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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Schiff handeln konnte. Keine Gefahr also; außerdem war Matt neugierig. Also behielt er den Kurs bei.
    Seine Gedanken kehrten zu Daa'tan zurück. Sich an ihn zu erinnern war ungefähr so, als würde er eine gerade vernarbte Wunde wieder aufreißen.
    So lange schon war Daa'tan ihnen auf den Fersen gewesen. Um seine Mutter, die er auf bizarre Art abgöttisch zu lieben schien, zu sich zu nehmen und für sich allein zu haben. Eine teuflische Situation für Aruula. Natürlich wusste sie, dass er wahnsinnig war. Und natürlich liebte sie ihn, so wie jede Mutter ihr Kind liebt, selbst gegen alle Vernunft.
    Und was wollte Daa'tan von seinem Vater? Matt schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Nichts als Hass hatte der Junge für ihn übrig; töten wollte er ihn. Den Daa'muren, die ihn geraubt und erzogen und sein zerstörerisches Potenzial erkannt hatten, war es meisterhaft gelungen, seine Seele zu vergiften und ihm zu suggerieren, dass Mefjuu'drex nicht nur ihr schlimmster Feind, sondern wohl auch noch Antichrist und Massenmörder in einer Person war, der ihn zeit seines Lebens im Stich gelassen und seine Mutter von ihm ferngehalten hatte. Daa'tan litt an einem Vaterkomplex, der größer war als der Olympus Mons auf dem Mars.
    Das war die Wahrheit, und Matt hatte gelernt, ihr ins Auge zu sehen.
    Die Mordlust und Zerstörungslust des Jungen hatte ihnen nach Daa'tans missglücktem Angriff auf die Wolkenstadt keine Wahl gelassen: Sie hatten ihn und seinen Daa'murenfreund mit Schlangengift betäubt und auf Wimereux-à-l'Hauteur zurückgelassen, auch in der Hoffnung, in Gilam'esh'gad ein Mittel zu finden, um seine Seele zu heilen – und um den nötigen Abstand zu gewinnen, um wieder klar denken zu können.
    Beides hatte nicht funktioniert.
    Matt öffnete die Augen und blickte auf den Frontmonitor mit den Aufnahmen der Außenkamera. Etwas schaukelte ein paar Kilometer entfernt auf den Wellen. Er zoomte den länglichen dunklen Fleck näher heran. Es war ein Schiff, ein Einmaster auf Südostkurs. Fische sprangen rund um den Schiffsrumpf aus dem Wasser, Delphine vermutlich. Oder Delphinmutanten? Es war auch dann nicht mit letzter Sicherheit zu klären, als der Gleiter direkt über das kleine Schiff hinweg flog. Doch die Männer auf den Ruderbänken zu beiden Seiten des gerafften Segels konnte er für einen Augenblick erkennen. Sie waren schwarzhäutig.
    Matt Drax spähte wieder auf den Frontbildschirm und durch das Cockpitfenster. Noch immer kein Land in Sicht. Doch wo ein Schiff mit schwarzen Männern an Bord Richtung Südosten unterwegs war, da konnte die Nordwestküste des afrikanischen Kontinents nicht mehr weit sein.
    Er blickte nach rechts, wo Aruula im zurück geklappten Sessel lag und noch immer die Augen geschlossen hielt. Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Wie schön sie war… schöner noch als an jenem Tag in den postapokalyptischen Alpen, als sie plötzlich neben dem dachlosen Cockpit seines notgelandeten Jets gestanden hatte. Da gab es Daa'tan noch nicht. Auch seine Tochter Ann war damals noch nicht geboren worden.
    Ann…
    Wo mochte sie stecken? Wie mochte es ihr gehen?
    Matt Drax seufzte, schüttelte das Bild seiner kleinen Tochter ab und konzentrierte sich auf die Instrumentenkonsole. Zwar hatte er die Navigation des Gleiters dem Autopiloten überlassen, doch der Mann aus der Vergangenheit misstraute dem alten und arg ramponierten Fluggerät. Er misstraute grundsätzlich allem, was mit Arthur Crow zu tun hatte.
    Ann und Daa'tan…
    Erst einmal musste er sich um seinen Sohn kümmern. Nächtelang hatten Aruula und er über Daa'tan gesprochen. Auf dem Weg von der Antarktis nach Waashton, dann in Waashton und vor allem jetzt, seitdem sie aufgebrochen waren, um nach ihm zu schauen. Sie hatten keine Lösung für das Problem gefunden. Im Moment konnten sie nur hoffen, dass die lange Gefangenschaft den Jungen zum Nachdenken gebracht hatte.
    Eine lächerliche Hoffnung; Matt Drax wusste es selbst. Doch woran klammerte man sich nicht alles, wenn einem die Schwierigkeiten über den Kopf wuchsen?
    Immerhin hatten sie sich geeinigt, Daa'tan von dem Daa'muren Grao'sil'aana zu trennen. Dass er aus dem Einflussbereich dieses Echsenmannes herausmusste, lag für Aruula genauso klar auf der Hand wie für Matt. Und danach? Sollten sie noch einmal nach Gilam'esh'gad zurückkehren, jetzt, da die Stadt zu neuem Leben erwacht war? Quart'ol, Vogler und Clarice standen erst am Beginn, die Schätze der lange vergessenen Metropole zu

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