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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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abzuschotten…«
    »Schnell!«, schrie Lay. »Wir müssen einen Weg finden, bevor der Pilz oben ist!«
    Sie kletterten so schnell sie konnten, doch es war längst zu spät: Die Pilztentakel webten bald ein regelrechtes Netz in die Bäume, über deren Geäst Rulfan und die Gefährten hätten fliehen können. Eine dichte Barriere entstand dort, die bald alle äußeren Bereiche der Mammutbaumkrone abriegelte.
    Rulfan, Lay und Zarr mussten ins Innere der Krone zurückweichen. Von unten beobachteten sie die Wilden. Die hatten wieder zu palavern begonnen; offenbar triumphierten sie. Für die Gefährten jedoch begann eine Art Belagerungszustand. Bald schleppten die Stunden sich zäh dahin, und je mehr Zeit verstrich, desto quälender wurden Durst und Hunger.
    ***
    Eine Stunde zuvor
    Die große Bucht glitt unter ihnen hinweg. Die Küste kam wieder in Sicht. Fern im Westen sank die Abendsonne dem Horizont entgegen. Draußen im Laderaum sprach Aruula mit der stämmigen Frau, von der Matt jetzt wusste, dass sie Salimata hieß, und der Junge Pilatre – eine Namenswahl, die Matt etliche Spekulationen aufdrängte, von denen er aber keine aussprach. Der Kleine schlief jetzt. Die Frau aß vom Bordproviant und hatte sich einigermaßen beruhigt.
    Matt dagegen sah immer weniger Grund zur Beruhigung. Je näher sie der Küste jenseits der Bucht und dem Wald dort kamen, desto unruhiger wurde er. Schon von weitem sah er die vielen hellen Flecken und Linien im Dschungel und im Schilf am Ufer. Der Verdacht, Daa'tan könnte den Pilz unter seine Gewalt gebracht haben, ließ ihn nicht mehr los.
    Bald erkannten sie Ruderboote und kleine Segelschiffe, die vom Ufer aus in die Bucht hinein fuhren; oder fahren wollten. Es waren sicher Hunderte. Die unter ihnen, die noch in Ufernähe manövrierten, wurden festgehalten, kenterten oder trieben schon kieloben im Wasser. Pilzfäden und Pilztentakel hielten sie fest.
    »Gott im Himmel…«, stöhnte Matt Drax. »Seht euch das an! Das Seeufer ist kaum noch als solches zu erkennen! Alles ist überwuchert von diesem verfluchten Pilz! Seine Flechten reichen schon mindestens zweihundert Schritte ins Wasser hinein!«
    Aus Victorius schien alles Leben gewichen zu sein. Wie eine Granitstatue hockte er auf der Kante des Copilotensitzes und starrte auf den Monitor, der die Bilder der Außenkamera übertrug. Aruula bückte sich ins Cockpit und kam herein. Salimata folgte ihr. Hinter den Pilotensesseln blieben beide stehen und sahen zum Cockpitfenster hinaus.
    »Wudan sei uns gnädig«, stöhnte die Kriegerin von den Dreizehn Inseln, und die schwarze Frau presste die Fäuste an die Lippen und fing wieder an zu weinen.
    Unter ihnen, im See, kämpften Menschen um ihr Leben, versuchten vor dem Grauen der Pilztentakel zu fliehen. Wessen Segelschiff oder Boot noch nicht weiter als zwei Speerwürfe vom Ufer entfernt war, der hatte praktisch keine Chance, der unheimlichen Macht zu entfliehen. Entweder kenterte sein Boot, weil es von Pilztentakeln umgerissen wurde, oder fadenartige Wucherungen, die aus dem Wasser schossen, packten ihn und rissen ihn über Bord. Alle anderen dort unten versuchten ihr nacktes Leben zu retten, indem sie in die Bucht hinein ruderten oder segelten und von dort aus den offenen See ansteuerten.
    »Wir müssen etwas tun, Maddrax«, flüsterte Aruula. Das Entsetzen hatte sich in ihre schönen Züge eingegraben.
    »Und was?« Der Mann aus der Vergangenheit kreiste längst über dem Ort der Tragödie. »Wo sollen wir zuerst helfen? Wie können wir hier eingreifen?« Die pure Verzweiflung schwang in seiner heiseren Stimme. »Wen sollen wir sterben lassen, wen retten?«
    »Mon dieu…« Victorius schüttelte fassungslos den Kopf. »Wie kann das sein? Warum hat der Pilz auf einmal diese Macht? Wie konnte er so schnell wachsen?«
    »Daa'tan«, krächzte Matt.
    Aruula zog die Schultern hoch und verdeckte die Augen mit der Rechten. »Du meinst…?«
    »Wer sonst? Du erinnerst dich an die Pilzgestalt mit seinen Zügen?«
    »Das hieße aber, dass er frei ist.«
    »Impossible!«, entfuhr es Victorius. »Der Kerker ist sicher! Im ganzen letzten Jahr gab es keinen einzigen Zwischenfall!«
    Matt Drax rang sich zu einem Entschluss durch. Er ließ den Gleiter in den Abendhimmel steigen. »Wenn Daa'tan aber doch der Verursacher dieser Katastrophe dort unten ist, müssen wir zu ihm fliegen! Nur er kann diesen Wahnsinn noch stoppen!« Der Gleiter nahm seinen Kurs wieder auf, flog über die Küstenlinie hinweg und

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