2463 - Isokrain der Kosmitter
– die SOL, wie das Quallenwesen erfuhr – rettete den Weltweisen und Isokrain vor dem sicher geglaubten Tod.
Eines blieb von ihrem ursprünglichen Plan: Durch die Rettung der Weltkugel war der Weltweise zumindest der Terminalen Kolonne entkommen. Damit würde sich über kurz oder lang zweifellos eine Möglichkeit ergeben, die Vernichtung der eigenen körperlichen Grenzen herbeizuführen.
Dennoch musste er die Lage erkunden und bewerten. Das geeignete Instrument dazu war natürlich Isokrain der Kosmitter.
Kurzerhand erschuf der Weltweise erneut den Aktionskörper, von dem er geglaubt hatte, er würde ihn nie mehr benötigen, und schickte Isokrain in den Einsatz. Isokrain erkundete die SOL und die nebenan festgemachte RICHARD BURTON und stieß auf zwei andere Avatare. Auf Merlin Myhr und Pal Astuin, die für eine Parapositronik namens ESCHER aktiv waren.
Es war seltsam. Vielleicht trug die Körperlichkeit daran Schuld, die Isokrain nach zwei Millionen Jahren der Symbiose mit dem Weltweisen und des Daseins als Geisteswesen vor Kurzem erlebt hatte und nun wieder erlebte.
Der ehemalige Kosmitter war schon so lange ein Bestandteil des Weltweisen, dass seine eigenen Motive, die ihn einst in die Negane Stadt geführt hatten, längst in Vergessenheit geraten waren.
Und doch erwachte an diesem Punkt wieder ein Teil der alten Eigenständigkeit. Ein Teil seiner selbst war wieder der Kosmitter von einst, der gegen die Terminale Kolonne kämpfen wollte.
Isokrain ergriff Partei.
Für die Mission der Terraner. Für die Mission ESCHERS.
Die Gefangenschaft TRAITORS war in der Tat beendet. Vielleicht war es wirklich voreilig, schon jetzt sterben zu wollen.
Vielleicht sollte man der Terminalen Kolonne zuvor noch allen Schaden zufügen, den man ihr und ihren Zielen zufügen konnte. Vielleicht auch nur aus dem Grund, dass ein ehemaliger Kosmitter namens Isokrain von einem Wächter der Neganen Stadt vor zwei Millionen Jahren zutiefst gedemütigt und von einem Kerkermeister grausam gefoltert worden war.
Dass Isokrain niemals vergessen würde, wie Blut aus den Wänden eines Gangs des Neganen Kerkers strömte und Maden aus einer Leiche quollen.
Jener Arkonide namens Atlan hatte recht: Sterben konnten sie immer noch.
Aus ihnen würde früh genug der WELTWEISE werden.
Der Weltweise von Azdun gab dem Drängen Isokrains nach. Er hatte gelernt. Moral war ein zugleich hoher wie hohler Begriff. Er musste sich entscheiden, welche dieser beiden Definitionen er akzeptieren wollte.
Vor 20 Millionen Jahren hatte er einen Ritter der Tiefe namens Perry Rhodan mit List dazu bringen wollen, eine Symbiose mit ihm einzugehen. Er hätte diesem Rhodan keine Wahl gelassen, doch irgendwie war es dem Ritter gelungen, sich seiner Umklammerung und seinen Verlockungen zu entziehen.
Isokrain war nicht sein Gefangener, sondern sein Partner. Ohne den Kosmitter würde er niemals zum WELTWEISEN werden. Also sollte er die Vereinbarung mit ESCHER und den Terranern treffen.
Und Isokrain als Avatar des Weltweisen, Myhr und Astuin als Avatare ESCHERS sowie ein einäugiges Wesen namens Dr. Laurence Savoire, das gern mit Bällen spielte, begannen zu verhandeln ...
8.
Atlan und Isokrain
11. April 1347 NGZ
Ein Unsterblicher musste Geduld haben, mitunter viel mehr Geduld als ein Normalsterblicher. Er dachte in anderen Zeiträumen, hatte im Lauf der Jahrhunderte oder gar Jahrtausende eine ganz andere Sicht der Dinge gewonnen.
Dennoch nervte es Atlan gewaltig, der Dinge zu harren, die kommen würden. Er war überzeugt, dass seine Vermutung richtig war und ESCHER sich irgendwann an ihn wenden und Forderungen stellen würde. Stunde um Stunde verstrich, ohne dass dergleichen geschah. Der Arkonide saß nicht untätig herum, es gab genug zu tun. Es galt nicht nur, Entscheidungen bezüglich des Stützpunkts und der beiden Schiffe zu treffen, er musste auch die Vorbereitungen für den Plan vorantreiben, den er insgeheim schon ausgearbeitet hatte.
Und so verspürte er nicht nur Genugtuung, recht behalten zu haben, sondern auch eine beträchtliche Erleichterung, dass das elende Warten nun vorbei war, als Pal Astuin und Merlin Myhr ohne Vorwarnung in seinem Büro in der RICHARD BURTON materialisierten.
Die beiden Avatare ESCHERS kamen nicht allein.
Atlan verspürte eine gelinde Überraschung, dass sie in Begleitung eines insektoiden, zweieinhalb Meter großen Wesens erschienen. Es sah dem Geschöpf sehr ähnlich, das SENECA nach den Aufnahmen aus der
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