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2482 - Der ewige Kerker

Titel: 2482 - Der ewige Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geparkt, auffindbar platziert hatte: um das Leid, die Verzweiflung und unterschwellige Wut der Gefangenen noch zu steigern und um sich an ihrer Machtlosigkeit zu ergötzen, wenn er in der Stadt weilte.
    Sie zog auch ins Kalkül, dass es sich eventuell um das Startsignal für ein neues Spiel handelte, bloß mit umgekehrten Vorzeichen. Statt aus- sollte sie nun einbrechen; und die AS’RIF stellte sowohl das Ziel dar als auch den Köder, der sie zum Mitspielen animierte.
    Zwar schwor Murtaugh oder Skutnik Stein und Bein, er habe nichts damit zu tun. Aber außer dem zehnfachen Gnom gab es noch massenhaft andere Kreative, denen Inkadye den Aufbau eines komplexen Rätselparcours zutraute. Überdies ließ sich keineswegs ausschließen, dass die ganze Stadt Koltogor seit jeher nichts anderes war als eine gigantische Spielanordnung, errichtet einzig zum Zweck, die lebende Trophäe auf subtile Weise wieder und wieder zu demütigen.
    All diese Überlegungen quälten Inkadye. Sie hinderten sie jedoch nicht daran, sich trotzdem auf die Suche nach einem Weg in den Tiefspeicher zu begeben.
    Was hatte sie schon zu verlieren? Ihre Würde war ihr längst geraubt worden.
    Umgekehrt rechtfertigte selbst die minimale Chance, an Bord der AS’RIF zu gelangen und mit der Raumyacht aus dem ewigen Kerker zu entfliehen, jede erdenkliche Mühe.
     
    *
     
    Falls es sich um ein Spiel handelte, gestaltete es sich beträchtlich vertrackter und langwieriger als der Ausbruch aus dem Zimmer ohne Türen und Fenster. Aber Zeit hatte Inkadye ja im Überfluss.
    Zu ihrem wertvollsten Hilfsmittel wurde der robotische Saurier, der sie beim ersten Zusammentreffen beinahe zerfleischt hätte. Dank der Schnittstelle am Hinterteil ließ er sich mit diversen Zusatzgeräten bestücken, beispielsweise dem Mini-Generator eines Deflektorfelds. Außerdem war er kleiner, schlanker und wendiger als Inkadye, wodurch er an Orte gelangte, die sie selbst nie erreicht hätte.
    Im Lauf der Monate stahl W107 Pläne der Katakomben, allerlei Kletterund Tauchausrüstung sowie aus verschiedenen Werkstätten und Studios die Bauteile für einen Apparat, der Kodeschlösser knacken konnte.
    Insofern halfen ihr Koltogors Künstler und Konstrukteure indirekt doch: Sie selbst mochten zwar Materie-Projektionen sein. Ihre Werke hingegen waren durchaus real; vielleicht ohne eine echte Inspiration, aber von Inkadye für ihre Zwecke verwendbar.
    Tatsächlich gab es keinen herkömmlichen Zugang zum Tiefspeicher, keine Treppe, keinen Lift oder Antigravschacht. Offenbar materialisierte KOLTOROC bei Bedarf dort. Inkadye, die dies nicht vermochte, musste Röhren der Kanalisation benutzen, von denen manche mit Flüssigkeit gefüllt waren, und sich mehr als einmal abseilen, in gähnende, viele Dutzend Meter tiefe Abgründe.
    In einer dieser lebensgefährlichen Situationen kam ihr der Gedanke, was wohl geschähe, wenn sie sich einfach fallen ließe. Stürbe sie dann?
    Den Tod fürchtete sie nicht; er barg keinerlei Schrecken mehr für sie. War es nicht sogar besser, ihre grauenhafte Existenz im goldenen Käfig zu beenden, unter die ewige Gefangenschaft nun einen Schlussstrich zu ziehen?
    Dennoch schrak Inkadye davor zurück, sich freiwillig das Leben zu nehmen. Vielleicht hatte sie auch nur Angst, es könnte ihr misslingen – weil sie, wie sich bei dieser Gelegenheit herausstellen würde, permanent unter Beobachtung stand und einer von Koltogors Bewohnern im letzten Moment eingriff.
    Vom Schock dieser Erkenntnis hätte sie sich lange nicht erholt ...
    Ihr Vorstoß in den Tiefspeicher war erfolgreich. Bis auf Sichtweite kam sie an die AS’RIF heran. Dann aber stieß sie auf ein unüberwindliches Hindernis.
    Die Raumyacht, ein schnittiges, äußerst elegant geformtes, etwa zwanzig Meter langes Schiff, schwebte im Zentrum einer zweihundert Meter durchmessenden Hohlkugel. Inkadye blickte von einer verglasten, ein Stück aus der Innenwand ragenden Empore auf das Objekt ihrer Sehnsucht hinab.
    Zum Greifen nahe schien die AS’RIF und war doch unerreichbar. Denn die Atmosphäre in der Hohlkugel brannte.
    Zahllose blauweiße Flämmchen züngelten in alle Richtungen, explodierten immer wieder zu winzigen Sonnen. Unablässig knatterten Überschlagsblitze.
    Inkadyes Armband analysierte die Strahlung als absolut lebensfeindlich.
    Auf der Empore war man durch die Sichtscheibe geschützt. Aber sich in das Inferno zu begeben, das die Yacht umtoste, kam einem Selbstmord gleich.
    Unverrichteter Dinge kehrte sie

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