2478 - LICHT VON AHN
ein und sah, worüber sie gestolpert war.
Ein Bogen von knapp zwei Metern Höhe ragte aus dem Gestein. Das blaue Metall bildete einen perfekten Halbkreis; sie musste genau dort aufgekommen sein, wo er im Boden verschwand.
Dieser Bogen war eindeutig ein Produkt von Intelligenzwesen. Ob er erst vor Kurzem oder vor Ewigkeiten errichtet worden war, vermochte sie auf den ersten Blick nicht zu sagen. Aber sie würde es herausfinden.
Sie setzte auf, bückte sich, untersuchte den Bogen mithilfe der Anzugstechnologie.
Nur eines der zahlreichen Ergebnisse interessierte sie. Welche Rolle spielte es schon, dass die genaue Zusammensetzung des Materials für diese terranische Technologie unbekannt war? War es nicht völlig belanglos, aus welchen Materialien genau sich das Metall zusammensetzte? Etwas anderes allerdings zählte sehr wohl: Was sie sah, war mehr als 250.000 Jahre alt.
Das hieß, dass sich wahrscheinlich schon sehr lange niemand mehr um diesen Asteroiden gekümmert hatte.
Die Prinzipa schaltete den Anzugsorter ein und entdeckte schon nach Sekunden auf der kleinen Anzeige, dass sie auf einem Hunderte Meter durchmessenden Hohlraum stand, von dem sie nur eine etwa einen Meter dicke Gesteinsschicht trennte. Eine metallische Hülle schützte das Innere dieser scheibenförmigen Station – um nichts anderes als eine Station konnte es sich ihrer Ansicht nach zumindest handeln. Der Bogen war einer von exakt acht, die in weiterem Umkreis an den Eckpunkten eines gleichseitigen Oktagons aus dem Boden ragten.
Über Funk wandte sie sich an Deprot und war erleichtert, als er sich tatsächlich meldete. Irgendwo, tief in sich, hatte sie wohl doch befürchtet, die Space-Jet könne sich längst vom Asteroiden entfernt haben.
„Ich löse hiermit die Sechsstundenfrist auf", sagte sie. „Ich habe etwas entdeckt, was wesentlich mehr Zeit fordert."
Ohne die Antwort ihres Gesellschafters abzuwarten, machte sie sich daran, den Bogen genauer zu untersuchen. Ob er einen Einstieg in die Station ermöglichte? Seine Höhe lud geradezu dazu ein, ihn zu durchqueren wie eine Tür, die allerdings ins Nichts führte.
Vorsichtig, ständig darauf gewappnet, irgendeine Reaktion auszulösen, ging Kamuko unter dem Bogen durch ... und hatte schon beim ersten Versuch einen Volltreffer gelandet.
Vor ihr schob sich ein Stück des Felsbodens beiseite und gab eine Treppe frei, die in die Tiefe führte. Ohne zu zögern, trat Kamuko auf die oberste Stufe und stieg hinab.
Nur beiläufig bemerkte sie, dass aus der Station keine Atmosphäre entwich.
Offenbar herrschte dort unten dasselbe Vakuum wie auf dem Asteroiden.
Oder sie würde noch eine Schleusenkammer durchqueren müssen. Dieser logische Gedanke kam ihr so spät, dass sie sich über sich selbst ärgerte. War sie in der langen Einsamkeit denn zu einer Närrin geworden? Verstand sie die einfachsten Zusammenhänge nicht mehr?
Was war aus der klugen, lebenserfahrenen und perfekt ausgebildeten Kriegsherrin von einst geworden?
Die erwartete Schleusenkammer kam nicht. Stattdessen führte die Treppe in eine kuppelartige Halle, deren Wände aus völlig glattem, schmucklosem Metall bestanden.
Die Halle maß mehrere hundert Meter in der Länge, war jedoch maximal zehn Meter hoch; offenbar umfasste sie den gesamten Hohlraum, den Kamuko geortet hatte. Und soweit sie erkennen konnte, war sie nahezu leer. Keine Maschinen, keine Regale an den Wänden, keine Container oder auch nur irgendwelche Möbelstücke oder ...
Kamuko stockte und eilte los.
Sie glaubte, entgegen ihrem ersten flüchtigen Eindruck etwas entdeckt zu haben.
Bald stand sie vor einer Reihe kleiner Kisten, auf deren Deckel sie fremdartige Schriftzeichen erkannte.
Die Generalin war sich völlig sicher, diese Schrift noch nie gesehen zu haben.
Sie machte sich an einem der Verschlüsse zu schaffen, der sich problemlos öffnen ließ. Sie klappte den Deckel zur Seite und blickte auf einen Berg aus Staub.
Was in der Kiste zerfallen war, konnte sie nicht einmal erahnen.
Wahrscheinlich würde es in den anderen Kisten nicht anders aussehen. Dennoch öffnete sie alle und fand insgesamt siebzehn Staubhaufen vor.
Danach begann sie eine Wanderung durch die Weiten der unterirdischen Halle und stand bald darauf vor einem Berg aus zerfallener fremder Technologie. Mehrere Geräte lagen achtlos neben- und übereinander, sodass Kamuko sich unwillkürlich vor einem Schrottberg wähnte.
Meine Glückssträhne scheint an diesem Tag kein Ende zu nehmen,
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