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2478 - LICHT VON AHN

Titel: 2478 - LICHT VON AHN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erkennen – normalerweise herrschte auf ihr eine undurchdringliche und absolut lichtlose Schwärze.
    „Sollte irgendetwas geschehen, wirst du wie besprochen vorgehen!", befahl sie Deprot.
    Er hob seine drei funktionsfähigen Arme, als wolle er ihr winken. „Wenn du in sechs Stunden nicht zurück bist, werde ich dich suchen."
    „Ich verlasse mich auf dich."
    „Warum solltest du das nicht?"
    Weil ich dich in einem Anfall von Wut zerschmettert habe. Weil du ein Teil des Bestrafungssystems der Kosmokraten sein könntest. Weil du die Triebwerke aktivieren und mich auf diesem lichtlosen Felsbrocken zurücklassen könntest, sobald ich ausgeschleust bin.
    „Ich weiß auch nicht", sagte sie.
    Einen raumfähigen Einsatzanzug aus dem Depot der Jet trug sie längst. Nun schloss sie den Helm, hörte dabei ein leises Zischen und fühlte sich im nächsten Moment gefangen.
    „Ich gehe." Ihre Stimme hallte auf eigenartig vertraute und doch fast vergessene Weise, wie es eben klang, wenn man in einem Raumanzug sprach – es war Alltag gewesen, früher, in einem anderen Leben.
    „Du hast Angst."
    Deprots Worte klangen seltsam blechern durch das Helmmikrofon, aber nicht das verblüffte Kamuko so sehr, sondern dass sie wieder einmal feststellen musste, wie gut ihr Gesellschafter jede ihrer unbewussten Regungen zu interpretieren vermochte. „Angst?"
    „Alte Götter sterben nur langsam in den Gedanken der Sterblichen."
    „Was ..."
    „Denk darüber nach, wenn du unterwegs bist. Ich werde dir niemals schaden, Kamuko."
    Die Aeganerin öffnete das erste Schleusentor. Sie trat in jene drei auf drei Meter messende Schleusenkammer, in der sie schon oft gestanden hatte – es war Teil jenes Rituals, das sie alle zehn Tage durchlief. Aber noch nie hatte die Aussicht bestanden, dass sie die Kammer auf die eigentlich vorgesehene Weise, also durch das Außenschott, wieder verlassen konnte.
    Nun war es so weit.
    Das innere Schott schloss sich.
    Alte Götter sterben nur langsam in den Gedanken der Sterblichen. Was wollte ihr Deprot damit sagen?
    Das Helmmikrofon übertrug das Zischen, mit dem die Atmosphäre in der Schleuse entwich, dann öffnete sich das Außenschott, und Kamuko verließ die Space-Jet zum ersten Mal seit mehr als hundert Jahren.
     
    *
     
    Völlige Dunkelheit und Stille.
    Da war nur der Boden unter ihren Füßen, nur das Licht der Sterne über, unter und hinter ihr, nur das Geräusch ihres eigenen Atems.
    Es gab keine Atmosphäre, die andere Geräusche hätte übertragen können.
    Den Helmscheinwerfer hatte sie vor einer Stunde abgestellt. Seitdem entfernte sie sich weiter und weiter von der Space-Jet, mit riesigen Sprüngen dank der äußerst geringen Schwerkraft.
    Alte Götter sterben nur langsam.
    Die Schubdüsen des Einsatzanzugs nutzte Kamuko nicht, sie wollte so frei und ungebunden sein wie nur irgend möglich. In der Schwärze flogen ihre Gedanken, ebenso frei und ungebunden wie sie selbst.
    Alte Götter sterben nur langsam.
    Er wusste es.
    Er wusste, was sie über die Kosmokraten und ihre Rache, ihre Strafe dachte. Er nannte sie ihre Götter, und obwohl Kamuko nichts mehr mit den Kosmokraten zu tun hatte, obwohl sie weit von ihnen entfernt war und sie schon längst Teil ihres alten Lebens waren, wies er sie darauf hin, dass sie ihr Denken noch immer bestimmten.
    Welche Weisheit Deprot doch auszeichnete.
    Er war klüger als sie. Denn nicht die Kosmokraten selbst bestimmten in Wirklichkeit ihr Leben, sondern die Nachtlicht-Rüstung.
    Was, wenn sie sich irrte? Wenn dies alles keine Strafe war, sondern schlicht Zufall?
    Wenn es stimmte, dass die Rüstung gefunden werden wollte, war dieser Asteroid womöglich der erste Schritt auf einem Weg in ein neues Leben, in eine neue Existenz, die ...
    Kamuko setzte erneut auf der Oberfläche des Asteroiden auf, nach einem langen, ausgedehnten Sprung.
    Und stolperte.
    Sie schrie leise, als sie den Halt verlor, weil sich ihr Fuß irgendwo verfangen hatte. Sie kippte der Oberfläche entgegen, riss instinktiv das Bein zurück, kam frei und geriet ins Trudeln.
    Ihre Arme peitschten durch das Nichts. Wo hätte sie sich festhalten sollen? Durch die rasche Bewegung drehte sie sich immer schneller um die eigene Achse, wirbelte über den Asteroiden.
    Übelkeit stieg in ihr hoch und überwältigte sie. Derartige Pannen in Schwerelosigkeit war sie nicht mehr gewohnt.
    Sie rief sich zur Ordnung, stabilisierte ihr Trudeln durch kurze Schübe mit den Anzugsdüsen, schaltete den Helmscheinwerfer

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