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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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auf Höhe der Luke zu manövrieren.
    In diesem Moment drehte der schwarze Mann sich um.
    »Victorius!«, entfuhr es Matthew. Und wahrhaftig – es war niemand anderes als Prinz Victorius, der dort im Geäst des Urwaldriesen arbeitete. Ohne seine pinkfarbene Perücke und mit der derangierten Kleidung hätte Matt ihn fast nicht erkannt. »Wir kommen…!«
    Durch die Rauchfahne hindurch drückte Matt den Gleiter noch tiefer hinunter. »Zur Ausstiegsluke!«, rief er Aruula zu. »Öffne sie! Und wenn wir nahe genug an der Gondel sind, gib mir ein Zeichen! Dann halte ich die Position und du hilfst der Frau und dem Kind an Bord!«
    Aruula nickte, stand auf und verließ das Cockpit. Matt hörte das Geräusch der sich öffnenden Luke. Kurz darauf rief sie: »Stopp!« Der Mann aus der Vergangenheit hielt den Gleiter an und wartete. Brandgeruch und Rauch drang bis ins Cockpit vor. Er musste husten. »Sie sind drin!«, rief Aruula kurze Zeit später.
    Matt atmete auf. Er steuerte das Fluggerät weg von der brennenden Gondel und drehte es, bis er Victorius in der Baumkrone sehen konnte. Behutsam bohrte er den Gleiter ins Geäst. Er musste seine feinsten Pilotenkünste reaktivieren, um bis auf zwei Schritte zu Victorius in die Baumkrone vorzudringen. Rückwärts rangierte er wieder aus dem Laub heraus, als Victorius ebenfalls an Bord geklettert war.
    »Ein Ungeheuer!«, stöhnte der, als er Matt im Cockpit umarmte und auf die Wangen küsste. »Ein Monster hat uns angegriffen, mon dieu! Hast du es gesehen, mon ami?«
    »Ja, natürlich«, sagte Matt. »Es war ein Todesrochen. Du hast so ein Geschöpf aber auch schon einmal gesehen, erinnerst du dich nicht?«
    »Ein Todesrochen, quel malheur!« Victorius schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Du hast recht! Ein solches Ungeheuer hat damals am Kratersee die PARIS angegriffen!«
    »Es war sogar dasselbe Vieh!« Matt Drax legte dem erschöpften Victorius den Arm um die Schulter. »Der Teufel mag wissen, was der Todesrochen hier zu suchen hat! Normalerweise findet man sie nur in der Nähe von Daa'muren.« Draußen im Laderaum hörte der Mann aus der Vergangenheit das Kind schreien und die Frau weinen. Aruula kümmerte sich um die beiden.
    »Die Bestie hat uns aus dem Himmel gefegt!« Schwer atmend ließ sich der schwarze Prinz in den Sessel des Copiloten sinken.
    »Wir haben es beobachtet.« Auch Matt Drax nahm seinen Platz im Pilotensitz wieder ein. »Er machte aber auch nicht den Eindruck, als hätte er es speziell auf deine Roziere abgesehen gehabt«, sagte er. »Er scheint ein anderes Ziel zu haben…«
    Victorius' Kopf ruckte hoch. »Du meinst…«
    »Die Wolkenstadt?« Matt lief ein Schauer über den Rücken. Er trat an das Ortungsgerät, das eine stilisierte Karte des Landes unter ihnen darstellte. »Die Richtung, in die er weiterflog, könnte stimmen. Aber das hieße ja…«
    »Grao'sil'aana!«, ächzte der schwarze Prinz, dessen Teint eine leicht gräuliche Färbung angenommen hatte.
    »Und Daa'tan«, ergänzte Matt. Ein Kloß schwoll ihm im Hals. Fieberhafte Unruhe befiel ihn plötzlich. »Wir dürfen keine Zeit verlieren!«
    Der Mann aus der Vergangenheit brachte den Gleiter auf Westkurs. Der See kam wieder in Sicht.
    Victorius schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Mon dieu! Wenn dieses Ungeheuer die Wolkenstadt angreift, dann gnade ihr Gott!«
    Der Gleiter nahm Fahrt auf; Matt kitzelte alles aus den Maschinen heraus. »Weit kann es nicht mehr sein.« Seine Gedanken kreisten um die beiden Gefangenen der Wolkenstadt. Der Verdacht, sie könnten etwas zu tun haben mit dem Auftauchen des Daa'muren-Rochens, drängte sich geradezu auf. Und war es dann nicht auch denkbar, dass der unkontrolliert wuchernde Pilz mit Daa'tan zu tun hatte? Matt Drax schüttelte die rabenschwarzen Gedanken ab, die ihn im Moment nicht weiter brachten.
    »Wer sind die Frau und das Kind?«, wandte er sich an den schwarzen Prinzen, um sich abzulenken.
    Victorius' Stimme schien sich zwischen Stolz und Trauer nicht entscheiden zu können, als er antwortete. »Meine Familie.«
    »Du hast Frau und Sohn?« Matthew war ehrlich überrascht. »Davon hast du nie erzählt!«
    Victorius druckste herum; ihm schien das Thema unangenehm zu sein. »Folgendes: Wir… sind nicht verheiratet. Und ich… ich habe mich lange nicht um die beiden gekümmert«, gab er zu. »Vielleicht zu lange nicht. Es gibt… Probleme.«
    Ach du liebe Güte! In Matt Drax erwachte prompt das schlechte Gewissen. War er also nicht der

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