2476 - Kommando der Friedensfahrer
durchmessender Körper in den Normalraum glitt – CHEOS-TAI.
Kantiran hatte geglaubt, gut vorbereitet zu sein, schließlich hatte sein Vater den GESETZ-Geber ausführlich geschildert. Aber als er den Giganten dann tatsächlich „vor sich" sah, verschlug es ihm dennoch den Atem. Er war gewaltig, ein künstlicher Mond, eine ganze Welt.
Fast gleichzeitig mit CHEOS-TAI erschienen die ersten OREON-Kapseln unter dem Kommando von Polm Ombar.
Sie brachen gemeinsam zur Basis der Friedensfahrer bei Hangay auf.
Polm Ombar wechselte auf die CONRAD DERINGHOUSE über und suchte Kantiran und Cosmuel Kain in der Kabine auf, die sie gemeinsam bezogen hatten. Er war über Chyndors Tod informiert worden und wollte wissen, wie es, ohne den Patron, mit der Führung ihrer Organisation weitergehen sollte.
Für den Moment mussten der Revisor und Kantiran als die einzig anwesenden Garanten die Verantwortung für das weitere Handeln der Organisation tragen. Kantiran teilte seine Überlegung mit, dass ...
... wenn tatsächlich in etwa drei Monaten der Nukleus der Monochrom-Mutanten eintreffen sollte ...
... wenn tatsächlich CHEOS-TAI in die zu erwartenden Kämpfe eingriff ...
... und wenn tatsächlich ESCHER auf irgendeine Weise die Öffnung des Grenzwalls Hangay gelänge ...
... nun ... in diesem Fall würden rings um Hangay völlig andere Aktionen nötig sein als die harmlosen Aufklärungsflüge, die die Friedensfahrer bisher leisteten.
Der Sternenvagabund nahm kein Blatt vor den Mund und sprach offen das Thema an, um das in der Führung der Organisation stets ein Bogen gemacht worden war, als handele es sich um ein Tabu. Kantiran war überzeugt, dass sehr bald erste wirkliche Kämpfe um Hangay ausbrächen – so schrecklich dies sein würde.
Wenn ihr Bekenntnis zu den Terranern und allen anderen vom Chaos bedrohten Völkern nicht nur von den Lippen kommen sollte, würden sie über kurz oder lang nicht anders können, ihm Taten und Aktionen folgen zu lassen.
Er hatte gewusst, dass er damit auf Widerstand treffen würde. Polm Ombars heftige Reaktion überraschte ihn dennoch. Der Revisor hielt ihm energisch entgegen, dass sich die Friedensfahrer ganz gewiss nicht in eine Schlacht um Hangay schicken lassen würden. Jedenfalls, schränkte er allerdings ein, nicht ohne einen Patron, der sie dazu führte, und auch nicht ohne eine Vollversammlung.
Mehr war nicht zu sagen. Sie hatten ihre Positionen abgesteckt und wussten, woran sie miteinander waren. Immerhin zeigte der Revisor bereits die Möglichkeit eines Kompromisses auf. Kantiran verstand ihn.
Seine Reaktion war nur natürlich bei einem Wesen, das immer seinen eigenen Weg gesucht und schließlich gefunden hatte. Er war ein Friedensfahrer und somit frei in seinen Entscheidungen. Sie kämpften für ihre Ziele und Ideale, ihre gemeinsamen Überzeugungen. Doch sie waren keine Söldner, die mit wehenden Fahnen in eine Schlacht zogen.
Kantiran nahm den Ball auf und versprach, sich unverzüglich um eine Vollversammlung der Friedensfahrer zu bemühen. Bei Hangay tat sich im Moment noch nichts, was sie gebunden hätte. Der Garant würde die Mitglieder der Organisation aus allen Ecken des Universums zusammenrufen und mit ihnen allen gemeinsam nach Lösungen suchen.
Sie benötigten einen neuen Patron, darin waren sie sich einig. Sie mussten definieren, wie weit sie sich unter den neuen Umständen in die Kämpfe gegen die Negasphäre involvieren lassen wollten.
Polm Ombar war einverstanden.
Bevor er sich wieder verabschiedete, sprachen sie lange über Chyndor und dass er, wie es einem verdienten Patron wie ihm gebührte, auf Ospera, dem Kapellenmond des Systems Rosella Rosado, bestattet werden solle.
Chyndor war mehr als „nur" ein Oberhaupt gewesen. Er war schon zu Lebzeiten längst zu einer Legende geworden, einer Integrationsfigur, die mit ihrem Charisma die Belange eines ideellen Zusammenschlusses von Freien gelenkt und verwaltet hatte.
Auch hierin waren sie sich einig.
Und Kantiran zögerte keinen Augenblick, seine Worte umgehend in die Tat umzusetzen.
*
Unmittelbar nachdem CHEOS-TAI den Stützpunktmond erreicht hatte, rief Kantiran mit den Funksystemen der Friedensfahrer, über die Relais in sämtlichen Bahnhöfen, die OREON-Kapseln, ganz gleich wo sie verstreut sein mochten, in die Heimat zurück. Der Hyperfunk der Friedensfahrer arbeitete im SHF- beziehungsweise Dakkar-Bereich und besaß auch nach dem Hyperimpedanz-Schock noch intergalaktische Reichweite.
Auch
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