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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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bleiben! Töten wir sie und werfen ihre Leiche den wilden Tieren zum Fraß hinunter!«
    Elloa, die endlich verstanden hatte, wie ernst es um sie stand, warf ihren roten Hochzeitsschleier Babagaya ins Gesicht, packte den Standspiegel hinter sich und riss ihn um. Er kippte Babagaya entgegen, die zurückweichen musste, um nicht von dem schweren Möbelstück getroffen zu werden.
    Elloa aber sprang durch die offene Tür ins Badezimmer, schlug die Tür zu, schloss ab und lief zum Balkon. Die kaiserlichen Gattinnen fauchten, schimpften und rüttelten an der Tür. Natürlich hatte Elloa gleich am ersten Tag durchschaut, dass ihre Rivalinnen sie verabscheuten, doch dass die eifersüchtigen Weiber so weit gehen würden…
    Die Stimmen vor der Tür beruhigten sich. Bald hörte sie nur noch Babagaya und eine der Dienerinnen reden. Irgendetwas heckten sie aus dort draußen.
    Elloa blickte zwei Stockwerke tiefer in den kleinen Palastpark hinunter; Paare saßen dort Händchen haltend auf Bänken und im Gras. Nahe des kaiserlichen Fuhrparks standen Menschen in kleinen Gruppen beieinander und plauderten. Es wurde schon dunkel und die ersten Gaslaternen flammten auf. Feierabendstimmung breitete sich in Wimereux-à-l'Hauteur aus. Sie blickte auf den nussschalengepflasterten Weg unter dem Balkon und verwarf den Gedanken, hinunter zu springen. Zu hoch, zu gefährlich.
    In einiger Entfernung und leider außer Rufweite sah sie Kaiser de Rozier – sie erkannte ihn nur an der weißen Hautfarbe – zur Aufzugsstation eilen. Prinz Akfat begleitete ihn und hatte Mühe, seinem Vater zu folgen.
    Elloa fuhr herum. An der Badezimmertür schabte Metall über Metall. Jemand hantierte mit einem Werkzeug im Schloss herum. Oder sogar mit einem Zweitschlüssel? Elloa fasste den Nachbarbalkon ins Auge. Etwa anderthalb Meter trennten beide Brüstungen, vielleicht noch mehr. Sollte sie es wagen?
    Die Badezimmertür wurde aufgestoßen, Babagaya stürmte hinein. Jetzt blieb Elloa keine Wahl mehr: Sie musste es wagen. Mit klopfendem Herzen schwang sie sich auf die Brüstung und sprang.
    Als sie von der Nachbarbrüstung auf den Nachbarbalkon stürzte, veränderte sich etwas in der Stadt. Elloa vermochte nicht zu sagen, was es war. Die Angst und ein stechender Schmerz im rechten Knöchel beschlagnahmten ihre Aufmerksamkeit. Doch beiläufig registrierte sie, dass die Paare unten im Park hochgesprungen waren, dass die Leute beim Fuhrpark nicht mehr plaudernd beieinander standen.
    Auf dem Badezimmerbalkon blaffte die stolze Babagaya Befehle und machte Anstalten, auf die Brüstung zu klettern und ebenfalls zu springen. Elloa zog sich hoch, drückte die Balkontür ein und hinkte in den Empfangssaal dahinter. Schon sprang auch Babagaya; andere Frauen folgten ihr.
    Elloa drückte beide Flügel der Saaltür hinter sich zu. Im selben Moment hörte sie einen durchdringenden Pfeifton. Sie war noch nicht lange genug auf Wimereux-à-l'Hauteur, um seine Bedeutung einordnen zu können, und außerdem zu sehr damit beschäftigt, ihre Haut vor dem Hass der Rivalinnen zu retten. Sie floh das Treppenhaus hinunter, wollte hinaus ins Freie stürzen und um Hilfe schreien. Doch weil sie schon sehr dicht hinter sich die Schritte und die wütenden Stimmen ihrer Feindinnen hörte, floh sie erst einmal in die Küche. Von dort aus hoffte sie, durch den Hinterausgang ins Freie zu gelangen.
    Sie bog in den Gang ein, der zur Hintertreppe führte, hörte aber auch von dort schon viele Schritte und zischende Stimmen. Die Furien hatten sich in zwei Gruppen geteilt. Von zwei Seiten nahmen sie Elloa in die Zange!
    Die künftige kaiserliche Gattin stürmte durch die nächstbeste Tür und schloss sie hinter sich ab. Als sie sich umdrehte, erkannte sie, dass sie in einer Vorratskammer gelandet war. Überall Gemüse, Salatköpfe und Kisten voller Früchte! Hinter der verschlossenen Tür rotteten sich die Gattinnen des Kaisers zusammen. Deutlich konnte Elloa sie hören: Einige kreischten, andere fluchten leise, wieder andere pochten oder traten von außen gegen die Tür.
    Elloa schloss die Augen. Tiefe Enttäuschung erfüllte sie: Die anderen wussten also, wo sie sich versteckt hielt. Ihr Atem flog, sie presste die Fäuste gegen die pochenden Schläfen. Es gab kein Entkommen, es war vorbei! Hinter ihr polterte es und das Türblatt vibrierte. Babagaya und die anderen Verschwörerinnen versuchten die Tür mit einem schweren Gegenstand aufzubrechen.
    »Diese Krähen…!« Elloa lief zu einer Box, die bis

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