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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Übelkeit besorgt hatte.
    Norr, die Zilverbaka, der Zarr seit einiger Zeit den Hof machte, bekam ihr Anliegen mit. »Du komm«, hatte sie gesagt und Lay zu der weißhaarigen Nackthaut mit dem Runzelgesicht gebracht. Die Alte, die den Gebärenden der Ruinenstadt mit Rat und Tat zur Seite stand, untersuchte sie mit ihren dünnen Spinnenfingern. Dann lächelte sie mit zahnlosem Mund. »Trächtig.« Mehr sagte sie nicht. Noch Stunden nachdem Lay die Hütte der Alten verlassen hatte, tönte dieses Wort wie ein glückliches Echo in ihrem Kopf wider.
    Inzwischen aber hatte sich die Freude in Traurigkeit verwandelt: Rulfan, mit dem Lay ihr Glück teilen wollte, kehrte nicht zurück. Wieso nur hatte sie ihn noch unterstützt, als er zusammen mit Aldous zur Wolkenstadt aufgebrochen war? Rückblickend verstand sie sich selbst nicht. Als hätte etwas ihr den Verstand vernebelt. Was nur hielt Rulfan auf?
    Während sie die Flüchtlinge nun unter ihrem Baum beobachtete, kam Lay ein schrecklicher Gedanke: Was, wenn die Geister Rulfan auf seinem Rückweg aufgelauert hatten? Vielleicht lag er irgendwo verletzt im Dschungel!
    Plötzlich waren Übelkeit und Erschöpfung vergessen. Rulfan würde den Pfad nehmen, auf dem sie schon einmal hierher gekommen waren. Das gab ihr eine Chance, ihn in diesem riesigen Gebiet zu finden. Und selbst wenn es anders wäre: Alles war besser, als hier herumzusitzen und sich vor Sorge und Sehnsucht zu verzehren.
    In Windeseile packte Lay ein Reisebündel zusammen und kletterte die Lianenleiter hinab. »Chira!«, rief sie mit rauer Stimme. »Chira!« Es dauerte nicht lange, bis die Lupa ihres Geliebten schwanzwedelnd angetrottet kam. Auch der große Schwarzpelz vor dem Ruineneingang war auf ihr Rufen aufmerksam geworden. »Was macht Lay?«
    Anstatt Zarr zu antworten, kraulte Lay ausgiebig das dunkle Nackenfell von Chira. »Wir beide suchen jetzt Rulfan. Du findest seine Fährte!« Als ob das Tier jedes Wort verstanden hätte, jagte es bellend den Pfad hinauf, der aus der Ruinenstadt führte. Lay lachte. Sie schüttelte ihren krausen Haarschopf und warf dem großen Zilverbak einen herausfordernden Blick zu. Dann folgte sie der Lupa im gemächlichen Schritt.
    »Lay schwanger. Zarr sagt nein!«, hörte sie in ihrem Rücken den Sububabak toben. »Hund bleibt hier!«
    Wieder lachte sie. Nicht, weil sie sich über Zarr lustig machen wollte, sondern weil sie jetzt sicher war, dass er ihr folgen würde.
    ***
    Im Südosten des Victoriasees
    Victorius hatte seine Entscheidung getroffen. Er war auf dem Rückweg an der Wolkenstadt vorbei geflogen und steuerte nun ein kleines Dorf am östlichsten Ausläufer des Victoriasees an: Spekgulf. Hier sollte sich die Frau aufhalten, nach der er lange gesucht hatte: Salimata, seine einstige Geliebte.
    Mon dieu, wie sie wohl aussieht?, dachte er. Ob ich sie überhaupt noch erkenne nach all den Jahren? Und mein Sohn… Ob er mir wohl ähnlich sieht? Solche und ähnliche Gedanken beschäftigten den Prinzen, während unter ihm Wälder und fruchtbare Ebenen der Uferregion abwechselten.
    Er erinnerte sich, wie er als junger Mann mehr Zeit mit dem Hofpersonal verbracht hatte als mit seinen Geschwistern und deren Mütter. Er fühlte sich unwohl im Kreise seiner so genannten Familie. Glaubte er doch, dass er nur ein Bastard sei und sein leiblicher Vater vom Kaiser getötet worden war. Seine Mutter, die Kaisergattin, war bei seiner Geburt gestorben.
    Dieses Wissen trieb ihn aus dem Palast hinaus. Einerseits suchte er Gesellschaft, wenn er sich in den Ställen und Kaschemmen von Wimereux-à-l’Hauteur herumtrieb, andererseits wollte er unterschwellig wohl auch seinen vermeintlichen Vater durch seine Verbindungen mit dem einfachen Volk bloß stellen.
    So traf er eines Tages in der Palastküche auf Salimata, eine vollbusige Frau mit breiten Hüften und olivefarbenen Augen. Sie war ein paar Jahre älter als er, aber noch keine fünfunddreißig. Ihre Haut hatte die Farbe von Wengeholz und ihre schwarze Haarmähne war so kraus wie ihr gesamtes Auftreten.
    »Was glotzt du? Wir sind hier nicht im kaiserlichen Theater. Pack mit an oder verschwinde!« So ungefähr lauteten die ersten Worte, die sie an ihn gerichtet hatte. Und die letzten, die er von ihr zu hören bekam, klangen ähnlich. »Weißt du was, Prinz Victorius: Du bist armselig und ich bin mir zu schade für dich. Such dir eine andere Geliebte, mit der du deinen Vater provozieren kannst!« Damit hatte sie ihn und Wimereux damals

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