Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2480 - Die Prognostiker

Titel: 2480 - Die Prognostiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zahlreichen Zugangsterminals und Bildschirmen. Es war die zentrale Schnittstelle der Kreuzkokons, die in vier Gruppen zu je 16 Einheiten an den Wänden der Gedankenkammer angeordnet waren.
    Diese 64 Kreuzkokons waren die Vernetzungsstellen der Prozessoren von ESCHER gewesen. Sie alle waren miteinander und mit der zentralen Positronik verbunden. Die Probanden hatten in einem schlafähnlichen Zustand nackt auf einem massigen, schmucklosen metallenen Unterbau geruht, mit ausgebreiteten Armen, der gesamte Körper von einer transparenten Kuppel überspannt. Über der Leibesmitte war eine Querstrebe verlaufen, die die Verkabelung enthalten hatte. Stirn und Hinterkopf des Prozessors waren mit einer modifizierten SERT-Haube bedeckt gewesen.
    Nach der Beeinflussung durch den Nukleus war in der ESCHER-Positronik dann das Gittermuster energetischer Knotenpunkte entstanden, das ESCHER selbst als Hyperdim-Matrix bezeichnete. Sie ersetzte die Vernetzung der Prozessoren in den Kreuzkokons. Heute lagen keine Körper mehr an Ort und Stelle.
    Als hätten die Prozessoren damals schwerelos in der Luft geschwebt, dachte Savoire. Diesen Eindruck hatte er damals mitunter zumindest gehabt.
    Nur gehalten von den Kabeln der Strebe und der SERT-Haube. Unwirkliche Gestalten in einer unwirklichen Umgebung.
    Er fragte sich, warum ausgerechnet die Gedankenkammer solch eine Anziehung auf ihn ausübte, ein hoch technisierter Raum, der nicht minder kalt war als das Licht, das ihn erhellte. Vielleicht, weil er sich selbst schon als Prozessor gesehen hatte, als körperloses Bewusstsein, das durch die Verschmelzung mit anderen Geistesinhalten und der Positronik selbst über alle Maßen erhöht wurde? Sah er diese Verschmelzung als ersten Schritt vom Menschen hin zur Superintelligenz? War er deshalb bereit, sein Leben für ESCHER zu opfern?
    Gedankenverloren tastete er nach den Jonglierbällen, um sich mit ihrer Hilfe zu entspannen, den Einfluss des Vibra-Psi zurückzudrängen, als ein Alarmton ihn überrascht zusammenzucken ließ.
    Im nächsten Augenblick summte sein Armband-Allzweckgerät.
    Er aktivierte es.
    „Für die gesamte Baustelle wurde Alarm gegeben!", vernahm er Isokrains Stimme. „Komm sofort in die Kontrollzentrale!"
     
    4.
     
    Hangay
     
    Ein Blick auf die Ortungsholos in der Zentrale verriet ihm den Grund der Aufregung. Nicht weit entfernt von der Baustelle war ein Hypersturm losgebrochen.
    Savoire wurde blass. Was er da sah, war beileibe kein Sturm mehr, es war ein Orkan. Und zwar ein gewaltiger. In dieser zentrumsnahen Region waren permanente Hyperorkane die Regel, und sie hatten in einigen hundert Lichtjahren schon einige bemerkt, aber was sich dort zusammenbraute ...
    „Stärke achtzig Meg", sagte Pal Astuin. „Steigend. Jetzt einhundert, einhundertzwanzig ..."
    Geistesabwesend stellte Savoire fest, dass auch dieser Avatar ESCHERS sich nun zu ihnen gesellt hatte, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die dreidimensionale Darstellung.
    Der Raum selbst drohte in sich zusammenzubrechen. Überschlagblitze rissen das Kontinuum auf und durchzogen die Schwärze des Alls mit gezackten Linien, aus denen es rot und blau hervorquoll, wahrscheinlich Hyperstrahlung, die die Positronik auf diese Weise darstellte.
    Einen Moment lang erlosch das Holo, dann bildete es sich zitternd und unscharf neu.
    „Eine Raum-Zeit-Verzerrung, gefolgt von einem Weltraumbeben", stellte Astuin lapidar fest. „Kurzfristiger Ausfall sämtlicher hyperphysikalischer Geräte. Kein Hyperfunk mehr, die auf fünfdimensionaler Basis arbeitenden Orter funktionieren nur noch eingeschränkt, wenn überhaupt ..."
    Savoire spürte, dass sein Magen sich zu einem kleinen Klumpen zusammenzog. Standardaussagen ... hundertmal gelesen, aber es ist eben doch ein Unterschied zwischen Kennen und Erleben.
    Die Weltkugel war trotz ihres Versorgertraktes nicht überlichtflugtauglich und konnte nicht aus eigener Kraft vor diesen unvorstellbaren Gewalten fliehen. Wenn sich der Sturm zu ihnen hin verlagerte oder gar ein ...
    Er verdrängte den Gedanken und versuchte, eine Holoeinblendung der Baustelle aufzurufen, doch die Positronik spielte ein anderes Bild ein: Ein rotschwarzes Wirbeln entstand in einer Randzone des Hyperorkans, dehnte sich aus und zog langsam vom Zentrum des Sturms fort, in Richtung der Baustelle. Aus seinem Inneren schien Dunkelheit zu quellen, als wäre es eine Öffnung ins Nichts.
    „Tryortan-Schlund", murmelte Savoire rau.
    „Wir mussten früher oder

Weitere Kostenlose Bücher