zögerte, fast eine Sekunde lang. Dann sendete sie einen Impuls an alle ihr erreichbaren Fragmente, an die einzelnen Konstrukte wie an die raumflugfähigen großen Reisenden: „Haben wir das alle gehört? Habt ihr das gehört? Sagt der übermütigen Supratronik Guten Tag. Wir wollen ihr ihre Grenzen aufzeigen!"
     
    16.
     
    Die Qual des Wartenden
     
    Roi Danton hielt die Luft an und sah sich um. Er war allein.
    Von Kirmizz keine Spur.
    Er legte den Kopf in den Nacken und schrie. Der künstliche Mor’Daer-Kopf tat es ihm gleich.
    Der Schrei erleichterte Danton. Er atmete tief ein. Die Luft schmeckte sommerlich warm und verheißungsvoll, als würde bald erfrischender Regen fallen. Über ihm spannte sich das Band der Sonnen. Der Boden, auf dem er stand, war weich, von einem grünen Rasen bedeckt, halb Gras, halb Moos. Die Rasenfläche wirkte gestutzt wie in einem uralten, englischen Garten. Er roch frisch gemäht.
    Sanft senkte sich die Ebene zu einem Fluss hin, der in einigen Kilometern Entfernung durch die Landschaft mäanderte.
    Ferne weiße Wolken standen in der Luft. Ein Zug schlanker, pfeilförmiger Tiere sirrte über ihn hin, die wie Libellen mit einem doppelten Flügelpaar ausgerüstet waren und hoch und schrill pfiffen.
    Dann war es wieder still.
    Wie beschaulich, dachte Danton. Ganz kurz spürte er die Verlockung, seine Kokonmaske abzustreifen und sich ins Gras zu legen, die Wärme der Kunstsonnen zu trinken, die Hände in die Kühle des Grases zu tauchen.
    Dann drehte er sich um und wandte seinen Blick nach Süden, der anderen Seite der Hundertsonnenwelt zu. Dort befanden sich die Anlagen des Zentralplasmas. Das Plasma, der biologische Bestandteil des Steuerhirns der Hundertsonnenwelt, war ein nervenähnliches Gewebe, das Intelligenz und Persönlichkeit entwickelt hatte.
    Die Seele des Systems, dachte Danton.
    Oder etwas ganz anderes, an das man nicht denken will, weil es angenehmer ist, sich den leitenden Geist dieser Kybernetischen Zivilisation als etwas vorzustellen, was der Mensch versteht. Als Seele.
    Das Plasma ruhte in subplanetaren Tanks. 500 Meter tief reichten die zylindrischen Behälter hinab, mächtige Strukturen von 40 Metern Durchmesser. Ein kleiner Teil der Tanks ragte in Form von 20 Meter hohen Kuppelbauten über die Oberfläche des Planeten hinaus. Danton musste sie nicht zählen, er wusste, dass sich 80 dieser Bauten über ein Rund von etwa zehn Kilometern Durchmesser verteilt aufwölbten. Jede Kuppel wurde autonom versorgt; die Energie- und Klimaleitungen verschwanden neben den Kuppeln in dem glatten Belag, der das Areal bedeckte wie eine stählerne Haut.
    Die stumme Stadt der Posbis, dachte Danton. Er beschirmte seine Augen mit der Hand. Aus dem Zentrum des Areals erhob sich eine alles überragende Kuppel aus flamingofarbenem Ynkonit. Dort residierte die Zentralpositronik der Hundertsonnenwelt, deren Schalteinheiten bis in zwei Kilometer Tiefe im Boden des Planeten verwurzelt waren.
    Immer noch kein Zeichen von Kirmizz.
    Warum hat er mich hier abgesetzt?
    Warum lässt er mich warten? Nur, weil die Mächtigen immer die Ohnmächtigen warten lassen? Oder weil er weiß, wie das Warten mich quält?
    Noch einmal flog ein Schwarm pfeilförmiger Doppelflügler über ihn hinweg, kreischend. Danton hatte die sogenannte Kontaktstelle entdeckt, den etwa 20 Meter hohen Turm, der wie aus dem Boden heraufgeschoben wirkte – wie das Periskop eines vorsintflutlichen U-Bootes.
    Und vielleicht ist die Kontaktstelle genau das: ein verspiegeltes Sehrohr, durch das die kybernetische Intelligenz ab und an einen amüsierten Blick in die Lebenswelt der Organischen wirft.
    Kirmizz hatte ihn also in Sichtweite des Kontaktturmes ausgesetzt. Deswegen vermutete Danton, dass sich der Pilot dort niedergelassen hatte, den Turm als seine Residenz benutzte.
    Das Transmitterfeld hatte ihn vielleicht einen Kilometer vor dem Kontaktturm platziert. Danton wurde klar, dass der Pilot ihm den Weg dorthin auferlegte.
    Es würde kein Gleiter kommen, um ihn zum Turm zu holen. Geschweige denn, dass der Pilot sich selbst zum Dualen Kapitän bemühen würde.
    Ein paar schwere, einzelne Regentropfen fielen und klatschten auf

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