2466 - Galaxis der Antikrieger
vergaß keinen Augenblick lang, seinen nasalierenden Tonfall beizubehalten, den die Menschen so sehr hassten.
Die kleine Szene kostete ihn weniger als eine Minute seiner Aufmerksamkeit; und dennoch betrachtete er diese Zeitspanne als vergeudet. Der Mathematiker hatte ihn neuerlich aus seiner Konzentration gerissen. Nur mühsam fand er wieder in das Gesamtbild zurück, in das er sich während der letzten Stunden eingearbeitet, eingewoben hatte.
86 Holoschirme umgaben ihn, sinnvoll und seiner persönlichen Logik folgend angeordnet. Jeder einzelne stand für das Instrument eines gut eingespielten Orchesters. Er hatte sie aufeinander eingestimmt und dafür gesorgt, dass sie jeden Testbereich der VERNE zu jeder Zeit im Auge behielten. Und dieser Störenfried hatte sein Gefühl für die klangliche Abstimmung empfindlich durcheinandergebracht ...
Ekatus Atimoss drängte sich mit aller Gewalt in den ... Klangkörper. Der Dual war wie ein verrückt gewordener Violinist, der schrillste Töne hervorbrachte. Er brachte die Holo-Anordnung gehörig durcheinander, schob sich in den Vordergrund, näherte sich Istoricos Gesicht bis auf wenige Zentimeter und starrte ihn mit beiden Augenpaaren an, als wollte er ihn verschlingen.
Der Dual zeigte undurchschaubare Verhaltensweisen. Solche, die auf seine Herkunft als Fremdling, als Kind der Terminalen Kolonne hinwiesen – und die fast jedermann an Bord Angst lehrten.
Gleich darauf und ohne ein Wort zu sagen, zog sich der Doppelköpfige wieder zurück. So als hätte er es sich anders überlegt oder als reichte es ihm, Istorico auf seine Präsenz aufmerksam gemacht zu haben. Er hinterließ ein Chaos. Missgestimmte Instrumente, die neu aufeinander abgestimmt gehörten.
Nur mühsam fand der Ara wieder zu sich. Weitere Meldungen trudelten ein.
Irgendjemand, ein unbedeutender Magazin-Verwalter, durchbrach NEMOS Informationsfilter und meldete Fehlbestände in zwei Lagern im VERNE-Mittelteil. Er wies darauf hin, dass ein Diebstahlsmuster entstanden war, das an die Tätigkeit eines Metaläufers erinnerte.
Was, bei Bostich, interessierten ihn Fehlbestände, die wahrscheinlich schon vor Wochen hätten entdeckt werden müssen? Es gab genügend andere, die sich um ein derart marginales Problem kümmern konnten ...
Doch halt! Vielleicht hatte der Mann recht? Gab es weitere Anhaltspunkte, dass an Bord des Schiffes nach wie vor Manipulationen passierten?
Es hieß, vorsichtig zu sein. Die Laosoor mochten an den Diebstählen schuld sein. Die Meisterdiebe, viele von ihnen begabte Teleporter, konnten beeindruckende Dinge bewerkstelligen.
Istorico traute ihnen keineswegs über den Weg. Auch wenn sie nominell auf der Seite der VERNE-Besatzung standen, schienen sie doch ihr eigenes Süppchen zu kochen.
Oder aber ...
Trotz der ungeduldigen Kommentare seiner Untergebenen, die auf weitere Anweisungen warteten, sah sich der Ara die Meldung des Informanten genauer an. Sie handelte von Diebstählen mehrerer Universal-Schaltelemente, die unter der Typenbezeichnung AKR12a liefen. Istorico musste erstaunt feststellen, dass die Diebstähle während der letzten 48 Stunden geschehen waren.
AKR-12a ...
Universelle Elemente, die eine Vielzahl von Endgeräten an Bord der VERNE steuerten. Sie bestachen durch Robustheit und waren vieltausendfach an Bord im Einsatz. Das Besondere eines AKR-12a war, dass er sowohl an positronischen wie syntronisch geschalteten Aggregaten verwendet werden konnte. Es gab lediglich zwei größere Lager für AKR-12a, und beide waren mehrmals zum Ziel des Diebs geworden.
„Ekatus Atimoss!", sagte Istorico leise.
„Zu deinen Diensten", kam die zweifach gezischte Antwort des Doppelwesens.
„Würdest du mir einen Gefallen tun?" Er sagte es mit der notwendigen Vorsicht und einem gewissen Respekt.
Ekatus Atimoss hatte in der Hierarchie der Terminalen Kolonne einen bedeutsamen Rang eingenommen und war keinesfalls ein Wesen, das man für Handlangerdienste heranziehen konnte.
„Wenn’s denn sein muss ...", sagte die Echsenseite des Duals, Atimoss.
Istorico ertrug mit stoischer Gemütsruhe den überheblichen Tonfall des Duals. Einerseits roch er die Chance, einem weiteren Geheimnis der VERNE auf die Spur zu kommen. Andererseits eröffnete sich die Möglichkeit, sich zumindest für kurze Zeit von der Anwesenheit des bizarren Geschöpfs zu befreien.
„Es gibt Anzeichen dafür, dass sich noch ein Metaläufer in der JULES VERNE versteckt hält. Aus welchen Gründen auch immer
Weitere Kostenlose Bücher