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2477 - Die GrÃŒndermutter

Titel: 2477 - Die GrÃŒndermutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wenn er gewusst hätte, dass er sterben wird. Denk darüber nach."
    Die beiden Friedensfahrer traten durch den Eingang in das Wohnhaus, dessen Wände innen ebenso mit zahllosen Gestalten bemalt waren wie die Fassade.
    Cosmuel befürchtete, dass der Insektoide ihnen folgen würde, doch zu ihrer Erleichterung blieb er zurück. Sie wusste von ihrem letzten Aufenthalt, dass sich die Zeichnungen auch in allen Wohneinheiten fortsetzten.
    Damals hatte sie einen Robot angefordert und ihn die Wände in kosmischem Blau übertünchen lassen – in ihrem Lieblingsfarbton, der ihr nachts das Gefühl gab, unter freiem Himmel zu schlafen, bei angenehmen Temperaturen, in einer besseren Zeit. Mit dem Liebhaber und Freund an ihrer Seite, den sie sich immer gewünscht hatte.
    Fünf Minuten später betraten sie ihre alte Wohneinheit und fanden sie zu ihrer Erleichterung unbewohnt vor. Cosmuel stellte fest, dass die Wandfarbe seitdem nicht verändert worden war. Sie lächelte und bildete sich ein, in dem Raum, den sie als Schlafkammer benutzt hatten, noch immer einen Hauch von jenem männlich herben Duft zu riechen, den nur Kantiran verströmte.
    „Komm", forderte sie ihren Geliebten auf. „Hier drin ist ..."
    Die weiteren Worte blieben ihr förmlich im Hals stecken, weil die hoch aufragende Medien- und Kommunikationseinheit rechts neben der Tür genau in dem Moment zu surren begann, als Kantiran den Raum betrat. Einen Augenblick lang flirrte ein breit gefächerter Strahl über seine Brust und tanzte wie Nebel um seinen Kopf; dann entstand auf der Projektionsfläche ein Gesicht.
    Chyndors Gesicht.
    Das eine Auge im grünhäutigen Schuppengesicht schien zu glühen, so intensiv rot war es. Die Nickhäute schnappten zu, öffneten sich wieder.
    „Die Identitätsabtastung hat ergeben, dass du diesen Raum betreten hast, Kantiran", ertönte die Stimme des Toten. Er sprach in demselben verdrehten und seltsam akzentuierten Thonisch, dessen er sich zeit seines Lebens bedient hatte und das beim Zuhörer alle Aufmerksamkeit erforderte. „Das bedeutet zweierlei. Zum einen hatte ich recht damit, dass du diese Wohnung wieder beziehen wirst, wenn du nach Rosella Rosado zurückkehrst. Das ist das Gute. Zum anderen dürfte ich tot sein, wenn du das hörst, denn meine Individualimpulse sind nicht anmessbar. Das ist das Schlechte."
    Cosmuel verkniff sich ein verblüfftes Lachen. Einen derartigen Galgenhumor hätte sie Chyndor nicht zugetraut.
    „Du kannst ruhig lachen", sagte Chyndor. „Denn in diesen Tagen wird dir sonst gewiss nicht danach zumute sein.
    Was ich dir mitzuteilen habe, Kantiran, ist allerdings sehr ernst. Übrigens ... falls deine Freundin Cosmuel ebenfalls anwesend ist, so sei ihr gesagt, dass auch auf sie schwere Zeiten zukommen werden, denn sie wird dich unterstützen müssen. Es ist nicht gut, dass jemand mit so großer Verantwortung, wie ich sie getragen habe, allein ist. Und damit sind wir exakt beim Kern der Sache angelangt."
    Cosmuel schüttelte den Kopf, atmete dabei tief aus. Chyndor hatte seinen Tod und die daraus erwachsenden Probleme exakt vorausgesehen und entsprechende Vorbereitungen getroffen.
    Sie wusste genau, was er nun sagen würde – dasselbe, was auch der Revisor Polm Ombar und sie selbst Kantiran in der Kapsel das eine ums andere Mal gepredigt hatten. Vielleicht würde es Kantiran umstimmen, es aus dem Mund seines alten Freundes und Gönners erneut zu hören.
    Für einen Augenblick tauchten in der Wiedergabe Chyndors grüne Finger auf.
    Das Pigmentmuster auf dem Handrücken war intensiv verfärbt. Bald verschwanden sie wieder. Der ehemalige Patron beugte sich näher an die Aufnahmekamera.
    „Du bist der Richtige, um jene Verantwortung zu übernehmen, an der ich letztendlich gescheitert bin. Kantiran, ich kenne dich nicht so lange, wie ich es eigentlich gewünscht hätte, aber dennoch sehr gut. Du bist der Einzige, der in diesen schwierigen Zeiten mein Erbe übernehmen kann. Ich weiß, was du denkst, kenne die Einwände, die du vorbringen wirst. Behaupte bloß nicht, du seist zu jung. Sage nicht, andere wären schon viel länger Friedensfahrer als du und wüssten viel besser Bescheid. Erfinde keine Gründe, die dagegen sprechen, so logisch es auch klingen mag.
    Dies sind meine letzten Worte an dich.
    Ich bin gestorben im Kampf gegen die Negasphäre. Ich weiß nicht, bei welchem Einsatz genau dies geschehen sein wird, aber ich weiß, dass ich es nicht bereue.
    Wenn ich dieses Opfer zu bringen hatte, musste es

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