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2478 - LICHT VON AHN

Titel: 2478 - LICHT VON AHN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gegeben.
    Sie starrte auf die Anzeige, schloss die Augen und öffnete sie wieder. Sie gab den Befehl, das Ergebnis zu überprüfen.
    Möglicherweise lag eine Fehlfunktion vor. Oder sie bildete sich den Anblick nur ein, weil in ihrem Gehirn irgendwelche Neuronen beschlossen hatten, es sei Zeit, Kamuko endgültig in den Wahnsinn zu stürzen und Halluzinationen auszulösen.
    Nur würdest du dich dann nicht fragen, ob es Halluzinationen sind, dachte sie. Und auch tausend technische Überprüfungen würden den Anblick nicht vertreiben.
    Das Ergebnis blieb. Nur wenige Lichtjahre entfernt trieb ein Asteroid im Leerraum.
    Worüber sonst kein Raumfahrer auch nur einen Gedanken verschwendet hätte, stellte für sie eine absolute Sensation dar. Das da draußen mochte vielleicht nur ein Gesteinsbrocken sein, ein atmosphäreloser Schlackehaufen, eine Ansammlung wertloser Mineralien ohne jede Spur von Leben – aber es war etwas und damit unendlich mehr als das ewige Nichts, das sie Hunderttausende Lichtjahre weit in alle Richtungen umgab.
    Kamuko erwachte endgültig aus ihrem Tran.
    Sie aktivierte mit geringstmöglicher Leistung die Triebwerke, um keine Energie zu verschwenden ...
    Muss sparen, um die Lebenserhaltungssysteme länger in Betrieb halten zu können, denn wie wird es mir erst ergehen, wenn es in der Space-Jet völlig dunkel ist und kein Sauerstoff mehr vorhanden ist, keine recycelte Nahrung und keine Wärme, wenn ich gleichsam durchs Vakuum treibe und wegen der Nachtlicht-Rüstung dennoch nicht sterben kann? – Du hast für diese Annahme keinen Beweis. Vielleicht würdest du auch endlich sterben. – Ein Vielleicht genügt mir nicht, um es zu riskieren.
    ... keine Energie zu verschwenden.
    Auf diese Art würde es zwar Monate dauern, bis es zum Rendezvous mit dem Asteroiden kam, aber das spielte keine Rolle.
    Dann eilte sie in die Verbotene Zone und weinte, während sie Deprots Trümmer wieder zusammensetzte.
     
    *
     
    Hinter der zerborstenen, winzigen Hülle der Leuchtdiode irrlichterte ein Funke, dann strahlte es dauerhaft.
    „Ich habe einen Fehler begangen", sagte Deprot. Einer seiner vier Tentakelarme hing schlaff und funktionslos an der Seite des Kegel-Leibes. Kamuko hatte ihn nicht reparieren können. Der Anblick würde sie stets an ihre Verfehlung erinnern und sie daran gemahnen, nie wieder die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.
    Die Generalin war gerührt. Ihr Gesellschafter erging sich nicht in Vorwürfen über den völlig ungerechtfertigten Angriff – er entschuldigte sich sogar.
    „Ich auch."
    Ein mechanischer Armstumpf surrte im Kreis, hilflos wie das abgeschlagene Ende einer Aega-Schlange, die mit ihrem zweiten Hirn blind und taub nach Nahrung suchte. „Wirst du mich noch komplettieren?"
    „Alles für dich, Deprot."
    „Danke. Wie lange war ich ohne Funktion?"
    „Siebenundneunzig Tage. Etwas hat sich seitdem geändert. Wir sind nicht mehr allein."
    Deprot zögerte. Kamuko fragte sich zum tausendsten Mal, ob sein mechanisches Gehirn tatsächlich Zeit benötigte, eine angemessene Antwort zu formulieren, oder ob der Roboter überlegte, was er sagen sollte.
    „Wer ist gekommen?", fragte er dann.
    „Nicht jemand, aber etwas. In etwa zwei Monaten werden wir mit der Space-Jet auf einem Asteroiden landen."
    „Wie kommt er in den Leerraum? Wieso hat er seine Heimatgalaxis verlassen?
    Woher stammt er?"
    Diese Fragen beschäftigten ihren Geist schon lange. „Wundervolle Fragen, nicht wahr? Hoffen wir, dass wir Antworten finden."
    „Kamuko?"
    „Ja?"
    „Ich freue mich, wieder bei dir zu sein."
     
    *
     
    „Deine Biowerte verändern sich."
    Kamuko erklärte beiläufig, dass Deprot sich darum nicht kümmern müsse. „Es handelt sich um einen völlig normalen Vorgang. Ich bin nervös und angespannt. Unterlass weitere Medo-Scans."
    „Ich stelle sie routinemäßig an, wenn ich gewisse Anzeichen deines Verhaltens ..."
    Sie hörte nicht weiter zu. Selbstverständlich kannte sie Deprots Routinen – sie hatte sie selbst programmiert. Unauffällige medizinische und psychologische Messungen und Protokolle gehörten zum Alltag. Anfangs hatte die Generalin vermutet, es sei nötig, um gesund und vital zu bleiben. Damals, als sie noch nichts vom Fluch und vom Segen der Nachtlicht-Rüstung gewusst hatte.
    Die Landestützen der Space-Jet fuhren aus. Über eine Außenkamera beobachtete Kamuko, wie die Oberfläche des Asteroiden näher und näher kam. Sie war nur durch den Scheinwerfer der JV-1-SJ-10 zu

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