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2477 - Die GrÃŒndermutter

Titel: 2477 - Die GrÃŒndermutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sein. Leb wohl, Kantiran ... auf dass du bessere Zeiten erblicken mögest als ich."
    Die Stimme verklang, das Bild erlosch, und einen Augenblick lang glaubte Cosmuel noch, jenes Gesicht zu sehen, das trotz der schweren Worte eine geradezu unheimliche Zuversicht und Stärke ausstrahlte. Sie wandte sich zu ihrem Geliebten.
    Dessen Mundwinkel zitterten. Die Finger nestelten am Stoff seines Ärmels.
    „Du wolltest dich ausruhen", sagte er.
    Das ist alles?, schrien ihre Gedanken.
    Aber sie schwieg. Sie kannte Kantiran.
    Gerade dass er nichts dazu sagte, bewies, wie sehr ihn diese Worte getroffen hatten. „Das solltest du auch", schlug sie vor. „Morgen findet Chyndors Trauerfeier statt, und du wirst doch sicher einige Worte sagen wollen?"
    „Natürlich werde ich das. Ich weiß, worin meine Aufgaben bestehen."
    In den letzten Worten klang vor allem eins auf: Trotz.
     
    *
     
    Die OREON-Kapsel hob sich in die Luft, und Ellegato blieb unter ihr zurück. Cosmuel starrte aus dem Sichtfenster, ohne zunächst irgendetwas wahrzunehmen. Ihr Blick ging ins Leere, und sie spürte das sanfte Vibrieren der Scheibe, gegen die sie ihre Stirn lehnte.
    Als sie hustete, beschlug das Hartplastik von ihrem Atem, klärte sich jedoch sofort wieder. Die Oberfläche leitete jegliche Feuchtigkeit ab. Ellegatos Gebäude-Irrgarten schälte sich scheinbar aus Nebel und wurde immer kleiner in der von Flüssen durchzogenen, üppig grünen Marschlandschaft. Erst aus großer Höhe erkannte Cosmuel die Anordnung der Häuser in konzentrischen Kreisen, die sich rings um das Stadtzentrum zogen.
    Ihr Blick fiel auf das Raumlandefeld nahe der Stadt. Dort standen nur einige Dutzend OREON-Kapseln; die meisten warteten im Orbit auf einen Rückruf oder waren längst unterwegs zum Kapellenmond Ospera, wo sich Hunderte zu Chyndors bevorstehender Todesfeier versammelten. Genau wie die ASH AFAGA, in der nicht nur Cosmuel, Kantiran und Polm Ombar reisten, sondern auch Chyndors Leichnam zu seiner letzten Ruhestätte transportiert wurde.
    Eine Bestattung von Friedensfahrern auf dem Kapellenmond war weder vorgesehen, noch war laut Cosmuels Recherchen auch nur ein einziger Fall bekannt, aber Chyndor hatte sich ein Grab in Sichtweite der Glasbasilika gewünscht. Es gab niemanden, der einen Grund dafür sah, ihm diesen letzten Wunsch zu verweigern.
    Offenbar gingen Kantirans Gedanken in dieselbe Richtung. „Ich kann mich genau daran erinnern, wie Chyndor erwähnt hat, dass er auf Ospera begraben werden will, nach dem Ritual seines Volkes. Ich hoffe, ich habe mich gut genug über die Bestattungssitten der Heesorter informiert, um die nächsten Stunden so zu verbringen, wie es in seinem Sinn gewesen wäre."
    Cosmuel suchte Kantirans Hand, verschränkte die Finger in seinen. „Du hast dein Bestes getan, Kantiran, und mehr als das. Glaub mir, er wäre dankbar."
    Ihr Geliebter wand sich im Sitz neben ihr, als müsse er eine bequeme Haltung suchen, dann richtete er seinen Blick auf die schlichte, metallene Box, deren Oberseite aus gelbem Glas bestand, durch das sich Schlieren in allen Farben des Spektrums zogen. Die Box maß etwa zwei auf einen Meter, und wenn man genau hinsah, konnte man durch das gefärbte Glas Chyndors Körper sehen.
    „Er ist dankbar, wenn man dem Glauben und dem Ritual der Heesorter folgt", sagte Kantiran.
    „Wenn du Chyndor gefragt hättest – glaubst du, er wäre tatsächlich der Meinung gewesen, dass er uns nach seinem Tod noch hören kann?"
    „Das steht nicht zur Debatte, Cosmuel. Das ist nicht die Frage, die wir uns stellen sollten. Zumindest nicht in den nächsten zwei Stunden."
    Die Kapsel setzte zur Landung an.
    Mühsam riss sich Cosmuel vom Anblick des halb gläsernen Sarges los und schaute wieder aus der Sichtscheibe.
    Die zerklüfteten Gipfel schroffer Hochgebirge ragten in einen glasklaren Himmel. Über die gewaltigen Abhänge trieben vereinzelte Nebelfetzen. Die ASH AFAGA spiegelte sich in einem großen Bergsee, dessen Oberfläche vollkommen glatt lag. Ein geierartiges Tier mit ledrigen Schwingen glitt darüber; Cosmuel schätzte, dass es eine Flügelspannweite von mindestens acht Metern aufwies.
    Die OREON-Kapsel glitt weiter, senkte sich mit einem scheinbar halsbrecherischen Manöver in eine Klamm.
    Glänzend weiße Felswände sausten dicht vorüber. Gemsenartige Tiere erstarrten auf ihrem Weg durch ausgedehnte, steil aufragende Schneefelder.
    Die Klamm weitete sich und eröffnete den Blick in eine gewaltige Schlucht – und auf

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