2480 - Die Prognostiker
später damit rechnen", sagte Pal Astuin emotionslos. „Ein bekanntes Phänomen.
Seine Entstehung wird in dieser zentrumsnahen Region durch die permanenten Hyperorkane begünstigt."
Der Diakater warf dem Avatar einen befremdeten Blick zu. „Wenn der Schlund hierher zieht, droht uns höchste Gefahr, und du redest, als ..."
„Der Schlund wird hierher ziehen", bestätigte Astuin. „ESCHER hat seine Bahn bereits berechnet. Aber Kalbaron Karuff hat schon reagiert. Die Weltkugel wird bereits von Montagebooten angesteuert, die sie per Traktorstrahl zum bereits fertiggestellten Kolonnen-Fort TRAICOON 06-202a schleppen werden."
Wie zur Bestätigung seiner Worte ging ein spürbarer Ruck durch den Versorgerbereich.
Abrupt wechselte die Holodarstellung, zeigte nun den Ausschnitt einer Außenseite des Forts, in der eine Öffnung von 840 mal 840 Metern zu klaffen schien.
Ein Hangar, wurde Savoire klar, nicht von Außenschotten verschlossen, sondern mit abriegelnden, transparenten semipermeablen Energiemembranen auf Prallfeldbasis.
Feste Körper konnten sie durchdringen, die Atmosphäregase nicht.
Das Bild wechselte erneut, während die Weltkugel in den Hangar schwebte, dessen Tiefe mit 1200 Metern angegeben wurde, und dort sanft aufsetzte. Es zeigte wieder die Baustelle, der sich Dutzende von Kolonnen-Fähren näherten.
„ESCHER hat soeben Kontakt mit dem Rechnersystem des Forts aufgenommen", informierte Astuin.
„Was?" Savoire fuhr zu dem Avatar herum.
„Natürlich nicht auf direktem Weg, sondern unter Nutzung jener Anlagen, die im Versorgertrakt der Weltkugel vorhanden sind. Sollte jemand an Bord des Forts herausfinden, dass ein Kontakt zustande gekommen ist, wird er sich nicht daran stören, dass sich der Weltweise Zugang zu Informationen verschafft. Das ist doch ganz natürlich, oder? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die verantwortlichen Instanzen sogar ganz im Gegenteil die genutzten Leitungen stets offen halten. Schließlich haben sie nicht jeden Tag ein geheimnisvolles Wesen aus dem direkten Umfeld Xrayns als Gast an Bord. So etwas stellt selbst in der Terminalen Kolonne etwas Besonderes dar."
„Ich würde es vorziehen, wenn du dich nicht stets in Andeutungen verlierst, sondern klipp und klar sagst, was Sache ist." Vorwurfsvoll sah er den Avatar an.
Pal Astuin zuckte gleichmütig die Achseln.
„Was hat ESCHER denn herausgefunden?", fuhr Savoire schließlich etwas besänftigt fort.
„Der Alarm gilt nach wie vor", antwortete der Avatar. „Sollte sich der Tryortan-Schlund weiter nähern, wird Kalbaron Karuff die gesamte Baustelle auflösen. Portivabschnitt 3h3h2 muss dann an einem anderen Ort fertiggestellt werden."
Savoire nickte zögernd. Das klang nachvollziehbar. Ein Tryortan-Schlund stellte auch für Kolonnen-Einheiten der TRAICOON-Größe eine konkrete Gefahr dar.
Er fragte sich allerdings, wieso TRAITOR die Baustelle ausgerechnet hier angelegt hatte, in solch einem von vornherein stark gefährdeten Gebiet und nicht weiter entfernt vom Zentrum der Galaxis, wo mit weniger derartigen Störungen zu rechnen war.
*
ESCHER behielt selbstverständlich recht. Kurz darauf setzte tatsächlich der von der Parapositronik berechnete Ernstfall ein.
Der Schlund rückte näher!
Savoire verspürte ein bedrückendes, fast schon lähmendes Gefühl der Hilflosigkeit, während er auf den Holos verfolgte, was im Weltraum vor sich ging. Er konnte nichts ausrichten, nichts tun, musste abwarten und hinnehmen, was ESCHER in die Wege leitete, eine Parapositronik, die jahrelang ihr eigenes Spiel getrieben hatte – womöglich unter Ägide des Nukleus –, und der Weltweise, den in Savoires Auge nichts so sehr auszeichnete wie ein starker Todesdrang ... für Normalsterbliche blieben sie alle einfach unbegreiflich.
Aber TRAITOR verfügte ebenfalls über hochwertige Rechner und erwies sich als perfekt vorbereitet. Dutzende Kolonnen-Fähren erschienen in kurzer Zeit vor Ort, und die Logistiker der Terminalen Kolonne zeigten, dass sie im Ernstfall zu beeindruckenden Leistungen imstande waren. Über die Orterkanäle des Forts TRAICOON 06-202a verfolgte Savoire, wie die Fähren sich mit riskant wirkenden, aber völlig sicheren Manövern ihren Zielen näherten.
Auch das Kolonnen-Fort hatte mittlerweile Fahrt aufgenommen und etwa 20 Prozent Lichtgeschwindigkeit erreicht, als es an dem berechneten Treffpunkt mit der Fähre eintraf. Im Flug wurde das Fort in Windeseile an die Kolonnen-Fähre gekoppelt, die schon
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