2477 - Die GrÃŒndermutter
Eindringen bemerkt hat und sich nicht finden lassen will. Sie flieht – und hat uns vielleicht eine Falle gestellt."
„Wenn sie uns töten wollte, hätte sie das ganz sicher einfacher haben können.
Diese holografischen Spielereien beweisen, dass sie über technologische Machtmittel verfügt. Ein Schuss, während wir im Kriechgang waren, und es wäre aus mit uns gewesen. Sie ist keine Killerin."
„Willst du mich überzeugen oder dich selbst?"
Er grinste. „Ich gehe zuerst. Du folgst in wenigen Sekunden. Wenn uns am Ziel Gefahr droht, kehre ich sofort zurück."
Kantiran atmete tief durch und trat durch das Abstrahlfeld.
*
Er ging sofort in Abwehrstellung, bereit, sich zu verteidigen.
Dann erst nahm er seine neue Umgebung wahr. Es war ein Unterschlupf, der in fast jedem Detail demjenigen glich, aus dem er gekommen war. Nur dass der Vorhang vor dem Transmitter zerrissen und das Deckenlager halbwegs ordentlich aufgeräumt war. Sogar dieselbe Art Orter entdeckte er; in dieser Kammer lag er neben dem Einstieg in den Kriechgang. Außerdem entdeckte Kantiran einen zweiten Vorhang, hinter dem wohl ein zweiter Transmitter stand.
Er trat zur Seite, um Cosmuel Platz zu machen.
Sie untersuchten diesen kleinen Kuppelraum, fanden jedoch nichts Bemerkenswertes. Den Kriechweg betraten sie nicht. Wahrscheinlich führte er an einen anderen markanten Punkt auf Ospera oder irgendwohin in die Wildnis des Mondes. Oder hatte sie der Transmittersprung auf eine andere Welt der Mondkette geführt?
Dies herauszufinden übte einigen Reiz aus, doch er hielt es für vielversprechender, die Transmitter als weitere Transportmöglichkeit zu nutzen. „Wenn wir davon ausgehen, dass die erste Kammer mit dem einen Transmitter ein Startpunkt ist, handelt es sich bei diesem Unterschlupf wohl um eine Zwischenstation. Ein Transmitter führt zurück, der zweite weiter. In eine weitere Zwischenstation oder ans Ende dieses kleinen Netzwerks. Das werden wir nur herausfinden, wenn wir erneut springen."
Cosmuel nickte. „Ich sehe keinen Grund, länger als notwendig hierzubleiben." Sie zog den zweiten Vorhang beiseite. „Kommt es dir nicht seltsam vor?
Diese Unterschlupfe sind nicht gerade das, was ich erwartet hatte. So haust die Gründermutter? Wie ein Vagabund oder Eremit? Nicht in einer Luxusumgebung voller Hightech?"
„Sie ist kein Topagent, kein gefährlicher Schläfer in den Welten der Friedensfahrer, sondern nur ein einsamer Wanderer, der nicht gefunden werden will." Genau das bereitete ihm Kopfzerbrechen. Wie würde die Gründermutter reagieren, wenn sie tatsächlich vor ihr standen?
„Dennoch hätte ich gedacht, dass sie es sich in all den Jahrhunderten ein wenig ... bequemer gemacht hätte."
„Wir werden sie all das fragen, Cosmuel – hoffentlich schon bald."
„Und dann? Glaubst du wirklich, dass sie uns begleiten wird? Sie beobachtet aus dem Verborgenen heraus das Geschick der Friedensfahrer, weil sie sich so entschieden hat. Weshalb solltest ausgerechnet du sie vom Gegenteil überzeugen können?"
„Weil sich die Zeiten geändert haben.
Weil wir gegen die Negasphäre kämpfen müssen und weil wir dazu ihre Hilfe benötigen. Versteh doch – wir nutzen die Friedensfahrer-Technologien, ohne sie zu verstehen. Wer kann schon mit ihnen umgehen? Mit den Bahnhöfen, mit den Waffensystemen der OREON-Kapseln?
Niemand versteht das alles bis ins Letzte. Die Gründermutter schon. Sie ist außerdem die Einzige, die echte Erfahrung im Kampf gegen eine Negasphäre aufweisen kann. Sie ging gegen die Negasphäre des Herrn der Elemente vor, die auch meinem Vater vor langer Zeit das Leben schwer gemacht hat. Sie kämpfte als Günstling des LICHTS VON AHN an der Seite der Varia und Enthonen. Sie hat unvorstellbar wertvolles Wissen."
„Aber sie entschied sich dafür, nie wieder offen in Erscheinung zu treten.
Vielleicht leidet sie genauso unter einem Trauma wie die Enthonen. Wahrscheinlich sogar. Deshalb gründete sie mit ihnen und mit der Technologie des LICHTS den Geheimbund und zog sich zurück.
Und nun kommen wir, nach Jahrtausenden, und wollen sie wieder in den aktiven Widerstand zerren."
Kantiran sah nachdenklich auf das dumpf glosende Abstrahlfeld. „Wir könnten lange diskutieren. Es nützt nichts. Wir können unmöglich voraussagen, wie sie reagieren wird. Gehen wir weiter."
*
Der Transmitter führte in eine dritte Kammer, kurz darauf sprangen sie in eine vierte. Damit schien das kleine Netzwerk erschöpft,
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